Tessin: Eine Kantonspolizei, die bereit ist, sich neuen Herausforderungen zu stellen
In den vergangenen Tagen fand im Kantonalen Zivilschutzzentrum in Rivera der jährliche Korpsbericht der Kantonspolizei statt.
Der Direktor des Departements der Institutionen (DI), Norman Gobbi, hob in seiner Rede zunächst hervor, dass die Kantonspolizei in den 12 Jahren, die er an der Spitze des DI steht, zahlreiche Erfolge erzielt hat und zu einem Korps geworden ist, das für seine Qualität auf schweizerischer Ebene anerkannt ist.
Dann zählte er die Besonderheiten auf, die unseren Kanton im Bereich der Sicherheit einzigartig machen. Das Tessin zählt fast 360.000 Einwohner, zu denen täglich etwa 80.000 Grenzgänger hinzukommen, und während mehrerer Monate im Jahr beherbergt unser Kanton zahlreiche Touristen, so dass die Gesamtzahl der Besucher im Tessin etwa 500.000 beträgt. Darüber hinaus übernimmt das Tessin die Rolle eines Wächters an der südlichen Grenze der Eidgenossenschaft, der sich mit der zunehmenden Einwanderung und dem boomenden Fahrzeugverkehr auf einer der Hauptkorridore zwischen Nord- und Südeuropa auseinandersetzt. All dies vor den Toren einer italienischen Region, der Lombardei, mit mehr als 10 Millionen Einwohnern und dem drittgrössten Wirtschaftsmotor Europas, mit all den damit verbundenen Problemen eines Grenzgebiets, z.B. dem zunehmenden Migrationsdruck. Diese Merkmale machen es unabdingbar, über angemessene personelle Ressourcen und Mittel zu verfügen, um die bestmögliche Sicherheit für die Tessiner und die Bevölkerung zu gewährleisten. Und diese Sicherheit ist auch ein Plus für die wirtschaftliche Attraktivität des Kantons. Der derzeitige Personalbestand sei daher richtig, um die der Kantonspolizei und den Gemeindepolizeien übertragenen Aufträge erfüllen zu können, stellte Staatsrat Norman Gobbi fest. Der derzeitige finanzielle Kontext erfordert jedoch eine Optimierung der Ressourcen, um die Kosten einzudämmen und gleichzeitig die Effizienz und die Qualität des Produkts „öffentliche Sicherheit“ zu bewahren. Das Streben nach mehr Effizienz darf nicht nur ein operatives Ziel sein, sondern muss auch auf strategischer Ebene umgesetzt werden, um Doppelspurigkeiten und höhere öffentliche Ausgaben zwischen dem Kanton und den Gemeinden zu vermeiden. Im Tessin, wie auch in anderen Regionen der Schweiz, gibt es seit vielen Jahren Fragen zum Sicherheitssystem. Es liegt an den politischen Behörden zu entscheiden, welche Organisationsform für das Tessin der Zukunft geeignet ist: die Entscheidung für das derzeitige, verfeinerte duale System oder für ein System mit einer einzigen Polizei.
Der nächste Redner war der Kommandant der Kantonspolizei, Matteo Cocchi, der seinerseits über die zukünftige Organisation der Tessiner Polizei sprach. In diesem Zusammenhang betonte er, dass die Kantonspolizei bereit sein muss, mit der Struktur zu arbeiten, die sich aus den auf politischer Ebene getroffenen Entscheidungen ergeben wird. Es ist von grösster Wichtigkeit, dass so schnell wie möglich eine Entscheidung getroffen wird, da die strategische und operative Planung für die kommenden Jahre von dem Weg abhängt, der von den zuständigen Gremien vorgegeben wird. In den letzten Jahren hat sich das Korps in jeder Hinsicht weiterentwickelt, indem es durch technologische Verbesserungen und eine Verstärkung des Personals eine immer grössere Wirksamkeit und Effizienz anstrebt. Der technologische Fortschritt, die Vernetzung von Informationen, die Koordination und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen und innerhalb der Polizeikräfte auf lokaler, kantonaler und föderaler Ebene sowie mit den betroffenen Bereichen des Staates werden wesentliche Aspekte sein, um in Zukunft die bestmögliche Bekämpfung der neuen Kriminalitätsphänomene zu gewährleisten. Phänomene, die zunehmend mit der digitalen und globalisierten Welt, in der wir leben, zusammenhängen. Kriminelle nutzen zunehmend die Möglichkeiten der Technologie, z.B. soziale Medien, Big Data und künstliche Intelligenz, um immer raffiniertere Straftaten zu begehen. Die Kantonspolizei muss jedoch dank ihrer Kompetenz in der Lage sein, mit geeigneten Lösungen und Mitteln zu reagieren. Schliesslich lobte er die gute Arbeit, die von den Beamten und allen Mitarbeitenden im vergangenen Jahr geleistet wurde. Ein Teamerfolg, der es allen Ebenen ermöglicht, ihre strategischen Ziele konsequent zu erreichen und kriminelle Aktivitäten in unserem Gebiet zu bekämpfen. Ein wichtiger Aspekt, um weiterhin das breite Vertrauen der Bevölkerung in die Strafverfolgung zu geniessen.
Anschliessend wurde das Wort an die Bereichsleiter übergeben, den stellvertretenden Kommandanten Lorenzo Hutter als Leiter des Generalstabs, Major Thomas Ferrari als Leiter der Kriminalpolizei und Major Marco Zambetti als Leiter der Gendarmerie. Neben den Erfolgen bei der Verbrechensbekämpfung und den beachtlichen Fortschritten, die in wenigen Jahren auf IT-Ebene erzielt wurden, wurde die Fähigkeit des Korps hervorgehoben, sich in einem zunehmend unsicheren Umfeld, das von negativen wirtschaftlichen Trends, globaler geopolitischer Instabilität und instabilen Kantonsfinanzen geprägt ist, an neue technologische Herausforderungen wie die künstliche Intelligenz anzupassen. Im letztgenannten Kontext wurde die zentrale Bedeutung der Bekämpfung der Wirtschafts- und Finanzkriminalität und der Massnahmen zur Wiedererlangung der enormen Summen, die von Kriminellen zum Schaden der Wirtschaft und der staatlichen Ressourcen veruntreut wurden, hervorgehoben. In einem Kontext begrenzter finanzieller Ressourcen, Fragmentierung und sozialer Polarisierung werden die Verfeinerung der Organisation und die Anpassungsfähigkeit der Prozesse des Korps in den kommenden Jahren wichtige Aspekte sein. Dies auch im Hinblick auf eine rasche Anpassung an Veränderungen in der künftigen Sicherheitsstruktur des Kantons.
Quelle: Kapo Tessin
Bildquelle: © Kapo Tessin