Bitte nicht wegwerfen! – Wie lange halten sich Lebensmittel tatsächlich?
Unzählige Tonnen an Lebensmitteln landen Monat für Monat im Müll – bei dem man sich immer häufiger fragt, wie man ihn richtig entsorgt – und das, obwohl sie eigentlich gar nicht ungeniessbar oder gar schädlich sind, wenn man sie zu sich nimmt.
All das Wegwerfen von Lebensmitteln basiert auf dem Aufdruck eines Mindesthaltbarkeitsdatums oder Verbrauchsdatums. Der Druck, diese Produkte in den Müll zu werfen, ist darum eher psychologischer Natur denn tatsächlich aus Gründen des Gesundheitsschutzes angezeigt. Basierend auf dieser Kenntnis um tonnenschwere Verschwendung, die auch finanziell in die Milliarden an Schweizer Franken geht, werden die Rufe immer lauter, die Produkte von der teils doppelten und dreifachen Kennzeichnungspflicht zu entbinden.
Sage und schreibe 100 Kilogramm an Lebensmitteln landen jährlich pro Kopf in der Schweiz im Hausmüll. Und immer wieder sind die Aussagen der Eidgenossen gleich, wenn nach den Motivationsgründen für das Wegwerfen von Lebensmitteln gefragt wird: Das Mindesthaltbarkeitsdatum war abgelaufen. Aber was sagt uns das Mindesthaltbarkeitsdatum, das im Zuge der Lebensmittelkennzeichnung wichtige Infos an den Verbraucher geben soll, wirklich über die Geniessbarkeit aus?
Was sagt das MHD über das Lebensmittel tatsächlich aus?
Geschätzte 100 (EINHUNDERT!) Millionen Tonnen an Lebensmitteln werden europaweit Jahr für Jahr auf den Müll geworfen. Und der Grossteil, das haben Studien bewiesen, wäre problemlos noch verzehrbar, ohne ein gesundheitliches Risiko einzugehen. Milliarden von Franken wandern somit vollkommen unnötig in und auf den Müll. Was also teilt uns Verbrauchern und Konsumenten das Mindesthaltbarkeitsdatum wirklich mit und von wem wird es eigentlich festgelegt? Festlegen müssen das MHD die Hersteller der als verderblich bezeichneten Waren, und sie tun es nach den Buchstaben der sogenannten Lebensmittelverordnungen. Dabei stützt man sich auf Studien, Tests und natürlich auch auf Erfahrungswerte der Industrie. So weit, so klar.
Aber was sagt der Aufdruck nun real aus? „Vergiftet“ man sich, verzehrt man Waren, welche das MHD überschritten haben? So zumindest glaubt man es vielfach in den Kreisen der Konsumenten – und das ist grundsätzlich falsch! Das MHD sagt nämlich nicht, dass man das Lebensmittel bis zum Datum, welches auf den Produkten zu finden ist, auch verzehrt haben muss, will man gesundheitliche Risiken meiden, und es nach dem Überschreiten wegwerfen soll oder gar muss.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum steht primär schlicht und ergreifend für die sogenannten „produktspezifischen Eigenschaften“. Hierbei dreht es sich also um den Geruch der Ware, die Farbe oder auch den Geschmack der Produkte, die bis zu dem Datum „garantiert“ sind. Es ist also ein Mythos in Sachen Lebensmittel, dass ein unbedenklicher Verzehr nach dem Ablauf des aufgedruckten Datums nicht mehr risikolos möglich sei. Auch ein Produkt, welches vielleicht nicht mehr das satte Rot in der Verpackung aufweist, wie es der Hersteller gerne hätte, ist damit nicht gleich „schlecht“ und ungeniessbar! Doch welche Produkte lassen sich wie lange über das sogenannte „Verfallsdatum“ hinaus verzehren? Schauen wir genauer hin.
Interessante Testergebnisse, was die tatsächliche Verzehrbarkeit angeht
Die Schweizer Stiftung „Konsumentenschutz“ hat sich in einer Studie diverser Produkte genauer angenommen. Dabei wurden Milch- und Fleischprodukte – also bekannte Frischeprodukte mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum – auf Herz und Nieren geprüft. Natürlich auf streng wissenschaftlicher Basis. Die Fragestellung des Tests lautete: In welchem Zeitrahmen nach Überschreiten des MHD verderben die getesteten Produkte wirklich? Und das Ergebnis war besonders für den Verbraucher hochinteressant.
12 von 13 Lebensmitteln, die in einem ganz normalen Kühlschrank gelagert wurden, waren auch 14 Tage nach Fristablauf noch völlig problemlos geniessbar und mussten nicht weggeworfen werden. Mit neun Produkten hatten sogar drei Viertel der getesteten Waren absolut keine feststellbaren Einbussen hinsichtlich des Geschmackes. Nur ein einziges Produkt, ein Milchprodukt aus dem Bereich der Desserts, wies einen säuerlichen Geruch auf und wurde kurz nach dem Überschreiten des MHD entsorgt. Und es wurde noch interessanter, denn auch weitere 14 Tage später war jedes der getesteten Lebensmittel ohne gesundheitliche Risiken verzehrbar – ganze vier Wochen nach Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums. Man kann sicher sein, dass der Grossteil dieser Waren in einem Privathaushalt im Müll gelandet wäre, obwohl sie wider die Norm bei Lebensmitteln eben nicht „schlecht“ wurden.
Sind 12 von 13 getesteten Lebensmitteln also auch einen Monat nach Erreichen des MHD noch problemlos verzehrbar, kann man sich ausrechnen, welche Grössenordnung an Produkten vollkommen sinnlos auf dem Müll landet – und was das den Verbraucher kostet. Doch gibt es Wege, die uns über das MHD hinaus helfen, Gutes von Schlechtem bei Lebensmitteln zu unterscheiden? Natürlich! Unterziehen Sie Ihre Lebensmittel vor dem Wegwerfen einer optischen Probe, riechen Sie am Lebensmittel und schmecken Sie es ab. Was Sie von der Optik, vom Geruch her und was den Geschmack angeht als „gut“ verorten, kann auch noch verspeist werden – unabhängig vom MHD. Erst wenn Ihre Sinne Ihnen „rotes Licht“ signalisieren, dann sollten Sie auch die Finger oder den Gaumen vom Produkt lassen.
Und wenn Sie sich völlig unsicher sind, hilft oftmals auch ein Blick ins Internet, denn in den entsprechenden Foren der Social Media gibt es sehr hilfreiche und produktspezifische Tipps!
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