Switzerlanded – ein Kunstwort hat Konjunktur

Wer als Ausländer an die Schweiz denkt, verbindet mit dem Land einen überdurchschnittlich hohen Lebensstandard, eine bezaubernde Natur und ringsum nette Landsleute, die in der Heimat von Heidi, Schweizer Taschenmesser und präzisen Uhren das Leben so richtig nett erscheinen lassen.

Erlebt der Tourist oder Einwanderer dann die Schweiz im Alltag, dann fühlt er sich doch schnell „geschweizt“, als neuschweizerischen Begriff für „getürkt“. Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind überraschend hoch und so bleibt von den vermeintlich hohen Gehältern vergleichsweise nicht mehr übrig als im benachbarten Ausland.

Switzerlanded – so oder so

Meist wird das Kunstwort „switzerlanded“ eher negativ besetzt. Umschrieben werden damit exorbitant hohe Preise für alltägliche Leistungen genauso wie die vermeintliche Unfreundlichkeit und das Erstaunen darüber, wie es sich in der Schweiz wirklich lebt. Aber auch positive Umdeutungen sind durchaus zu verzeichnen. Und so werden sowohl eher schlechte als auch gute Erfahrungen heute von Zuwanderern, aber auch von den Schweizern selbst gern mit dem Synonym „switzerlanded“ umschrieben.

Image-Pflege hinkt hinterher

Die offizielle Image-Pflege der zuständigen Schweizer Stellen hält sich bei der Bewertung des Kunstwortes eloquent zurück und verweigert nahezu jede Stellungnahme. Kein Wunder, ist man doch eher darauf bedacht, das Image der Schweiz besonders im benachbarten Ausland hoch zu halten. Da sind zweideutige Begrifflichkeiten, die sich allmählich ins Bewusstsein schleichen, eher ungeeignete Ausgangspunkte für die Pflege eines angenehmen Images.

Und doch wäre es wünschenswert, dass sich die staatlichen Image-Pfleger doch einmal mit einer Begrifflichkeit auseinandersetzen, die seit 2010 vor allem in einschlägigen Internet-Foren die Runde macht und zunehmend auch in den allgemeinen Sprachgebrauch einzieht. Sich solchen realen Entwicklungen zu verweigern ist da wohl eher kontraproduktiv.

Gerade dann, wenn der Begriff „switzerlanded“ auch gern mit „geschweizt“ einhergeht. Dann steht eine durchweg negative Wertung dahinter, die das Gefühl vermittelt, dass man in der Schweiz regelrecht und regelmässig über den sprichwörtlichen Tisch gezogen werde. Angesichts von Dienstleistungspreisen, die oftmals das Doppelte vergleichbarer Preise im benachbarten Ausland übersteigen, ist das nicht verwunderlich. Hier eine Relation zwischen Einkommen, Preisen und starker Währung zu schaffen, dürfte doch wohl die grösste Herausforderung in der öffentlichen Wahrnehmung sein.

Switzerlanded kann auch positiv gedeutet sein

Wie schon bemerkt, dürfte das konjunkturstarke Kunstwort auch durchaus positiv gedeutet werden. Hinter der Begrifflichkeit steht nicht automatisch eine negative Bedeutung. Das dürften sich auch die Image-Pfleger und Werbestrategen zu eigen machen, wenn sie dem verhältnismässig jungen Kunstwort, das vor allem unter englischsprachigen Expats kursiert, eine neue Bedeutung zuschreiben wollen. Schwierig dürfte das angesichts der Lebensqualität in der Schweiz trotz einiger Zweifel nicht sein.

 

Oberstes Bild: © xtock – Shutterstock.com

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