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Schweizer Forscher entdecken neues Antibiotikum aus Pferdemist

17.11.2014 |  Von  |  Beitrag

Pilze sind eine wahre Wunderwaffe der Medizin und können häufig hochwirksame Medikamente liefern. Zwei Schweizer Forschergruppen ist es jetzt gelungen, weitere Durchbrüche auf diesem Gebiet zu erzielen.

Auf den Hinterlassenschaften von Pferden entdeckten Forscher der ETH Zürich ein mögliches neues Antibiotikum. Dieses findet sich allerdings nicht im Pferdemist selbst, sondern in einem Pilz, der darauf gedeiht – dem Struppigen Mist-Tintling. Aus diesem Pilz extrahierten die Forscher einen bisher unbekannten Wirkstoff mit dem Namen Copsin. Dieser Stoff hat die gleiche Bakterien vernichtende Wirkung wie Antibiotika.

Zu welchem Zweck der neue Wirkstoff aus dem Mist-Tintling in Zukunft eingesetzt werden kann, ist allerdings noch unklar. Gemäss ETH liesse er sich aber nicht nur als Antibiotikum in der Medizin verwenden, sondern auch als Konservierungsstoff in der Lebensmittelindustrie. Copsin tötet nämlich auch die lebensgefährlichen Listerien-Bakterien ab, die zu schweren Lebensmittelvergiftungen führen können. Vorsorglich hat sich die ETH den neuen Wirkstoff daher bereits patentieren lassen.

Versteckte Wirkstoffe in den Pilz-Genen

Eine andere Forschergruppe aus der Universitätsstadt Genf ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat sich überlegt, wie die Medikamentenschätze der Pilze umfassend gehoben werden könnten. Wie genetische Untersuchungen gezeigt haben, produzieren Pilze nämlich nicht alle Moleküle, zu deren Herstellung sie in der Lage wären. Die Gene dafür sind zwar vorhanden, allerdings werden sie nur selten oder sogar niemals aktiviert.

Einige dieser schlafenden Pilz-Gene konnten die Wissenschaftler der Universität Genf und der Forschungsanstalt Agroscope jetzt aktivieren. Dadurch gelang es ihnen neue Moleküle zu extrahieren und zu erforschen, die in Zukunft zum Pflanzenschutz in der Landwirtschaft oder sogar im Kampf gegen Krebs eingesetzt werden könnten.

Neue Erkenntnisse für Medizin und Landwirtschaft

Wie Agroscope mitteilte, sei das Potenzial dieser Methode beinahe grenzenlos und könnte zu neuen, unerwarteten Entdeckungen führen, die für die Medizin und Landwirtschaft von grosser Bedeutung sind. Unter Zuhilfenahme von synthetischen epigenetischen Modifikatoren gelang es den Wissenschaftlern sogar ganze Gruppen von Molekülen zu aktivieren, die bisher vollkommen unbekannt waren. Durch deren genaue Untersuchung erhoffen sich die Forscher nun neue Erkenntnisse im Kampf gegen Krebs, Alzheimer und Entzündungen. Aber nicht nur für die Medizin, sondern auch für die Landwirtschaft könnten die neuen Stoffe von grosser Bedeutung sein. Dort könnten sie beispielsweise der Bekämpfung von Mikroorganismen dienen und gegen Bakterien, Viren oder Pilze auf Kulturpflanzen eingesetzt werden.

 

Oberstes Bild: © Andrey_Popov – shutterstock.com

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