Urner Landeswallfahrt in Zeiten von Corona
Heute Samstag, 24. Oktober 2020, findet die Urner Landeswallfahrt nach Sachseln zur Wirkungsstätte von Bruder Klaus in Flüeli-Ranft statt. In Anbetracht der Corona-Situation hatten die Organisatoren der Landeswallfahrt vergangene Woche beschlossen, dass der Anlass dieses Jahr nur im kleinen Rahmen stattfinden wird, um die Pilgerinnen und Pilger keinen gesundheitlichen Risiken auszusetzen. Stellvertretend für das Urner Volk fahren Dekan Daniel Krieg, Pfarrer von Altdorf, Landammann Urban Camenzind, Bürglen, und vier Mitglieder des Regierungsrats mit Weibel an die Landeswallfahrt.
Ebenfalls mit dabei sind die Senneneltern Sepp und Regina Planzer sowie der Kastenvogt Wendelin Bucheli von der Sennenbruderschaft in Bürglen und Vertreter der Geistlichkeit.
Landammann Urban Camenzind hält an der Landeswallfahrt eine Ansprache, in der er Parallelen zu längst vergangenen Zeiten zieht, die ebenfalls im Zeichen von Bedrohung und Gefahr standen: «Ich erachte es nicht als selbstverständlich, dass wir hier sind und damit helfen, den tiefverankerten Brauch der Urner Landeswallfahrt auch in schwierigen Zeiten und auf angepasste Art aufrecht zu halten. Wir sind heute für das ganze Urnervolk hier», erklärt er einleitend.
Nicht umsonst sei die Sennenbruderschaft Bürglen an der Landeswallfahrt mit dabei. Diese sei im Jahr 1593 wegen einer grossen Seuche auf den Urner Alpen gegründet worden. «Bereits vor mehr als 400 Jahren mussten die Urnerinnen und Urner einen Weg finden, wie sie sich in Zeiten grosser Not organisieren, welche Massnahmen getroffen werden und wie man mit der Belastung und Unsicherheit umgehen will», sagte der Landammann. Gewiss hätten sich schon damals Verzweiflung, Unsicherheit und Gerüchte verbreitet. Dabei habe die Gründung der Sennenbruderschaft mit dem Zweck der Solidarität unter den betroffenen Älplern und Bauern viel geholfen. Beispielsweise zur gegenseitigen Unterstützung und zum Trost in der Not.
Urban Camenzind vergleicht die Gegenwart, geprägt von der Corona-Pandamie, mit der Situation vor 427 Jahren: «Wir haben den Corona-Virus, der grosse gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden anrichtet. Es stehen Existenzen auf dem Spiel. Bürgerinnen und Bürger haben Angst und sind unsicher.» In der individualisierten Gesellschaft seien wir uns gewohnt, dass es für die meisten Probleme dieser Welt eine Lösung gebe, jetzt und sofort. Im Fall von Corona werde dies länger dauern und wir müssten zusammenstehen: «Wir werden in der nächsten Zeit unsere Energie und unsere Kraft für Wichtigeres einsetzen müssen. Der Streit, wer mit welcher Expertise mehr recht hat, lohnt sich zurzeit nicht». Als Landammann appelliert er an die Urnerinnen und Urner: «Helfen wir alle solidarisch mit, unsere Gemeinschaft vor diesem Virus zu schützen. Halten wir uns alle an die bekannten Massnahmen, die der Bundesrat vorgibt. Tragen wir die notwendigen Masken, halten wir genügend Abstand und waschen die Hände vielleicht noch einmal mehr».
Angesichts der komplexen Herausforderung durch die Pandemie sei zu erwarten, dass bei vielen Personen Zweifel aufkommen und dass die Unsicherheit steige. In solchen Situationen empfahl er eine Wanderung in der Natur, zur Wallfahrtskappelle ins Riedertal oder zu einem anderen der vielen Wallfahrtsorte im Kanton Uri um auf positive Gedanken zu kommen. Der Landammann forderte die Teilnehmenden an der Landeswallfahrt abschliessend auf, zusammenstehen, wie die Sennen vor mehr als 400 Jahren: «Dann bin ich zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr die Urner Landeswallfahrt wieder miteinander unternehmen können und gemeinsam danken dürfen».
Quelle: Standeskanzlei Uri