Strukturwandel bringt Aufschwung in der Tiermedizin
von Claudia Göpel
Wenn dem geliebten Hund der Zahn schmerzt, die Katze doch keine neun Leben hat, dem Wellensittich der Schnabel falsch gewachsen ist oder der Kornnatter die Maus im Hals stecken bleibt – dann ist der Rat von Tierärzten gut und teuer.
Medizinische Geräte, Operationstechniken und Anwendungen aus der Humanmedizin sind auch für die Tiermedizin geeignet. Kritische Stimmen hinterfragen die Notwendigkeit lebensverlängernder Massnahmen bei Hunden und Katzen im Krankheitsfall, zum Beispiel bei Krebs; Befürworter sind der Meinung, dass auch Haustiere die bestmögliche medizinische Versorgung und somit ein langes Leben und eine optimale Gesundheit verdient haben. Teure medizinische Geräte kann sich eine Einzelpraxis jedoch nicht leisten, deshalb entstehen immer mehr Tierkliniken, oder Veterinärmediziner schliessen sich in Gemeinschaftspraxen zusammen.
Gehören tierärztliche Einzelpraxen der Vergangenheit an?
Vor 20 Jahren waren Tierkliniken noch die Ausnahme. Inzwischen ist in jeder grösseren Stadt in der Schweiz mindestens eine Tierklinik ansässig, in der mehrere, vor allem junge Tierärzte und medizinisches Personal im Angestelltenverhältnis arbeiten. Die Vorteile für die Tiermediziner, die Tierhalter und die tierischen Patienten liegen auf der Hand: Komplettversorgung an nur einem Ort, kurze Diagnosewege, kompakte Behandlungsmöglichkeiten, Spezialisten für jeden Fall – praktisch rund um die Uhr und auch am Wochenende. Kliniken wie die neue moderne Tierklinik in Regensdorf-Watt im Kanton Zürich werden sehr gut angenommen und stellen eine ergänzende Alternative zu den Einzelpraxen der Region dar. Verschwinden werden die alteingesessenen Tierärzte deshalb jedoch nicht. Zumindest nicht so bald.
Neben der Vorsorgetätigkeit wie dem Impfschutz sowie der Behandlung kleinerer Krankheiten und Verletzungen sind die Kleintierpraxen froh, wenn sie in schwierigen Fällen ihre Patienten an einen Spezialisten in der Nähe überweisen können. Zudem ist eine moderne Privatpraxis für einen einzelnen Tierarzt nur schwer zu finanzieren und zu halten. Tierkliniken profitieren zudem von dem Wunsch nach geregelter Beschäftigung, nach sicherem Einkommen und nach Teilzeitarbeit. Viele Frauen möchten gern Familie und Beruf unter einen Hut bringen und trotzdem ihrer Berufung nachgehen. Dies lässt sich in einer Klinik besser realisieren als in einer Einzelpraxis.
Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) betreut über 2000 Mitglieder und vertritt deren berufliche Interessen, hilft zum Beispiel bei Praxiseröffnungen und -übernahmen und vermittelt freie Stellen. Eine Liste der niedergelassenen Tierärzte kann mit der Praxissuche auf der offiziellen Seite der GST abgerufen werden.
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