Kapo St.Gallen: Unsichtbare Fäden - der Masterplan hinter der Polizeiausrüstung (Video)

Denkt man an die Polizei, kommen einem wohl zuerst Polizistinnen und Polizisten in blauer Uniform in den Sinn.

Tatsächlich sind diese bezeichnenden Bekleidungsstücke aber nur ein Bruchteil der gesamten Ausrüstung: Neue Polizistinnen und Polizisten werden vor Dienstantritt mit über 170 Teilen ausgestattet.

Das klappt nur mit einem Netzwerk aus vielen Lieferanten und vor allem der steten Arbeit der Dienstgruppe „Ausrüstung – Bekleidung – Material“ der Kantonspolizei St.Gallen, kurz ABM genannt. Dort wird im Hintergrund meisterhaft an den Fäden gezogen.

In einer interessanten Fokus-Reportage wagen wir einen Blick hinter die Kulisse. Das Video gibt einen Einblick in die hochspannende Welt der Logistik und zeigt zudem den ersten Tag der neuen Polizeiaspiranten und -aspirantinnen der Kantonspolizei St.Gallen.

Die Dienstgruppe ABM und ihre Aufgaben

Die Dienstgruppe ABM der Kantonspolizei St.Gallen, welche der Sicherheitspolizei angehört, ist zuständig für die generelle Materialbeschaffung und -bewirtschaftung, die Logistik und den Unterhalt von Material. Dabei unterstützt sie auch die verschiedenen Sondereinheiten und weitere Bereiche der Kantonspolizei St.Gallen bei der Beschaffung und Evaluation von Material und Ausrüstung. Ebenfalls unterhält sie diverses Material, das zu Aus- und Weiterbildungen der Korpsangehörigen benutzt wird. Eine Logistikdienstleistung, welche sicherstellt, dass sich das richtige Material zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet, rundet ihr Aufgabengebiet ab.

Über 110 Artikel pro Person

Wer als Polizistin oder Polizist bei der Kantonspolizei St.Gallen beginnt, wird zuerst zu einer 90-minütigen Grössenerhebung aufgeboten. Im Anschluss daran bestellt die ABM das benötigte Ausrüstungsmaterial. Dazu gehören nicht nur Uniform, Bekleidung, Schuhwerk, Schutzausrüstung oder Waffe, sondern auch unzähliges Kleinmaterial. Beispielsweise erhalten alle Mitarbeitenden eine Laserschutzbrille, ein Sackmesser, ein Strafgesetzbuch oder eine Taschenlampe, um nur einige Beispiele zu nennen. Insgesamt kommen so über 110 unterschiedliche Artikel pro Person zusammen. Zudem werden einige Materialien in mehrfacher Ausführung benötigt. Dazu zählen etwa Patten mit dem Logo der Kantonspolizei St.Gallen, Diensthosen oder Polizei T-Shirts. Insgesamt erhält jede Polizistin und jeder Polizist somit über 170 Einzelteile, welche von der ABM zusammengestellt und verteilt werden. Die Grundausrüstungskosten für eine Person bewegen sich im tieferen fünfstelligen Bereich.

Neue Uniform via Online-Shopping?

Seit 2024 ist es einem beteiligten Schuhlieferanten sogar möglich, die exakten Masse der Füsse mithilfe einer 3D-Lasertechnologie zu ermitteln – eine echte Neuheit, die an Genauigkeit wohl nicht zu überbieten ist. Denn fest steht: Die präzise Grössenerhebung legt den Grundstein für die Beschaffung der Ausrüstung. Doch ganz so einfach wie eine Online-Kleider-Bestellung ist der Beschaffungsprozess der Ausrüstung lange nicht, denn dieser zieht sich teilweise über einen Zeitraum von bis zu neun Monaten hinaus.

Unsichtbare Fäden zwischen den Abteilungen

Doch nicht nur die ABM, sondern auch weitere interne Abteilungen wie der Technische Dienst, die Information Communication Technology oder der Service & Logistik sind in diesen Prozess involviert. Die Kooperation der Abteilungen verfolgt stets das gemeinsame Ziel, jeden Polizeischullehrgang von Beginn an komplett auszurüsten. Michael Strasser, Sachbearbeiter bei der ABM, kennt die Herausforderungen bei so vielen involvierten Stellen: „Die Zusammenarbeit zwischen diversen Abteilungen ist meiner Meinung nach wie in jedem grösseren Betrieb herausfordernd. Die Ansprüche an logistische Dienstleistungen steigen in einem horrenden Tempo. Gleichzeitig spüre ich aber auch eine starke Verbesserung unserer Prozesse in den letzten eineinhalb Jahren. Die ABM wird immer mehr als zuverlässige Partnerin wahrgenommen. Unsere Dienste werden gerne in Anspruch genommen; das hilft bei der Zusammenarbeit.“ Die Abteilungen orchestrieren im Hintergrund unzählige unsichtbare Fäden, um die persönliche Ausrüstung der neuen Kolleginnen und Kollegen zusammenstellen. Zudem ist es natürlich ebenso wichtig, dass nicht nur die Ausrüstung des aktuellen Polizeischullehrgangs auf dem neuesten Stand ist, sondern auch jene der rund tausend weiteren Mitarbeitenden der Kantonspolizei St.Gallen, sei es im Uniformdienst, in einem Fachdienst oder in einer Sonderfunktion mit teils sehr spezifischen Anforderungen an das Material.

Riesiges Netzwerk aus Lieferanten und Herstellern

Eine grosse Herausforderung der pünktlichen Bereitstellung liegt darin, dass die gesamte Ausrüstung von rund 30 verschiedenen Lieferanten bezogen werden muss. Diese wiederum beziehen das Material aus einem Netzwerk von bis zu 45 Herstellern. Zollbestimmungen müssen ebenso wie die Punktlandung der Liefertermine im Griff behalten werden. Dabei sind viele Entwicklungen im Weltgeschehen teilweise völlig unvorhersehbar. Die Gründe dafür können Konflikte, Krisen oder gar Kriege sein. Auf diese logistischen Hürden und deren Überbrückung angesprochen meint Michael Strasser: „Alles muss noch besser organisiert sein, da wir hier nur als Team funktionieren. Ein wichtiger Bestandteil ist die Kommunikation untereinander, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu generieren.“ Man könnte also auch sagen: Die richtigen Ausrüstungsteile termingerecht am richtigen Ort bereitzustellen ist ein logistisches Meisterwerk.

Das Ziel bleibt trotz aller Veränderungen, Flexibilität und Komplexität immer dasselbe: Alle Ausrüstungsmaterialien müssen bis im September bei der Kantonspolizei St.Gallen sein, damit jede neue Polizeischülerin und jeder neue Polizeischüler mit der persönlichen Grundausrüstung ausgestattet werden kann. Und während des ganzen Jahres gilt es zusätzlich, den Bedürfnissen des gesamten Korps an Ausrüstung, Bekleidung, Bewaffnung und Material gerecht zu werden. Dies stellt die Gruppe ABM täglich sicher, indem sie die unsichtbaren Fäden in den Händen hält und den logistischen Masterplan minutiös verfolgt.



Infobox: Ab 2025 als eigene Abteilung „Logistik ABM“

Das damalige Materialbüro war ursprünglich dem HR der Kantonspolizei St.Gallen angegliedert. In Winkeln stand ein grosses Uniform- und Büromateriallager zur Verfügung. Die alte Lagerhalle hatte weder eine Heizung noch eine Lüftung, weshalb ein neuer Standort gesucht wurde. 2008 fand schliesslich der Umzug des Materiallagers an die Schuppisstrasse statt. 2010 wurde das Materialbüro direkt dem Leiter Stabsdienste unterstellt und somit aus dem HR herausgelöst. Mit einem weiteren Wechsel zur Sicherheitspolizei wurde im Jahr 2019 ein Projekt zur Neuorganisation des Materialdienstes gestartet und das Materialbüro in «“Ausrüstung – Bekleidung – Material“ (ABM) umbenannt. Seither befindet sich die Einheit in einer fortlaufenden Weiterentwicklung. Zudem nehmen die Anforderungen und die Komplexität in diesem logistischen Spannungsfeld ständig zu. Daher wird die ABM ab 1. Januar 2025 nicht mehr in der Form einer Dienstgruppe weitergeführt, sondern neu als eigene Abteilung „Logistik ABM“ aufgestellt sein. Die Bedeutung der logistischen Aufgaben im betreffenden Themenfeld wird dadurch spürbar aufgewertet. Dieser Schritt ermöglicht es der Kantonspolizei St.Gallen, die komplexen Aufgaben, Aufträge und Prozesse noch effizienter und gezielter auszuführen und auf die künftigen Herausforderungen auszurichten.

 

Quelle: Kantonspolizei St.Gallen
Bildquelle: Kantonspolizei St.Gallen

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