2021 am Schweizer Zoll: Mehr Produktepiraterie und falsch eingeführte Tiere
Die Jahreszahlen 2021 des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) sind erneut von der Covid-19-Pandemie geprägt. Aufgrund des boomenden Onlinehandels nahmen die wegen Produktepiraterie sichergestellten Sendungen erneut deutlich zu.
Stark angestiegen sind auch die Fälle im Bereich Tierschutz. Weiter kam es zu mehr Feststellungen von irregulär in die Schweiz eingereisten Migrantinnen und Migranten als im Jahr 2020. Die Einnahmen haben sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht.
Der deutliche Anstieg an Fällen im Bereich Tierschutz (2021: 2560 / 2020: 654) ist zumindest teilweise der Pandemie geschuldet. Die Einfuhr von Heimtieren, insbesondere von Hunden, hat zugenommen und damit auch die Zahl der nicht vorschriftsgemäss eingeführten Tiere.
Am häufigsten wurde es unterlassen, die Tiere wie vorgeschrieben über einen besetzten Grenzübergang mit sofortiger Anmeldung beim Zoll einzuführen. Beim Grossteil dieser Fälle lagen gleichzeitig Widerhandlungen gegen das Tierseuchen- oder Tierschutzgesetz vor. Etwa, dass Hundewelpen bei der Einfuhr noch nicht das erforderliche Minimalalter von 56 Tagen erreicht hatten oder coupierte Hunde eingeführt wurden, was in der Schweiz verboten ist.
Produktepiraterie
Das BAZG hat im Handelswarenverkehr 2021 erneut markant mehr Fälschungen sichergestellt als im Jahr zuvor (2021: 5959 / 2020: 4433). Grund dafür ist in erster Linie der anhaltende Boom des Online-Handels, die Pandemie akzentuierte ihn zusätzlich. Gleichzeitig war Reisen wieder mit weniger Restriktionen als im Vorjahr möglich, als Folge nahmen auch die Sicherstellungen von Fälschungen im Reiseverkehr wieder zu (2021: 2881 / 2020: 2246).
Irreguläre Migration
Im Jahr 2021 haben sich deutlich mehr Personen rechtswidrig in der Schweiz aufgehalten als in den beiden vorangegangenen Jahren (2021: 18 858 / 2020: 11 010 / 2019: 12 919). Dies ist in erster Linie auf die gestiegene Anzahl von afghanischen Migrantinnen und Migranten zurückzuführen, die im zweiten Halbjahr von Österreich her irregulär in die Schweiz eingereist sind. Es handelte sich dabei mehrheitlich um junge Männer und Jugendliche, die sich oft schon längere Zeit in Europa oder allenfalls in der Türkei aufgehalten hatten.
Betäubungsmittel und gefälschte Dokumente
Im Bereich Betäubungsmittel war der mengenmässige Zuwachs bei Marihuana (2021: 777 kg / 2020: 655 kg) am stärksten. Ins Gewicht fielen insbesondere diverse Aufgriffe gegen Jahresende im Post-Transitverkehr am Flughafen Zürich. Die Pakete wurden jeweils in Südafrika aufgegeben und waren meist für Empfänger in Grossbritannien bestimmt.
Die Zunahme der sichergestellten gefälschten Dokumente (2021: 1 761 / 2020: 1 398) dürfte in erster Linie auf die im Vergleich zu 2020 wieder erhöhte Reisetätigkeit zurückzuführen sein. Die Anzahl ist aber tiefer als im Jahr vor der Pandemie (2019: 1 938).
Einnahmen von 23,5 Milliarden Franken
Die Gesamteinnahmen des BAZG sind 2021 gegenüber dem Vorjahr von 21,8 Milliarden Franken auf 23,5 Milliarden Franken angestiegen. Sie liegen somit auch über dem Wert von 2019 (23,0 Mrd. Fr.). Die Zunahme ist hauptsächlich auf die zusätzlichen Einnahmen bei der Mehrwertsteuer zurückzuführen, da im Vergleich zum Ausnahmejahr 2020 wieder mehr Waren importiert wurden. Die Gesamteinnahmen des BAZG setzen sich im Wesentlichen aus Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer, Tabaksteuer, Schwerverkehrsabgabe und Einfuhrzöllen zusammen. Wie bereits im Vorjahr machte die Mehrwertsteuer auch 2021 wieder fast die Hälfte der Einnahmen des BAZG aus (2021: 11,3 Mrd. Fr. / 2020: 10,2 Mrd. Fr.).
Minim zugenommen haben gegenüber dem Vorjahr die Zollanmeldungen im Handelswarenverkehr (2021: 50,7 Mio. / 2020: 50 Mio.).
QuickZoll immer beliebter
Die QuickZoll-App wird immer öfter genutzt. Die Anzahl Anmeldungen durch Reisende (2021: 31 835 / 2020: 20 177 / 2019: 19 972) und der Umsatz (2021: 2 901 507 Fr. / 2020: 1 744 538 Fr. / 2019: 1 672 957 Fr.) sind gegenüber dem Vorjahr und 2019 deutlich angestiegen. Mit der QuickZoll-App auf dem Handy können Reisende bereits vor dem Grenzübertritt die zu verzollenden Waren digital anmelden und die erforderlichen Abgaben zahlen.
DaziT weiter auf Kurs
Die digitale Transformation des Zolls (DaziT) schreitet weiter voran. Rund zwanzig Apps, Anwendungen und IT-Basisdienste sind inzwischen in Betrieb. Sie ermöglichen unter anderem die digitale Erhebung der Biersteuer (Biera), die automatische Erhebung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (EETS) oder eine frühzeitige Risikoanalyse im Postverkehr (ICS2). Im Herbst 2021 testete das BAZG als erste Zollbehörde in Europa den Einsatz der Telematik-Technologie im Hinblick auf eine vollständig automatisierte Aktivierung der Zollanmeldungen an der Grenze.
Ein Meilenstein der Transformation wurde im August 2021 mit dem Start des ersten Lehrgangs zum neuen Berufsbild «Fachspezialist/in Zoll und Grenzsicherheit» erreicht. Die heute operativ tätigen Mitarbeitenden des BAZG werden in den kommenden Jahren mit gezielten Weiterbildungen schrittweise auf die neue, vermehrt mobile und digitale Arbeitsweise vorbereitet. Die Transformation des BAZG ermöglicht eine raschere und flexiblere Anpassung auf Lageveränderungen und steigert die Wirksamkeit von Kontrollen zugunsten der Bevölkerung, der Wirtschaft und des Staates.
Zum Jahreswechsel wurde die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) umbenannt und heisst seit dem 1. Januar 2022 Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG).
Quelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG)
Titelbild: Symbolbild © T. Lesia – shutterstock.com