Auf dem Ofenpass unterwegs – Natur, Kultur und sichere Reise durch die Alpen
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Der Ofenpass, auch Pass dal Fuorn genannt, verbindet das Engadin mit dem Val Müstair. Er liegt im Herzen des Schweizer Nationalparks und führt auf einer Höhe von über 2‘100 Metern durch eine faszinierende Gebirgslandschaft. Die Strecke beeindruckt mit spektakulären Panoramen und abwechslungsreicher Natur und dient als Bindeglied zwischen zwei kulturell und historisch reichen Regionen.
Im folgenden Beitrag erfahren Sie mehr über die einzigartige Natur und Landschaft rund um den Ofenpass, seine kulturelle Bedeutung, die vielfältigen Aktivitäten und Erlebnisse, die Sie hier erwarten, sowie über wichtige Aspekte der Verkehrssicherheit und Prävention auf dieser alpinen Passstrasse.
Natur & Landschaft
Die Landschaft des Ofenpasses ist geprägt von vielfältigen Vegetationszonen, geologischen Formationen und Tierarten. Die Passstrasse windet sich durch das Herz des Schweizer Nationalparks, der seit 1914 unter strengem Schutz steht. Bereits auf dem Weg zum Pass fallen die weitläufigen Arven- und Lärchenwälder auf, die an den Hängen der umliegenden Berge wachsen. Diese Wälder spielen eine zentrale Rolle im ökologischen Gleichgewicht, da sie Lebensraum für zahlreiche Tierarten bieten und die Hänge vor Erosion schützen.
Je höher man den Ofenpass hinauffährt, desto spärlicher wird die Vegetation, bis sich schliesslich alpine Matten und karge Geröllflächen ausbreiten. Die hochalpinen Zonen sind trotz der harschen Bedingungen reich an spezialisierten Pflanzen wie Edelweiss, Enzian und Alpenanemone, die mit kurzen Blütezeiten und robusten Überlebensstrategien an das alpine Klima angepasst sind. Besonders im Frühsommer verwandeln sich die Wiesen in ein buntes Blütenmeer.
Das Gebiet rund um den Ofenpass ist auch geologisch interessant. Die unterschiedlichen Gesteinsschichten zeugen von der komplexen Entstehungsgeschichte der Alpen. Schroff aufragende Felsen, von Gletschern geformte Täler und Moränenhügel erzählen von der Kraft der Natur und geben Geologen wertvolle Einblicke in die Erdgeschichte.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Region ist ihre Tierwelt. Dank des strikten Schutzstatus des Nationalparks konnten sich hier zahlreiche Tierarten ungestört entwickeln. Mit etwas Glück lassen sich Steinböcke und Gämsen beobachten, die sich an steile Felswände anpassen, sowie Murmeltiere, die in den alpinen Matten ihre Bauten anlegen. Auch seltene Vogelarten wie der Steinadler oder der Bartgeier sind hier beheimatet. Die intakte Fauna macht den Ofenpass zu einem bedeutenden Rückzugsgebiet für bedrohte Arten und zu einem Hotspot für Naturbeobachtungen.
Nicht zuletzt ist der Ofenpass auch landschaftlich von grosser Schönheit. Die klaren Bergseen, die sich in den Mulden zwischen den Gipfeln sammeln, spiegeln an windstillen Tagen den Himmel und die umliegenden Gipfel wider. Bäche und Wasserfälle begleiten die Passstrasse und verstärken das Naturerlebnis mit ihrem Rauschen. In der Ferne ragen majestätische Gipfel der Ortler- und Berninagruppe auf, die die alpine Kulisse des Ofenpasses unverwechselbar machen.
Kulturelle Bedeutung
Der Ofenpass ist ein historisch und kulturell bedeutsamer Übergang. Seit Jahrhunderten verbindet er das Engadin mit dem Val Müstair und diente als wichtige Handels- und Transitroute zwischen den nördlichen und südlichen Alpenregionen. Bereits im Mittelalter nutzten Händler, Pilger und Reisende diesen Weg, um Waren wie Salz, Wein und Stoffe zu transportieren. Der Pass war ein entscheidender Bestandteil des wirtschaftlichen und kulturellen Austauschs zwischen den Tälern und Bindeglied zwischen verschiedenen Sprach- und Kulturräumen.
Der Name „Ofenpass“ oder „Pass dal Fuorn“ geht vermutlich auf historische Eisenverhüttungen in der Region zurück. In früheren Zeiten gab es hier Schmelzöfen, in denen das in der Umgebung gefundene Eisenerz verarbeitet wurde. Diese wirtschaftliche Nutzung prägte den Pass und seine Umgebung über Jahrhunderte und hinterliess Spuren, die sich noch heute in Flurnamen und historischen Überlieferungen finden lassen. Die Verbindung von Natur und menschlicher Arbeit ist ein wichtiger Teil der regionalen Identität.
Auch religiös und kulturell hat der Ofenpass eine besondere Rolle gespielt. Als Teil historischer Routen verband er nicht nur Märkte und Siedlungen, sondern auch kirchliche Zentren und förderte den Austausch zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften. Das nahegelegene Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair, ein UNESCO-Welterbe, bezeugt die lange Tradition religiösen Lebens und kultureller Blüte in der Region. Viele Reisende, die den Pass überquerten, machten hier Station oder suchten Schutz und geistliche Führung.
Der Ofenpass war zudem von strategischer Bedeutung. Während vergangener Konflikte, besonders in den Auseinandersetzungen zwischen Graubünden und Tirol, spielte die Kontrolle des Passes eine zentrale Rolle. Alte Pfade und Ruinen von Befestigungen in der Umgebung erinnern daran, dass der Pass eine umkämpfte Verbindungslinie war. Mit der Eröffnung der modernen Passstrasse im 19. Jahrhundert gewann die Region weiter an Bedeutung und wurde für Reisende leichter zugänglich.
Kulturell prägt der Pass bis heute die Identität der umliegenden Gemeinden. Traditionelle Feste, Brauchtümer und die dreisprachige Kultur – Rätoromanisch, Deutsch und Italienisch – spiegeln den Austausch wider, der über Jahrhunderte hinweg stattfand. Die kulturelle Vielfalt verleiht der Region einen besonderen Charakter, der sich in der Architektur, in den lokalen Speisen und in der Gastfreundschaft der Menschen zeigt.
Aktivitäten & Erlebnisse
Der Ofenpass ist ein beliebtes Ziel für vielfältige Aktivitäten und Erlebnisse, die das ganze Jahr über Besucher anziehen. Besonders Wanderer und Bergsteiger schätzen die Region für ihr dichtes Netz an gut markierten Wegen, die zu unterschiedlichsten Touren einladen. Von einfachen Spaziergängen durch die Wälder und Wiesen des Schweizer Nationalparks bis hin zu anspruchsvolleren Bergwanderungen auf die umliegenden Gipfel gibt es für jede Kondition und jedes Interesse passende Routen. Beliebt sind insbesondere die Wege, die Aussichtspunkte mit Panoramablicken auf die Engadiner und Südtiroler Bergwelt erschliessen.
Radfahrer und Mountainbiker finden am Ofenpass ebenfalls ideale Bedingungen. Die Passstrasse selbst ist Teil mehrerer bekannter Velorouten und bietet auf beiden Seiten abwechslungsreiche Strecken, die sowohl für ambitionierte Sportler als auch für Freizeitradler geeignet sind. Die Kombination aus herausfordernden Anstiegen, kurvenreichen Abfahrten und eindrucksvoller Landschaft macht den Ofenpass zu einem besonderen Highlight für Radsportbegeisterte. Im Sommer ist die Region auch ein beliebtes Ziel für E-Biker.
Im Winter verwandelt sich die Umgebung des Ofenpasses in ein Paradies für Schneeschuhwanderer, Skitourengeher und Langläufer. Die schneebedeckten Wälder und Hänge bieten ein authentisches Naturerlebnis fernab des Massentourismus. Gut ausgeschilderte Winterwanderwege und sichere Routen für Skitouren führen durch eine zauberhafte Winterlandschaft, die durch ihre Ruhe und Ursprünglichkeit besticht. Dabei ist der respektvolle Umgang mit der sensiblen Natur im Nationalpark ein zentrales Anliegen, sodass Besucher angehalten sind, auf den markierten Wegen zu bleiben.
Auch Naturbeobachter kommen am Ofenpass auf ihre Kosten. Geführte Exkursionen durch den Nationalpark vermitteln spannende Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt und bieten Gelegenheit, Tiere wie Steinböcke oder Murmeltiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Die einzigartige Kombination aus unberührter Natur und gut zugänglichen Wegen macht den Pass zu einem idealen Lern- und Erlebnisraum für Familien, Schulen und Naturinteressierte.
Für kulturhistorisch Interessierte bietet sich ein Abstecher ins nahegelegene Val Müstair an, wo das Kloster St. Johann mit seinen karolingischen Fresken zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten der Region gehört. Auch kleine Museen und Ausstellungen in den Dörfern der Umgebung geben Einblicke in das traditionelle Leben und die Geschichte der Region, vom Bergbau bis zur Almwirtschaft.
Schliesslich bietet der Ofenpass auch für Fotografen und Naturliebhaber ein wahres Eldorado. Die wechselnden Lichtstimmungen im Hochgebirge, die klaren Bergseen und die spektakulären Aussichten auf die Gipfel der Ortler- und Berninagruppe bieten unzählige Motive, die zu jeder Jahreszeit eine andere Stimmung vermitteln.
Verkehrssicherheit & Prävention
Die Fahrt über den Ofenpass erfordert Aufmerksamkeit und Umsicht. Die Passstrasse, die sich in vielen Kurven und Serpentinen durch die alpine Landschaft windet, stellt hohe Anforderungen an Fahrende, insbesondere bei wechselnden Wetterbedingungen. Da der Pass auf über 2‘100 Metern liegt, kann es selbst im späten Frühling oder frühen Herbst zu Schneefall, Glätte und plötzlichen Wetterumschwüngen kommen. Reisende sollten daher stets den Wetterbericht prüfen und sich auf winterliche Strassenverhältnisse vorbereiten, auch wenn im Tal noch milde Temperaturen herrschen.
Eine besondere Herausforderung ist die teils schmale Strassenführung, die von steilen Abhängen und Felswänden begleitet wird. Gerade in den engen Kurvenabschnitten ist vorausschauendes Fahren und das Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzungen entscheidend, um die Sicherheit zu gewährleisten. Ausserdem teilen sich motorisierte Fahrzeuge, Radfahrer und gelegentlich auch Wanderer die Strasse, weshalb gegenseitige Rücksichtnahme unerlässlich ist. Für Radfahrer empfiehlt sich das Tragen gut sichtbarer Kleidung und eine defensive Fahrweise, um in unübersichtlichen Situationen frühzeitig wahrgenommen zu werden.
Während der Sommermonate ist der Verkehr auf dem Ofenpass besonders intensiv, da er eine wichtige Verbindung für Touristen und Einheimische darstellt. Es kann zu Engpässen und Verzögerungen kommen, insbesondere an Wochenenden oder in der Ferienzeit. Wer die Möglichkeit hat, sollte daher ausserhalb der Hauptverkehrszeiten fahren, um entspannter und sicherer unterwegs zu sein. Für Reisende mit Wohnmobilen oder Anhängern ist es ratsam, die Strecke sorgfältig zu planen und die technischen Gegebenheiten des Fahrzeugs zu berücksichtigen, da längere Bremsstrecken und enge Kurven besonderes Geschick erfordern.
Im Winter kann der Ofenpass, je nach Schneelage, vorübergehend gesperrt oder nur mit Schneeketten befahrbar sein. Die Strassenräumdienste der Region arbeiten effizient, doch bei starkem Schneefall oder Lawinengefahr sind zeitweise Sperrungen unvermeidlich. Daher sollten sich Reisende vor der Abfahrt stets über die aktuelle Verkehrslage informieren, beispielsweise über die Webseiten des Bundesamts für Strassen (ASTRA) oder lokale Verkehrsmeldungen. Die Mitnahme von Winterausrüstung und Notfallmaterial, wie warme Kleidung, Decken und Verpflegung, ist für Fahrten in der kalten Jahreszeit empfehlenswert.
Ein weiterer Aspekt der Verkehrssicherheit am Ofenpass ist die Prävention von Wildunfällen. Besonders in den frühen Morgen- und Abendstunden können Wildtiere die Strasse überqueren. Deshalb ist es wichtig, die Geschwindigkeit anzupassen und aufmerksam zu fahren. Hinweisschilder auf Wildwechsel sollten ernst genommen werden, um sowohl die Tiere als auch die Reisenden zu schützen.
Nicht zuletzt spielt auch die eigene Fahrweise eine zentrale Rolle für die Sicherheit. Ruhiges und vorausschauendes Fahren, die Einhaltung der Verkehrsregeln und regelmässige Pausen auf längeren Strecken tragen wesentlich dazu bei, Unfälle zu vermeiden. Rastplätze und Aussichtspunkte entlang der Route bieten Gelegenheit, die Fahrt zu unterbrechen, die Landschaft zu geniessen und ausgeruht weiterzufahren.
Fazit
Ob für Naturliebende, kulturhistorisch Interessierte oder sportlich Aktive – der Ofenpass hält für jede und jeden besondere Eindrücke bereit. Der Übergang verkörpert die faszinierende Einheit von Natur, Kultur und alpiner Mobilität und bietet Besucherinnen und Besuchern ein vielschichtiges Erlebnis. Die unberührte Landschaft des Schweizer Nationalparks mit ihren Wäldern, Bergwiesen und Wildtieren, die historischen Routen und kulturellen Spuren sowie die vielfältigen Möglichkeiten für Aktivitäten zu jeder Jahreszeit machen den Pass zu einem aussergewöhnlichen Ziel.
Quellen:
Schweizer Nationalpark: https://www.nationalpark.ch
Graubünden Ferien: https://www.graubuenden.ch
Val Müstair Tourismus: https://www.val-muestair.ch
UNESCO Welterbe Kloster St. Johann: https://www.muestair.ch
Alpenpässe.ch: https://www.alpenpaesse.ch
Schweizmobil: https://www.schweizmobil.ch
Bundesamt für Strassen (ASTRA): https://www.astra.admin.ch
Schweiz Tourismus: https://www.myswitzerland.com/de-ch/erlebnisse/pass-dal-fuorn-ofenpass
(alle abgerufen am 02.10.2025)
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