Ausländerquote an Schweizer Universitäten - ein heikles Thema
von Tobias Wolf
Die Hochschulrektoren der Schweizer Universitäten halten nichts von der Ecopop-Initiative. Sie warnen vor den „verheerenden Folgen“ und greifen damit zum ersten Mal in der Geschichte des Schweizer Schulwesens aktiv in einen Abstimmungskampf ein. Vor allem die ETH befürchtet, vom europäischen Wettbewerb ausgeschlossen zu werden, da durch die Initiative viel weniger Studenten, Doktoranden und Professoren aus dem Ausland an die Hochschule kommen würden.
So willkommen wie früher scheinen die ausländischen Studenten an der ETH aber auch nicht mehr zu sein. Die Präsidenten der ETH Lausanne und Zürich möchten ihre Zahl in Zukunft begrenzen können. Die Studentenschaft sei in den letzten zehn Jahren zu stark angestiegen und das Interesse ausländischer Studenten wäre auch nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative weiterhin hoch. Ein weiteres Wachstum würde auf Dauer die Qualität des Unterrichts gefährden.
Schweizer Studierende sind gegen die Ausländerquote
Die Forderung der ETHs ist ein heikles Thema und gerade unter Schweizer Studierenden stark umstritten. Die Universität St. Gallen (HSG) hat beispielsweise schon in den 60er-Jahren eine Ausländerquote eingeführt und somit den Anteil an Nichtschweizern auf 25 Prozent begrenzt. Diese Regelung sei laut dem Verband Schweizer Studierendenschaften (VSS) „diskriminierend und fremdenfeindlich“.
Laut offiziellen Stellen hatte der Quotenentscheid der HSG vor allem finanzielle Gründe. Während bei Schweizer Studierenden der Heimatkanton einen finanziellen Beitrag zum Studium leistet, wenn das Studium in einem anderen Kanton absolviert wird, so gibt es ein solches Finanzausgleichssystem für Ausländer nicht. Sie kosten die Universitäten daher deutlich mehr Geld und müssen deswegen auch höhere Studiengebühren bezahlen.
Der VSS empfindet diese Regelung als diskriminierend, da sie vor allem die Menschen vom Studium abhält, die finanziell nicht so gut dastehen. Trotz der harschen Kritik plant die HSG aber nicht, die Quote in naher Zukunft zu kippen. Denn auch nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative wäre das Interesse der ausländischen Studierenden, ihr Studium in der historischen Stadt St. Gallen zu absolvieren, weiterhin gross.
Weitere Entwicklung abwarten
Auch im Bezug auf die Pläne der beiden ETHs findet der VSS deutliche Worte. Die Sorgen der Rektoren über die drohenden Platzprobleme seien zwar verständlich, liessen sich nach Ansicht des Verbandes aber auch durch eine Erweiterung des Campus lösen.
Der Verband der Studierenden an der ETH Zürich (VSETH) reagiert ob der Brisanz des Themas lieber zurückhaltend. Offiziell möchte sich die Studentenorganisation noch nicht zu den Plänen der beiden ETHs äussern. Vorerst werde man die Entwicklungen ausschliesslich aufmerksam beobachten und weiterhin engen Kontakt mit den Entscheidungsgremien pflegen.
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