Kanton Bern: Hochwasser - Übersicht über die aktuelle Lage am 19.7.2021

Die Pegelstände von Brienzer- und Thunersee sinken kontinuierlich. Der Pegel des Bielersees stagniert derzeit, nach einem deutlichen Rückgang am Wochenende. Falls es keine weiteren Niederschläge gibt, könnte der Bielersee die Hochwassergrenze gegen Ende Woche unterschreiten, der Thunersee bereits morgen Dienstag.

Die Seepolizei und das Amt für Wasser und Abfall entfernen weiterhin grosse Mengen an Schwemmholz aus den Seen. In den vergangenen zwei Wochen wurden über 4000 Kubikmeter Treibholz entnommen.

Bis am Freitagmittag überwiegt gemäss Prognosen sonniges und trockenes Sommerwetter. Einzig am Mittwoch steigt die Wahrscheinlichkeit für Regenschauer in den Hochalpen des Berner Oberlands etwas an. Aufgrund der hohen Seestände führt die Aare unterhalb der Seen weiterhin viel Wasser. Die Situation der Seen präsentiert sich wie folgt:

Brienzersee

Der Pegel ist am Sinken. In den nächsten Tagen kann von einer Sinkrate von 15cm/Tag ausgegangen werden.

Thunersee

Momentan sinkt auch der Pegel des Thunersees. In den nächsten Tagen kann von einer Sinkrate von 15 – 20 cm/Tag ausgegangen werden. Damit wird die Hochwassergrenze (558.30 müM) voraussichtlich im Lauf des Dienstags unterschritten.

Bielersee und Ausfluss aus dem Bielersee

Am Montag beträgt der Abfluss aus dem Bielersee beim Regulierwehr Port ungefähr 720 m3/s. Der Abfluss wird somit rund 10% über dem Maximalabfluss gemäss Regulierreglement reguliert. Möglich macht dies der am Freitag von den betroffenen Kantonen und dem Bundesamt für Umwelt gemeinsam gefasste Beschluss.

Nach einem deutlichen Absinken des Bielerseepegels über das Wochenende stagniert der Pegel. Weil der Pegel des Neuenburgersees inzwischen leicht höher ist als jener des Bielersees, fliesst jetzt wieder Wasser aus dem Neuenburgersee in den Bielersee. Der hohe Gesamtzufluss in den Bielersee ist der Grund für die Stagnation beim weiteren Sinken des Bielerseepegels.

Vorausgesetzt, dass es keine weiteren Niederschläge gibt, kann beim weiteren Abbau von Wasser aus den Jurarandseen von den folgenden Zeitverhältnissen ausgegangen werden: Der Seepegel des Bielersees wird heute und morgen Dienstag mehr oder weniger konstant bleiben. Ab Mittwoch sollte sich eine Sinkrate von etwa 10cm/Tag einstellen. Unter diesen Voraussetzungen könnte die Hochwassergrenze am Bielersee gegen Ende der Woche unterschritten werden. Das Erreichen des Normalniveaus wird aber noch längere Zeit dauern. Es kann von einer Grössenordnung von zwei bis drei Wochen ausgegangen werden, sofern während dieser Zeit keine relevanten Niederschläge auftreten.

Der Neuenburgersee wird bei trockenen Verhältnissen sein Normalniveau voraussichtlich erst in rund einem Monat erreichen.

Aktuelle hydrologische Daten

Seepolizei und Amt für Wasser und Abfall entfernen gemeinsam Schwemmholz aus den Seen

Die Seepolizei der Kantonspolizei steht in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wasser und Abfall weiterhin für die Bindung und Bergung von Schwemmholz im Einsatz. In den vergangenen zwei Wochen wurden in den ausgelegten Schwemmholzsperren über 4000 Kubikmeter Treibholz entnommen, fast drei Viertel davon aus dem Thunersee. Bisher rund 1000 Kubikmeter wurden aus dem Bielersee geborgen, wo der hohe Wellengang sowie die starke Strömung die Bergung auf dem See zeitweise verunmöglicht hatte. Die in Zusammenarbeit von Seepolizei und dem Amt für Wasser und Abfall ablaufende Schwemmholzbergung hat unter anderem zum Ziel, zu verhindern, dass sich Schwemmholz vor den Anlagen zur Seeregulierung aufstaut und den freien Durchfluss beeinträchtigt. Dieses Ziel wurde bisher erreicht.

Das von der Seepolizei gebundene und in Zusammenarbeit mit Privatunternehmen entnommene Schwemmholz wird laufend der Verwertung zugeführt (z.B. Fernwärme). Auf dem Bielersee unterstützen auch Mitarbeitende der kantonalen Unterhaltsequipen der Juragewässerkorrektion die Bergung des Schwemmholzes mit eigenen Schiffen. Die Arbeiten dauern weiterhin an und die Seepolizei steht mit sämtlichen verfügbaren Kräften im Einsatz. Während die kantonalen Stellen für die grossen, auf den Seen schwimmenden Bestandteile des Schwemmholzes zuständig sind, liegt die Verantwortung für die Bergung und Entsorgung von Treibholz aus Häfen gemäss Wasserbauverordnung bei den Betreiberinnen und Betreibern. Für die Bergung und Entsorgung von gestrandetem Schwemmholz an den übrigen Ufern sind die Eigentümerin oder der Eigentümer bzw. die Baurechtsinhaberin oder der Baurechtsinhaber des Ufergrundstücks zuständig.

Zivilschutz unterstützt Aufräumarbeiten

Aktuell sind im ganzen Kanton zwölf Zivilschutzorganisationen mit insgesamt rund 200 Schutzdienstleistenden im Einsatz. Im Fokus dieser Zivilschutzeinsätze stehen die Ablösung der Feuerwehren und Aufräumarbeiten. Der Zivilschutz wird auch in den kommenden Tagen weiterhin gefordert sein, wobei eine Ausweitung der Einsätze nicht ausgeschlossen werden kann, da erst das abfliessende Wasser Aufräumarbeiten möglich macht. Zehn Regionale Führungsorgane stehen mit Teilstäben im Einsatz und koordinieren die Bewältigung der Ereignisse und deren Folgen.

Regierungsrat bedankt sich bei den Einsatzkräften und der Bevölkerung

In den letzten Tagen haben verschiedene Organisationen der Städte, der Gemeinden und des Kantons alle Anstrengungen unternommen, um die Schäden durch das Hochwasser so weit wie möglich zu begrenzen. Angehörige der Feuerwehren, der Polizei und der Seepolizei, der Regionalen Führungsorgane, des Zivilschutzes und weiteren Organisationen standen im Dauereinsatz. Der Regierungsrat würdigt ihre Arbeit und bedankt sich bei allen Einsatzkräften und Involvierten. Er zeigt sich erleichtert, dass das Hochwasser zwar beträchtliche Sachschäden verursacht, aber keine Menschenleben gefordert hat: Dank des engen Zusammenspiels zwischen allen beteiligten Einsatzkräften und Organisationen konnte das Schlimmste verhindert werden. Trotz der teilweise stark belastenden Situation habe die Bevölkerung mit ihrer grossen Solidarität und dem Einhalten der Regeln wesentlich zur Bewältigung der heiklen Situation beigetragen.

Auf www.be.ch/hochwasser findet sich eine Übersicht der aktuellen Gefahrensituation sowie weitere Informationen zu Seepegelständen, Abfluss- und Niederschlagsmengen.

 

Quelle: Kanton Bern
Titelbild: Ksanawo – shutterstock.com

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