Luzerner Polizei: Jana, Polizistin Verkehrspolizei Patrouillendienst
Ich suchte einen Beruf, welcher abwechslungsreich und herausfordernd ist.
Als Polizistin erlebt man jeden Tag viele neue Ereignisse.
Stell dich doch mal vor. Wer bist du?
Mein Name ist Jana und ich bin 25 Jahre alt. Ich arbeite bei der Luzerner Polizei, Verkehrspolizei Patrouillendienst Sprengi, in Emmenbrücke. Vor meiner Polizeikariere war ich als Au Pair in Lausanne tätig und machte anschliessend einen Sprachaufenthalt in Kanada. Danach absolvierte ich eine Lehre als Restaurationsfachfrau und im April 2019 wurde ich für die Polizeischule in Hitzkirch aufgenommen.
Du bist noch nicht so lange Polizistin. Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?
Der Gedanke, Polizistin zu werden, kam bei mir, als ich 20 Jahre alt war. Ich suchte einen Beruf, welcher abwechslungsreich und herausfordernd ist. Als Polizistin erlebt man jeden Tag viele neue Ereignisse und kann sich nicht darauf vorbereiten, was auf einen zukommt und an welche Ereignisse man ausrückt. Und genau dieser Nervenkitzel motivierte mich, den Schritt zur Polizei zu wagen.
Wie hast du die Ausbildung erlebt?
In der Schule war es alles andere als langweilig. Es wurde viel Stoff auf einmal unterrichtet und die Erwartungen waren bereits nach kurzer Zeit sehr hoch. Man muss sich nach einigen Jahren auch wieder in den Schulmodus einleben, wieder erinnern, wie man mit Prüfungsstress umgeht. Mit all dem war ich aber nicht alleine: Wir gingen den Ausbildungsweg im Team – zusammen mit meinen zukünftigen Arbeitskolleginnen und -kollegen.
Gab es auch etwas, dass dich während der Ausbildung besonders herausgefordert hat?
Ich hatte nie einen Plan B. Entsprechend war der Druck für mich sehr hoch, die Polizeischule erfolgreich abzuschliessen.
Wie ging es nach der Ausbildung weiter? Durftest du frei wählen wo du arbeiten möchtest?
Nach der Polizeischule und dem involvierten Praktikum bei der Sicherheitspolizei auf dem Polizeiposten Sursee und in der Stadt Luzern, absolvierte ich meine Generalisten-Grundausbildung vom April 2020 bis August 2021 bei der Verkehrspolizei in Emmenbrücke. Seither bin ich beim Patrouillendienst der Verkehrspolizei zu finden.
Wie können wir uns deinen jetzigen „Alltag“ bei der Verkehrspolizei vorstellen? Was gehört alles zu deinen Aufgaben?
Mein Tag startet mit einem Briefing, an dem alle Mitarbeitenden vom Patrouillendienst zusammenkommen. Es wird besprochen, was sich in der vorherigen Nacht ereignete und was noch aufzuarbeiten ist.
Danach wird ein Patrouillenfahrzeug ausgerüstet und ich bereite mich auf den Dienst vor. Bei der Verkehrspolizei sind wir sowohl in Patrouillenfahrzeugen als auch in zivilen Fahrzeugen unterwegs. Nach dem Ausrüsten sind wir einsatzbereit und stehen der Einsatzleitzentrale zur Verfügung. Wir sind frei, uns im ganzen Kanton Luzern zu bewegen. Wo und welche Kontrollen nötig sind und durchgeführt werden, entscheiden wir situativ.
Nach Ereignissen erfassen wir Rapporte und Berichte. Grob geschätzt verbringe ich etwa 40% im Büro und 60% auf der Strasse. Rund vier Mal monatlich leiste ich einen Nachtdienst.
Hast du nebst der Schichtarbeit beim Patrouillendienst noch Zusatzfunktionen?
Bei der Uniformpolizei gehört auch der Ordnungsdienst mit dazu. Fussballspiele, Kundgebungen usw. benötigen meist polizeiliche Begleitung. Ebenso sind Ausbildungstage mit Taktik, Schiesstraining, Selbstverteidigung und vieles mehr im Beruf inbegriffen.
Sicherlich könntest du hier einiges erzählen. Aber gibt es einen Einsatz, der dich besonders geprägt hat oder an welchen du dich gerne zurückerinnerst?
Es gibt unzählige. Ich selber führe Tagebuch mit Ereignissen, die für mich persönlich speziell waren. Meistens sind diese tragisch, einschneidend, spannend – aber es gibt auch viele lustige Momente und Einsätze. Viele davon werde ich nie mehr vergessen. Zwei Erlebnisse widerspiegeln am besten die Bandbreite unseres Alltages.
Ein Mann meldete sich bei der Einsatzzentrale und gab an, dass er Taschenlampenlichter bei seinem Nachbarn, welcher in den Ferien sei, feststellen konnte. Mein Arbeitskollege, welcher Hundeführer ist, und ich wurden aufgeboten. Vor Ort konnte rasch eine Fährte durch den Diensthund aufgenommen werden. Bis dahin konnten wir selber keine Geräusche oder andere auffällige Sachen feststellen. Als ich mich vor dem Objekt befand, schaute ich die Fassade herauf und blickte ins Gesicht des Einbrechers, welcher sich im zweiten Stock befand. Sofort wurden weitere Einsatzkräfte aufgeboten. Unter anderem auch die Interventionseinheit, welches die Türe öffnete und einen weiteren Diensthund ins Gebäude schickte. Jedoch die zirka sieben Minuten, während denen man alleine in einer Ecke steht und beobachtet, kommen einem in diesem Moment ewig vor. Als die Unterstützung eintraf, sprang der Einbrecher aus dem Fenster des zweiten Stocks und versuchte zu fliehen. Drei Mal dürft ihr raten, wer schneller war: der Diensthund oder der Einbrecher?
Ein weniger schönes Ereignis traf mich persönlich mehr, als es mir lieb war. Bei der Meldung hiess es, dass ein 1 ½-jähriges Kind reanimiert wird und wir den Sachverhalt aufnehmen müssten. Das Kind sei vorgängig selbstständig in den Whirlpool gelangt und wurde leblos vorgefunden. Vor Ort wurde das Kind medizinisch durch Fachpersonal betreut. Die Emotionen, welche an so einem Ereignis herrschen, waren für mich sehr hart anzusehen. Erst zu Hause realisierte ich, was eigentlich passiert war. Ein paar Tage später wurde mir mitgeteilt, dass dieses Kind verstorben sei. Den Vorfall konnte ich nur dank des super Zusammenhalts innerhalb des Teams verarbeiten. Vergessen werde ich diese Bilder und Emotionen jedoch nie mehr!
Du bist in einem männerdominierten Beruf tätig. Wie erlebst du das?
Als Frau bin ich bisher weder im Einsatz noch von den Kollegen anders behandelt worden. Ich komme mit meinen Kolleginnen und Kollegen sehr gut klar.
Grundsätzlich glaube ich, dass es bei der Polizei beide Geschlechter benötigt. Frauen verfügen über Eigenschaften, welche Männer nicht haben – und umgekehrt. Beispielsweise bei Fällen von häuslicher Gewalt oder Sexualdelikten sind gemischte Teams sehr hilfreich: Manche Frauen wollen nur mit Frauen sprechen. Gleiches gilt bei der Leibesvisitation von Frauen.
Zudem gibt es heutzutage ein breiteres Aufgabenspektrum, welches mehrere Fähigkeiten fordert. Und nicht zuletzt stehen beiden Geschlechtern dieselben Laufbahnmöglichkeiten offen und sie werden gleich entlohnt.
Möchtest du noch etwas Abschliessendes sagen?
Wie man in den Wald ruft, schallt es zurück! Dies gilt für alle Menschen, auch für Polizisten und Polizistinnen. Wir streben auch in schwierigen Situationen eine Konfliktlösung mit normaler Stimmlage und Sprache an. Mit einer beidseitigen respektvollen Kommunikation lösen sich die Probleme in der Regel von selbst.
Quelle: Luzerner Polizei
Bildquelle: Luzerner Polizei