EU will Facebook ab 16
von Samuel Nies
Geht es nach der Europäischen Union, wird Jugendlichen unter 16 Jahren der Zugang zu Facebook, Twitter und anderen sozialen Medien bald verwehrt bleiben.
Das neue Gesetz würde damit in der EU das in den Facebook-Nutzungsbedingungen festgelegte Mindestalter ausser Kraft setzen und das Bestimmungsrecht der Eltern stärken.
Unverschämte Einmischung?
Die Abgeordneten aus Brüssel haben einen offiziellen Vorschlag formuliert, das Mindestalter für die Registrierung in einem sozialen Netzwerk drei Jahre aufzustufen. Das bedeutet, dass das beispielsweise von Facebook festgelegte Mindestalter von 13 Jahren in der EU nicht mehr zählen würde. Jüngere Mitglieder müssten eine Erlaubnis der Eltern einbringen, um sich noch vor dem Erreichen des 16. Lebensjahres anzumelden.
Experten glauben nach dem Publikwerden aber, dass mit dem neuen Gesetz die Zahl der Accounts mit falschen Altersangaben zunehmen wird. Es sei nichts weiter notwendig, als bei der Anmeldung ein anderes Geburtsjahr anzugeben. „Es ist doch unverschämt zu glauben, dass Teenager mit 15 Jahren die Zustimmung der Eltern in jeder Situation brauchen“, kritisiert Alexander Whelan von Digital Europe.
Gesetz wäre „Ermutigung zum Lügen“
„Mangels wirklicher Freunde ‚aus Fleisch und Blut‘ braucht man viele virtuelle Kontakte, um sich gegen das Alleinsein zu sichern. ‚Soziale Medien‘ lösen also ein Problem, das sie selber erzeugen – ein Teufelskreis wie bei anderen Abhängigkeiten. Die Flüchtigkeit der virtuellen Kontakte und die Isolation, die ’soziale Medien‘ erzeugen, rufen nach einem ständigen Aktualisieren, einer ständigen Überprüfung, ob die anderen einen noch lieben“, kritisiert Medienpsychologe Daniel Salber auf Nachfrage den aktuellen Trend.
Die Organisation ICT Coalition for Children Online sieht im Vorhaben der Europäischen Union eine Ermutigung zum Lügen. Die Experten sind der Überzeugung, dass sich kein Teenager vom sozialen Leben, das mittlerweile hauptsächlich auch online stattfindet, ausschliessen wolle. Andere Stimmen unterstreichen zudem das Recht auf Teilhabe, denn die digitale Welt gehöre heutzutage zum Prozess des Aufwachsens dazu.
Artikel von: pressetext.redaktion
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