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Unfälle zwischen Personenwagen und Fussgängern

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Verkehrsunfälle zwischen Personenwagen und Fussgängern haben oft schwere Verletzungen zur Folge. Wer zu Fuss unterwegs ist, ist bei einem Zusammenprall schutzlos.

Glücklicherweise können derartige Unfälle auch glimpflich ausgehen. Wer den Ablauf einer solchen Kollision versteht, kann nachvollziehen, wie man dabei auch Glück im Unglück haben kann.

Wie Unfälle mit Fussgängern hauptsächlich entstehen

Immer wieder liest man von Raserunfällen, die schwerwiegende Folgen für unbeteiligte Fussgänger nach sich ziehen. Einerseits kann das Tempo die Ursache sein, oft sind die Fahrzeugführer auch abgelenkt, zum Beispiel durch das Handy. Aber nicht immer sind Autofahrer die Verursacher von Unfällen. Fussgänger, die plötzlich ohne zu schauen auf den Zebrastreifen treten, Ampeln nicht beachten oder Kinder, die unverhofft auf die Strasse springen, sind einige Beispiele für Ursachen von Unfällen zwischen Pkw und Fussgängern.


Kind läuft auf Strasse

Dort, wo Kinder spielen, ist besondere Vorsicht geboten. (Bild: (Photographee.eu – shutterstock.com)


Ob leichte oder schwere Verletzungen vorliegen oder gar ein Todesopfer zu beklagen ist: Die Polizei untersucht jeden Unfall genauestens und rekonstruiert den Hergang.

Unfallentwicklung – Phasen eines Unfalls

Ein Unfall zwischen Personenwagen und Fussgänger kann genau genommen in acht Phasen eingeteilt werden. Das verdeutlicht, was für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar abläuft.

Unfälle passieren in Sekundenbruchteilen. Vielfach stellt man erst fest, dass etwas passiert ist, wenn die Unfallendlage erreicht ist. Rein physikalisch und vom Ablauf betrachtet, geschehen in kurzen Abfolgen acht unterschiedliche Phasen:

Tritt ein Fussgänger unvermittelt vor ein Auto auf die Strasse, ist durch Bremsen eine Kollision oft nicht mehr zu verhindern. In der ersten Phase, der Anprall- oder Berührungsphase, erfolgt der erste direkte Kontakt zwischen dem Fahrzeug, meist der Stossstange, und den Beinen des Fussgängers. Dieser wird vom Auto erfasst. In der zweiten Phase, der Beschleunigungsphase, wird der Fussgänger durch die kinetische Energie des Fahrzeuges beschleunigt, das heisst konkret, dass der untere Teil des Körpers, meist Unterschenkel oder Knie, nach vorne weggedrückt werden, während dem der Oberkörper noch aufrecht stabil ist.

Durch diesen Einfluss verliert der Fussgänger unverzüglich seinen Halt. In der dritten Phase des Unfalls stösst das Becken in die Motorhaubenvorderkante. Der Fussänger wird aufgeladen und in der vierten Phase prallt der Körper auf die Motorhaube. In der nächsten, der fünften, Phase prallt der Kopf an die Frontscheibe. Hierbei entsteht der grösste Unterschied zwischen den Verletzungsgraden. Der Ort des Aufpralls und die Kollisionsgeschwindigkeit sind massgebend.


Fussgänger angefahren

Die Schwere der Verletzung hängt bei einem Unfall zwischen Auto und Fussgänger oft von der Geschwindigkeit ab (Bild: Photographee.eu – shutterstock.com)


Was Geschwindigkeit und Reaktionsvermögen ausmachen

Je nach ursprünglicher Geschwindigkeit des Fahrzeuges und der Reaktions- und Bremszeit entscheiden einzelne km/h über den Grad der Verletzungen. Dabei ist aber auch der Ort des Aufpralls von grosser Bedeutung. Glück im Unglück hat der Fussgänger, trifft er mit Schulter, Oberkörper oder Kopf mittig auf die Windschutzscheibe, welche selbst konstruktionsbedingt nachgibt. So wird ein Teil der Kollisionsenergie abgefedert. Trifft der Körper allerdings mehr seitlich auf den härteren Rand der Windschutzscheibe oder gar direkt die sehr steife A-Säule des Fahrzeuges, ergibt sich ein sehr starker Aufprall. Ein solcher Unfall endet vielfach mit schwersten Verletzungen oder gar tödlich.

Bedingt durch die heftige Bremsung des Fahrzeuges wird der Fussgänger in der sechsten Phase vom Fahrzeug abgeworfen. In der siebten Phase des Unfalls prallt der Körper auf die Strasse, welcher dann unmittelbar in die achte, die Rutsch- und Rollphase übergeht, bis der Körper zur Endlage kommt. Das Fallen nach vorne wird dadurch begünstigt, dass im ganzen Unfallablauf der Personenwagen stark abbremst. Würde der Fahrzeuglenker dies nicht tun, also mit gleichbleibender Geschwindigkeit weiterfahren, erfolgte der Fall entweder seitlich, meist aber über das Fahrzeug nach hinten.

Dies passiert im Übrigen auch, wenn viel höhere Geschwindigkeiten gefahren werden als im Innerortsbereich. Erfolgt eine Kollision mit 80 bis 100 km/h prallt der Fussgänger meist in den oberen Teil der Frontscheibe und in das Dach. Im weiteren Verlauf wird dieser nicht nach vorne weggeschleudert. Er rutscht über das Fahrzeug hinweg und kommt schliesslich hinter dem Fahrzeug auf dem Boden auf.

Was die Schwere der Verletzung beeinflusst

In den einzelnen Phasen ergeben sich sehr unterschiedliche Verletzungsmuster. Im primären Fahrzeugaufprall, der ersten Phase, entsteht eine hohe Gewalteinwirkung, bei der je nach Körpergrösse die Röhrenknochen der Unter- oder Oberschenkel brechen. Das Brechmuster wird Biege- oder Keilbruch genannt und ist typisch für diese Unfallform. In den Phasen 2 bis 5 ergeben sich sehr unterschiedliche Verletzungen im Beckenbereich, an der Wirbelsäule und schliesslich am Kopf.

Bei Fahrzeugen in Kastenform findet der Aufladevorgang nicht statt, da der Körper fast zeitgleich mit der gesamten Länge mit der stabilen und verwindungssteifen Fahrzeugfront kollidiert. Der Körper kann somit kaum an die Geschwindigkeit des Fahrzeuges angeglichen werden und wird nach der heftigen Kollision direkt in horizontaler Richtung abgeworfen.


Verletzter Fussgänger

Je nach Schwere der Verletzung muss der Fussgänger sofort versorgt und Hilfe gerufen werden. (Bild: RossHelen – shutterstock.com)


Die Unfallaufnahme ist anspruchsvoll und komplex

Bei der Unfallaufnahme können anhand der Eindellungen und Beulen am Fahrzeug die einzelnen Detailabläufe gut rekonstruiert werden. Interessant ist auch die Aufprallgeschwindigkeit, um zu verstehen, wie massiv eine solche Kollision erfolgt. So wird davon ausgegangen, dass der Kopf einer Person mit 1.70 Meter Grösse die linke Haubenkante bei einer Kollisionsgeschwindigkeit von bis 30 bis 40 km/h berühren kann, die Frontscheibe mit einer Anstossgeschwindigkeit von 40 bis 50 km/h. Dies wäre die Situation, in welcher der Unfall innerorts mit üblicher Geschwindigkeit passiert. Schon aus diesem Grund ist die Einhaltung der signalisierten und ortsbedingten Höchstgeschwindigkeit die Voraussetzung, schwere Unfälle zu verhindern. Ist der Bremsweg bei 30 km/h lediglich 9 m, ist er bei 50 km/h bereits 25 m, bei 70 km/h 49 m, bei 100 km/h gar 100 m.

Für die Unfallaufnahme sind, insbesondere bei Unfällen zwischen Personenwagen und Fussgängern, umfangreiche Untersuchungen erforderlich. Ausserdem müssen, sofern vorhanden, Zeugen zeitnah vernommen werden.

Die insgesamt gewonnenen Fakten sind entscheidend für die Frage nach Schuld oder Unschuld. Aufgrund des meist umfangreichen Spurenbildes dauern Unfallaufnahmen sehr lange. Zunehmend viele Polizeikorps verwenden dafür heute 3D-Rotations-Scanner, welche die ganze Unfallsituation in genausten Details aufnehmen.


Kind läuft auf Zebrastreifen

Kleinkinder sind unberechenbar, sie können sowohl plötzlich auf die Strasse springen, aber auch dem Zebrastreifen einfach stehen bleiben. (Bild: Milan Bruchter – shutterstock.com)


Zusammenfassend gilt die Regel: Fuss vom Gas! Die Bremsbereitschaft, das vorausschauende Fahren und in kritischen Situationen besser langsam fahren oder anhalten, können entscheidend darüber sein, wie ein Unfall ausgeht.

 

Titelbild: Daisy Daisy © shutterstock.com