Gefahren an Kreuzungen und Bushaltestellen – Prävention für Kinder im Strassenverkehr

Täglich sind in der Schweiz tausende Kinder auf ihrem Schulweg unterwegs – zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Bus. Gerade Kreuzungen und Bushaltestellen gehören dabei zu den gefährlichsten Orten. Hier treffen verschiedene Verkehrsteilnehmer aufeinander, und das Geschehen ist oft unübersichtlich. Kinder sind besonders gefährdet, weil sie Geschwindigkeiten und Entfernungen noch nicht sicher einschätzen können.

Der folgende Beitrag zeigt, wie Eltern, Lehrpersonen und Polizei auf dem Schulweg unterstützen.

Warum Kreuzungen besonders riskant sind

An Kreuzungen entstehen viele Unfälle, weil Kinder die Komplexität der Situation unterschätzen. Parkierte Fahrzeuge verdecken die Sicht, Autos fahren schneller als erwartet, und der Strassenlärm lenkt zusätzlich ab. Kinder neigen dazu, spontan zu reagieren – sie laufen los, sobald eine Lücke sichtbar wird, ohne die Geschwindigkeit des herannahenden Fahrzeugs richtig einzuschätzen.

Hinzu kommt, dass Kinder den Blickkontakt zu Autofahrenden oft nicht suchen oder deren Absichten missverstehen. Ein Handzeichen des Lenkers oder ein leichtes Abbremsen kann für sie bereits als „Aufforderung zum Gehen“ gedeutet werden. Erwachsene hingegen wissen, dass sich solche Gesten nicht immer eindeutig interpretieren lassen.

Auch technische Faktoren wie der tote Winkel spielen eine Rolle: Fahrzeuge mit erhöhter Sitzposition wie Lieferwagen oder Busse können kleinere Kinder leicht übersehen. Umso wichtiger ist es, das Verhalten an Kreuzungen früh zu üben. Kinder sollen lernen, vor dem Überqueren der Strasse stehen zu bleiben, nach links, rechts und nochmals links zu schauen und erst loszugehen, wenn kein Fahrzeug kommt oder das Auto vollständig steht. Viele Schulen und Kantonspolizeien bieten dazu Verkehrstrainings an, die den sicheren Umgang mit realen Verkehrssituationen fördern.



Sicheres Verhalten an Bushaltestellen

Auch Bushaltestellen bergen erhebliche Risiken. Kinder laufen häufig noch schnell über die Strasse, wenn sie den Bus sehen, oder sie drängen sich zu nahe an den Fahrbahnrand. Besonders gefährlich ist das Überqueren der Strasse direkt nach dem Aussteigen, wenn der Bus die Sicht auf die Fahrbahn versperrt.

Eine einfache, aber wichtige Regel lautet: Warte, bis der Bus abgefahren ist – erst dann überquere die Strasse. Kinder sollen lernen, immer hinter dem Bus zu gehen, nie davor. Der Abstand zur Fahrbahn sollte mindestens ein grosser Schritt betragen, und beim Warten gilt: ruhig stehen bleiben, nicht toben oder drängeln.

Schulen und Eltern können diese Regeln gemeinsam festigen. Viele Gemeinden bieten spezielle Haltestellen-Schulungen in Zusammenarbeit mit der Polizei oder dem TCS an. Auch Buschauffeure werden in der Schweiz regelmässig im Umgang mit Schulkindern geschult, um Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen.

Ablenkung – ein unterschätztes Risiko

Ein wachsendes Problem im Strassenverkehr ist Ablenkung durch Smartphones oder Kopfhörer. Bereits Musik oder ein kurzer Blick aufs Display können die Wahrnehmung entscheidend einschränken. Kinder, die mit Kopfhörern unterwegs sind, hören herannahende Fahrzeuge oft zu spät oder gar nicht.

Eltern sollten daher klare Regeln festlegen: kein Handy, keine Musik auf dem Schulweg. Sinnvoll ist es, eine „handyfreie Zone“ rund um den Schulweg einzuführen – das steigert die Aufmerksamkeit und fördert die Eigenverantwortung. Auch Lehrpersonen können das Thema im Unterricht aufgreifen und mit den Kindern über Ablenkung und Reaktionszeiten sprechen.

Erwachsene sollten dabei als Vorbilder handeln. Wer selbst am Zebrastreifen auf das Handy blickt, vermittelt den falschen Eindruck, dass Ablenkung im Strassenverkehr harmlos sei. Kinder lernen durch Beobachtung – und übernehmen Verhaltensmuster, ohne sie zu hinterfragen.



Eltern als wichtigste Vorbilder

Eltern sind die ersten Verkehrserzieher. Schon auf dem Weg zum Kindergarten oder Spielplatz lernen Kinder, wie man sich richtig verhält. Wenn Erwachsene konsequent stehen bleiben, bevor sie eine Strasse überqueren, oder am Fussgängerstreifen Blickkontakt suchen, prägt sich das Verhalten positiv ein.

Gemeinsames Üben ist entscheidend: Eltern sollten gefährliche Kreuzungen oder Haltestellen mit ihren Kindern mehrfach ablaufen, auf mögliche Risiken hinweisen und alternative Wege zeigen. Besonders hilfreich sind sogenannte Schulwegpläne, die viele Gemeinden und Schulen in Zusammenarbeit mit der bfu oder der Kantonspolizei anbieten. Sie markieren sichere Querstellen, zeigen Ampeln und Bushaltestellen und geben Hinweise zu möglichen Gefahrenpunkten.



Infrastruktur und Verantwortung der Gemeinden

Neben der Erziehung spielt die Infrastruktur eine zentrale Rolle für die Sicherheit. Verkehrsberuhigte Zonen, Mittelinseln, gut beleuchtete Fussgängerstreifen und kindgerechte Beschilderungen reduzieren das Risiko erheblich. In vielen Schweizer Städten wurden in den letzten Jahren gezielt Schulwege analysiert und angepasst.

Auch Bushaltestellen lassen sich sicherer gestalten – etwa durch Haltekanten mit Schutzgeländern, Wartebereiche abseits der Fahrbahn oder deutliche Markierungen. Wichtig ist, dass Gemeinden und Verkehrsbetriebe bei der Planung eng zusammenarbeiten. Prävention im Strassenverkehr beginnt bei der Gestaltung des öffentlichen Raums.

Praktische Tipps für den Alltag

  • Den Schulweg gemeinsam üben und dabei feste Regeln vereinbaren („stehen – schauen – gehen“).
  • Kleidung und Rucksäcke mit reflektierenden Materialien ausstatten, besonders im Herbst und Winter.
  • Kinder früh an Eigenverantwortung heranführen, aber nicht überfordern – Selbstständigkeit entsteht schrittweise.
  • Elternabende oder lokale Präventionstage besuchen, um sich über aktuelle Kampagnen und Sicherheitsmassnahmen zu informieren.

 

Bildquellen:
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