Gelähmte können dank Gedankensteuerung selbst gehen
von Philipp Ochsner
Forscher des Brain Computer Interface Lab an der University of California haben ein Gehirn-Computer-Interface entwickelt. Mit dessen Hilfe konnte ein Querschnittsgelähmter eine kurze Strecke gehen.
Das Besondere dabei ist, dass diese Gedankensteuerung keinerlei robotische Hilfsmittel wie Exoskelett-Beine erfordert. Denn das nichtinvasive System leitet Signale des Gehirns direkt an die Beine und umgeht dabei das Rückenmark. Der Patient ist im Rahmen der Machbarkeitsstudie einfach auf eigenen Beinen gegangen, wenn auch vorerst nur 3,66 Meter.
Um Querschnittsgelähmten mehr Freiheiten zu bieten, haben Forscher in den vergangenen Jahren verstärkt auf Gedankensteuerung gesetzt, ob nun für Assistenzroboter oder Roboterbeine. Die UCIBCI-Entwicklung kommt nun ohne grosse Robotik aus. „Wir haben gezeigt, dass man intuitives, gedankengesteuertes Gehen nach einer vollständigen Rückenmarksverletzung wiederherstellen kann“, erklärt UCIBCI-Biomedizintechniker Zoran Nenadic. Das System nutzt dazu jene Hirnsignale, die ohnehin dem Gehen dienen. Statt damit aber ein robotisches Exoskelett zu steuern, stimuliert es direkt die Beinmuskulatur. Das hat bei einem seit fünf Jahren gelähmten Probanden funktioniert.
„Auch nach Jahren der Querschnittslähmung kann das Gehirn noch stabile Gehirnwellen erzeugen, die genutzt werden können, um einfaches Gehen zu ermöglichen“, betont Nenadic. Ähnlich wie bei vielen anderen Gedankensteuerungs-Lösungen kommt eine EEG-Kappe zum Einsatz, um die Hirnsignale zu messen. Statt damit einen Roboter zu steuern, aktiviert das System aber die Beine selbst. Dazu berechnet ein Computer aus den Hirnsignalen, wie auf Höhe des Knies angebrachte Elektroden zu aktivieren sind, um dadurch die gewünschte Bewegung in der Beinmuskulatur auszulösen.
Artikel von: pressetext.com
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