Algeriens Christen fordern mehr Freiheit

Die christliche Minderheit Algeriens hofft auf eine politische Wende. Nach dem Rücktritt des Langzeit-Herrschers Abdelaziz Bouteflika (82) streben sie eine moderne demokratische Republik an.

Zu den Zielen gehört unter anderem die Abschaffung diskriminierender Gesetzesartikel.

Die christliche Minderheit Algeriens will eine moderne Republik. Dies bekräftigt die evangelische Kirche des grössten Flächenstaats Afrikas, die „Église Protestante d’Algérie“ (EPA): In einer offiziellen Stellungnahme drückt dieser Verband die Solidarität der Christen mit den „legitimen Bestrebungen und Forderungen des algerischen Volkes in seinem friedlichen Kampf für die Errichtung einer modernen demokratischen Republik“ aus.

„Seit dem 22. Februar 2019 verfolgen wir als Vertreter der Evangelischen Kirche Algeriensaufmerksam und sehr genau die politischen Entwicklungen, die in unserem geliebtem Land in den letzten Wochen stattgefunden haben“, und auch in den nächsten Wochen weiter zu erwarten sind.

Christen sind optimistisch

Diese offizielle Position der EPA wird von einer spirituellen Initiative flankiert. Die algerischen Christen stehen bereits seit Januar mit einer umfassenden Fasten- und Gebetsbewegung für ihre Nation ein.

Dieser geistliche Einsatz gilt der gesellschaftspolitischen Stabilität, dem wirtschaftlichen Aufschwung und einem guten Umgang mit den natürlichen Ressourcen des Landes. Salah Chalah, Präsident der EPA, erklärt: „Die Evangelische Kirche von Algerien ist nach wie vor optimistisch und glaubt fest daran, dass der Sieg des algerischen Volkes über Willkür und Ungerechtigkeit näher denn je ist.“

Seit Februar 2019 protestiert das algerische Volk gegen die angekündigte fünfte Amtszeit des pflegebedürftigen Langzeit-Herrschers Abdelaziz Bouteflika (82). Seit 1999 im Amt beschloss er sich nach umfangreichen Demonstrationen dazu, sich nicht mehr zur Wiederwahl zu stellen.

Damit ist die zunächst für den 18. April festgelegte Präsidentenwahl auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben worden.

Hoffnung auf die Aufhebung der Unterdrückungs-Verordnung von 2006

Die christliche Minderheit Algeriens erhofft sich von einer politischen Wende, dass diese zur Aufhebung der im Februar 2006 erlassenen Verordnung 06-03 führt. Letztere schränkt einen Glaubenswechsel zum Christentum ein. Dieses Gesetz, das die nichtmuslimischen Religionen in Algerien reguliert, ist immer noch ein Instrument zur Unterdrückung religiöser Minderheiten. Im Frühjahr 2008, also bereits zwei Jahre nach dessen Einführung, waren zwischenzeitlich 16 der damals 32 EPA-Gemeinden innerhalb weniger Wochen geschlossen worden. Zudem mussten 10 der 20 unabhängigen protestantischen Gemeinden ebenfalls schliessen. Es dauerte Monate, bis sich die Christen nach und nach wieder in ihren Gebäuden treffen durften. 2018 erfolgte eine ähnliche Welle.

„Hierzu werden die strafrechtlichen Bestimmungen des Gesetzes angewendet, um Glaubenswechsel zu verhindern“, erklärt Mahmoud Haddad, ehemaliger Präsident der Evangelischen Kirche Algeriens (EPA). Ein massiver Eingriff in die Glaubensfreiheit. Er fügt hinzu: „Für Christen ist dies ist ein ungerechtes Gesetz , denn es wird ihnen das Recht verweigert, ihre religiösen Überzeugungen zu verbreiten, ! Wenn dieser Text so bleibt, wie er ist, handelt es sich wirklich um ein Damoklesschwert, das über unseren Köpfen hängt.“

Im Jahr 2018 hatte auf der Grundlage dieses Gesetzes eine Welle von Kirchenschliessungen im Land stattgefunden. Dies erinnert uns daran, dass die Christen in Algerien noch nicht frei sind, ihren Glauben offen zu leben. Auf dem Weltverfolgungsindex liegt Algerien auf dem 22. Platz.

 

Quelle: Open Doors Schweiz
Artikelbild: Symbolbild (© Leonid Andronov – shutterstock.com)

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