Sind die Folgen der digitalen Revolution für die Schweiz positiv oder negativ?
von Agentur belmedia
Während des 18. und 19. Jahrhunderts wurden durch die industrielle Revolution die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse hinsichtlich der Lebensumstände und Arbeitsbedingungen umgestaltet. Dies hatte jedoch auch das Entstehen von Missständen im sozialen Bereich zur Folge. Heute steht die Menschheit nicht nur im wirtschaftlichen Bereich inmitten der digitalen Revolution. Die stete Entwicklung neuer Technologien und das Verwenden digitaler Techniken bringt dabei Positives wie Negatives mit sich. Insbesondere die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zeigen die Janusköpfigkeit der gesellschaftlichen Veränderung durch die digitale Welt deutlich an: Werden einerseits neue Arbeitsplätze und sogar ganze Berufszweige geschaffen, fallen aufgrund der Technik und mit ihr einhergehender Rationalisierung andere Tätigkeitsfelder vollkommen weg.
Die Arbeitswelt ändert sich: Kassierer wird es künftig wahrscheinlich nicht mehr geben
Die Wirkungen der digitalen Revolution zeigen sich auch im alltäglichen Leben der Schweiz. Beispiel: der Job des Kassierers. Das allen bekannte, klassische Modell der Kassiererin oder des Kassieres an der Kasse wird es künftig immer seltener geben. Präferiert wird heute ein durch Servicemitarbeiter beaufsichtigtes Verfahren, sogenannte „Selbstzahl-Stationen“. Jeder Kunde kann hier den Warenscanner für die von ihm gekauften Produkte selbst bedienen und im Anschluss per Kartenzahlung die Rechnung begleichen. Hilfe bei der Bedienung leistet der Servicemitarbeiter. Dieses Bezahlmodell ist bei vielen Supermärkten der Schweiz, ob in Lausanne, Zürich oder Bern, bereits im Einsatz.
Es ist absehbar und nicht zuletzt durch Expertenwissen verbürgt, dass sich die digitale Entwicklung der Arbeitswelt in der Zukunft fort- und durchsetzen wird. Konkret wird es das Tätigkeitsfeld des Kassierers also vermutlich nicht mehr sehr lange geben. Andere Jobs (wie zum Beispiel Servicemitarbeiter) werden jedoch aufgrund neuer Bedarfe auch entstehen. Die Rationalisierung von Arbeitsplätzen aufgrund von Technik bzw. neuen Technologien ist dabei natürlich nichts, was in der Geschichte der Arbeitswelt des Menschen neu wäre. Auch in der oben beschriebenen neolithischen Gesellschaft oder bei den durch die industrielle Revolution herbeigeführten Umwälzungen hatten solche Veränderungsprozesse der Arbeitswelt statt.
Baseler Zukunftsforscher prognostiziert: 65 Prozent der heute bestehenden Arbeitsplätze könnten von Streichung betroffen sein
Durch die Entwicklung des Computers geschieht der Wandel der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert jedoch in einem zuvor nicht da gewesenen Tempo. Auch hochkomplexe Prozesse und Tätigkeitsfelder können bereits heute und werden es in Zukunft in zunehmenden Masse von Computern übernommen werden (Stichwort: Internet der Dinge). Der in Basel lebende Zukunftsforscher Gerd Leonard sagt dabei voraus, dass 65 Prozent der heutigen Arbeitsplatzstellen dem digitalen Wandel zum Opfer fallen könnten. Grund dafür sind die immer leistungsfähigeren Rechner, ausgestattet mit immer intelligenterer Software. Digitale Assistenten und Roboter werden insofern zukünftig noch viel mehr Aufgaben in fast allen Lebensbereichen der Menschen übernehmen; nicht zuletzt, weil sie in vielem, was sie tun, verlässlicher, schneller und präziser sind als Menschen.
Der Informationsverarbeitung und intelligenten Systemen kommt beim Wandel der Arbeitswelt eine besondere Bedeutung zu. Sie führen zu rasanten Veränderungen in allen Branchen und ein zunehmender Wettbewerb befeuert die Suche nach Innovationen in allen Bereichen der Wirtschaft. Dies gilt in einer globalen Welt genauso für die Schweiz: Die Anforderungsprofile für Arbeitsuchende werden zunehmend durch die digitale Welt bestimmt; Qualifikationen, die noch heute als Standard gelten, werden durch andere abgelöst. Der Zukunftsforscher Leonard geht in Bezug auf die Arbeitsplatzentwicklung bzw. für die Stellenbeschreibungsprofile der Zukunft davon aus, dass 50 Prozent der Tätigkeitsfelder, die es im Jahr 2030 geben wird, heute noch gar nicht benannt werden können.
Datensicherheit und -verwaltung: Der Privatsphärenmanager könnte sich als neuer Beruf etablieren
Durch die globale Entwicklung einer digitalen Welt sind jedoch auch einige, zukünftig als bedeutsam anzusehende Tätigkeitsfelder auszumachen. Nicht zuletzt die gesellschaftliche und politische Debatte um Datensicherheit und Datenschutz (für Privatpersonen und für Unternehmen) macht deutlich, dass hier ein Bereich entstehen wird und bereits entsteht, der – insbesondere durch die inzwischen flächendeckende Nutzung des Internets – grosse Potenziale birgt. Da durch das Internet sowohl berufliche wie auch private Informationen durch Dritte recherchierbar sind, könnten beispielsweise zum Schutz und zur Verwaltung sensibler Daten schon bald sogenannte Privatsphärenmanager gefragt sein; Assistenten, die nicht zuletzt auch für das Unkenntlichmachen hinterlassener digitaler Spuren von Nutzern ein Ansprechpartner sein könnten.
Und in nicht wenigen Branchen sorgt die Digitalisierung bereits jetzt für steigenden Umsatz. Allerdings gibt es auch Sorgen um die nächste Generation von Mitarbeitern. Insbesondere Beratungsunternehmen suchen zurzeit verstärkt Personal, auch digital. Nachgefragt werden vor allem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die entsprechend der allgemeinen Entwicklung Strategie- und Technologie-Know-how für potenzielle neue Geschäftsmodelle mitbringen. Rekrutiert wird von diesen Unternehmen einigen Berichten zufolge insbesondere in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland.
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