Todesfälle durch Terrorismus erneut gesunken - Terrorismus bleibt verbreitet

Nach dem Global Terrorism Index (GTI) von 2018 sanken die Todesfälle durch Terrorismus zum dritten Mal in Folge, nachdem sie 2014 ihren Höhepunkt erreicht hatten. Der jährliche Global Terrorism Index, der nun in seinem sechsten Jahr erscheint, wird vom Institute for Economics & Peace (IEP) entwickelt und bietet die umfassendste Ressource zu globalen Terrortrends.

Die Gesamtzahl der Todesfälle sank 2017 um 27 Prozent, wobei die grössten Rückgänge im Irak und in Syrien zu verzeichnen waren. Der Rückgang der Todesfälle spiegelte sich auch in den Länderwerten wider: 94 Länder weisen eine Verbesserung auf, während 46 Länder eine Verschlechterung zeigen. Dies ist die höchste Zahl von Ländern, die seit 2004 eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr verzeichnet haben.

Der GTI ergab, dass die globalen Auswirkungen des Terrorismus abnehmen, zeigt aber auch, dass der Terrorismus immer noch weit verbreitet ist und sich in einigen Regionen sogar noch verschlimmert:

• Fünf Länder (Afghanistan, Irak, Nigeria, Somalia und Syrien) verzeichneten mehr als 1.000 Todesfälle, während 19 Länder mehr als 100 Todesfälle verzeichneten.
• Somalia und Ägypten verzeichneten 2017 den grössten Anstieg der Zahl der Todesfälle durch Terrorismus – bei einem Anschlag in Somalia kamen 587 Menschen ums Leben und bei einem weiteren in Ägypten 311 Menschen.
• Von 2016 bis 2017 stiegen die Todesfälle durch Terrorismus in Somalia um 93 Prozent.
• 67 Länder verzeichneten mehr als einen Todesfall, während 98 Länder mindestens einen Anschlag verzeichneten.
• Angola und Spanien hatten die grössten Verschlechterungen im GTI, die auf einen einzigen Anschlag in Angola und mehrere Anschläge in Spanien zurückzuführen waren.
• Myanmar und die Philippinen verzeichneten 2017 eine Rekordzahl von Terrortoten mit 166 respektive 50 Todesfällen.
• Afghanistan verzeichnete 2017 die meisten Todesfälle durch Terrorismus und trat damit an die Stelle des Irak.

Steve Killelea, Executive Chairman des IEP, erläutert die Ergebnisse: „Die Forschung des IEP kommt zu dem Schluss, dass Konflikte und Staatsterror die Hauptursachen für Terrorismus sind – von den 10 am stärksten vom Terrorismus* betroffenen Ländern waren alle in mindestens einen gewalttätigen Konflikt verwickelt und acht in einen grossen Krieg mit mindestens 1.000 Kampftoten. Auf diese zehn Länder entfallen 2017 84 Prozent aller Todesfälle durch Terrorismus. In Kombination mit Ländern mit hohem politischem Terror steigt die Zahl auf über 99 Prozent. Politischer Terror beinhaltet aussergerichtliche Tötungen, Folter und Inhaftierung ohne Prozess.“

In Nordamerika und Westeuropa nimmt die Gefahr eines rechtsextremen politischen Terrorismus zu. In den vier Jahren zwischen 2013 und 2017 gab es 66 Todesfälle und 127 Anschläge, die in Westeuropa und Nordamerika von rechtsextremen Gruppen und Einzelpersonen verursacht wurden. Im Jahr 2013 gab es keine Todesfälle, verglichen mit 17 im Jahr 2017. Die meisten der Anschläge wurde von einzelnen Akteuren mit rechtsextremen, weiss-nationalistischen oder antimuslimischen Überzeugungen begangen.

Die beiden Länder mit den stärksten Rückgängen des Terrorismus sind Irak und Syrien mit einem Rückgang der Todesfälle um 5.500 bzw. 1.000. Der starke Rückgang der Zahl der Todesfälle im Irak und in Syrien ist hauptsächlich auf die anhaltende Schwächung des ISIL zurückzuführen. Die Zahl der Todesfälle durch Terroranschläge, die dem ISIL zugeschrieben werden, sank 2017 um 52 Prozent. Es gab einen entsprechenden Rückgang der Letalität von Anschlägen, was die Schwächung der Organisation unterstreicht. Trotz seiner verringerten Kapazität blieb der ISIL 2017 die tödlichste Terrorgruppe weltweit. Der ISIL hat inzwischen den grössten Teil seines Territoriums und fast alle seiner Einnahmen verloren, wobei sich die verringerten Kapazitäten in der sinkenden Zahl der Todesfälle pro Anschlag abzeichnen. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass sich diese Entwicklung bis ins Jahr 2018 fortsetzen wird.

Im Jahr 2017 verlagerten die Taliban den Fokus von Anschlägen auf Zivilisten auf Polizei- und Militärangehörige. Die Taliban haben 2017 2.419 Polizei- und Militärangehörige getötet, gegenüber 1.782 im Vorjahr. Auch die Zahl der Anschläge stieg 2017 von 369 auf 386.

Obwohl die Zahl der Todesfälle durch Terrorismus in den letzten drei Jahren erheblich zurückgegangen ist, entstehen immer wieder neue Bedrohungen. Islamistische Terrororganisationen haben sich als sehr widerstands- und veränderungsfähig erwiesen, sie splittern sich auf und bilden in rascher Folge neue Gruppen und Allianzen. Von den 169 terroristischen Gruppen, die 2017 für mindestens einen Tod verantwortlich waren, waren 42 entweder neue Gruppen oder Gruppen, die in den drei Vorjahren keine Todesfälle verursacht hatten. Im Jahr 2017 war die aktivste neue Gruppe Hay’at Tahrir al-Sham in Syrien, die für 177 Todesfälle verantwortlich war.

Westeuropa verzeichnete einen deutlichen Rückgang des Terrorismus um 52 Prozent, wobei Frankreich, Deutschland und Belgien alle einen deutlichen Rückgang von Todesfällen durch den Terrorismus verzeichneten. Im Jahr 2017 sank die Zahl der Todesfälle auf 81 im Vergleich zu 168 im Vorjahr. Dieser Trend hat sich bis ins Jahr 2018 fortgesetzt, wobei bis Oktober 2018 nur acht Todesfälle zu verzeichnen waren.

Steve Killelea erklärt: „Die deutlichen Verbesserungen in Europa sind auf eine Reihe von Gründen zurückzuführen. Der ISIL hat aufgrund seiner militärischen Niederlagen und geschwächten Kapazität, Angriffe in Europa durchzuführen, viel von seiner Attraktivität verloren. Die Aufstockung der Mittel für die Terrorismusbekämpfung in Verbindung mit besseren Überwachungstechniken hat auch dazu beigetragen, dass die Zahl der Todesfälle durch Terrorismus in Europa stark zurückgegangen ist. Interessanterweise ist jedoch in Europa trotz eines Rückgangs der terrorismusbedingten Todesfälle die Zahl der terroristischen Vorfälle in diesem Zeitraum gestiegen. Dies zeigt, dass der ISIL aufgrund der verminderten Kapazitäten und der verstärkten Massnahmen zur Terrorismusbekämpfung seine Fähigkeit zur Planung und Koordinierung grösserer Terroranschläge verliert.“

Zusammen mit dem Rückgang des Terrorismus sind auch die weltwirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus 2017 um 42 Prozent auf 52 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Todesfälle machten 72 Prozent der wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus aus, während der Rest auf BIP-Verluste, Sachbeschädigungen und nicht tödliche Verletzungen zurückzuführen war. Die tatsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus dürften jedoch viel höher ausfallen, da diese Zahlen nicht die indirekten Auswirkungen auf Unternehmen, Investitionen und die Kosten der Sicherheitsbehörden bei der Terrorismusbekämpfung berücksichtigen.

* 10 Länder, die am stärksten vom Terrorismus betroffen sind, (nach Anzahl der Todesfälle)

1) Afghanistan 2) Irak 3) Nigeria 4) Somalia 5) Syrien 6) Pakistan 7) Ägypten 8) Kongo 9) Zentralafrikanische Republik 10) Indien

 

Quelle: INSTITUTE FOR ECONOMICS & PEACE (IEP)
Titelbild: Chayatorn Laorattanavech – shutterstock.com

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