Kanton Uri: Veröffentlichung des Lawinenatlas Uri auf geo.ur.ch

Schon seit jeher sind die Menschen im Bergkanton Uri in den Wintermonaten durch Lawinen bedroht und haben entsprechende Schutzmassnahmen dagegen ergriffen.

Zur Dokumentation und als Grundlage für entsprechende Schutzprojekte werden seit über 100 Jahren die Lawinenniedergänge im Kanton Uri systematisch erfasst. Die kartierten Lawinen können nun auch online auf geo.ur.ch eingesehen werden.

Im Laufe der Geschichte hat der „Weisse Tod“ oft Leid und Verderben gebracht. Doch mit jedem Ereignis haben die Menschen dazugelernt und immer wieder neue Anpassungsstrategien im Umgang mit der Lawinengefährdung entwickelt. Dieser Umgang mit der Lawinengefahr im Alpenraum hat sogar die UNESCO im Jahre 2018 als immaterielles Kulturerbe in ihre Liste aufgenommen. Um die Sicherheit vor Lawinen möglichst optimal zu gewährleisten, setzt das Amt für Forst und Jagd im Sinne des integralen Risikomanagements forstliche, raumplanerische, bauliche und organisatorische Massnahmen um. „Die wohl wichtigste Grundlage für einen effektiven Schutz vor Lawinen ist das Wissen über vergangene Lawinenereignisse“, erklärt der zuständige Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti.

Lawinenkataster mit Chronik und Atlas

Der Kanton Uri verfügt über eine der umfassendsten Lawinenchroniken im gesamten Alpenraum. Den Grundstein für diese Chronik legten der ehemalige Urner Kantonsoberförster Max Oechslin und sein Sohn Karl Oechslin, damaliger Leiter der Abteilung Lawinenverbau, die in der Zeit von 1920 bis 1989 viele Ereignisse erfasst haben. Als Quellen für ältere Ereignisse dienten in erster Linie Auskunftspersonen wie Forstleute, Bergführer, Landwirte oder Militärangehörige, die ihr Wissen um Lawinenereignisse im Gelände geschildert haben. Ebenfalls wurden Unterlagen aus verschiedenen Archiven ausgewertet. Die Urner Lawinenchronik wurde seither von der Abteilung Lawinenverbau und der heutigen Abteilung Naturgefahren laufend mit neuen Ereignissen ergänzt. Auf rund 2’100 Seiten sind die gesammelten Fotos, Skizzen, Berichte oder Notizen der rund 5’000 erfassten Lawinenereignisse festgehalten.

Die Ereignisse wurden auch räumlich auf Karten dokumentiert und so entstand der Lawinenatlas des Kantons Uri. Dort sind die rund 900 erfassten Lawinenzüge dargestellt und jede „Laui“ ist mit ihren gebräuchlichen Namen beschriftet. Die Karten zeigen die maximale Ausdehnung aller registrierten Lawinen eines Zuges. Die anfänglich auf Kartenblättern der Landeskarte 1:25’000 eingetragenen Lawinenzüge wurden digitalisiert und in das kantonale Geodatenportal integriert.

Gemäss Auskunft von Lukas Eggimann, Leiter der Abteilung Naturgefahren, hat die Kommission Naturgefahren des Kantons Uri entschieden, diesen Lawinenkataster frei zugänglich zu machen. Unter www.geo.ur.ch können mit dem Suchbegriff „Lawinenkataster“ die erfassten Lawinenzüge eingeblendet werden. In der Regel sind Lawinen abseits von besiedeltem Gebiet weniger gut oder teils gar nicht kartiert. In diesen Gebieten sind nur Lawinen erfasst, die Schäden verursacht haben oder zufällig durch Personen beobachtet und gemeldet worden sind. Ebenfalls gilt es zu beachten, dass zahlreiche Lawinen durch Lawinenverbauungen oder Aufforstungen nicht mehr ihre ursprüngliche Ausdehnung erreichen oder erst gar nicht mehr anreissen können.

Ereignisse melden

Um die Chronik laufend mit neuen Ereignissen zu aktualisieren und auch mit alten Niedergängen zu ergänzen, ist die Bevölkerung aufgerufen, entsprechende Ereignisse der Abteilung Naturgefahren per Email (sid.afj@ur.ch), Telefon (041 875 2316) oder online mit der Erfassungs-App unter storme.bafu.admin.ch/storme/web/public/ zu melden. Mit dieser App können im Feld per Handy nicht nur Lawinen, sondern auch andere Naturgefahrenereignisse wie z. B. Steinschläge einfach erfasst und übermittelt werden.


Rientallaui, Göschenen, 5. April 1975, mit umgekippten Fahrleitungsmasten der SBB.

Ausschnitt von Andermatt aus dem digitalen Lawinenatlas des Kantons Uri.

Titelbild: Wilerlaui am 27. Januar 1968 in Erstfeld und Gurtnellen, bei welcher sieben Menschen starben.

 

Quelle: Kanton Uri
Bildquelle: Kanton Uri

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