Spinnen ergänzen Speiseplan mit vegetarischer Kost

Spinnen gelten traditionell als klassische Insektenfresser. Neue Studienergebnisse von Zoologen aus der Schweiz, den USA und Grossbritannien zeigen nun: Die Tiere bringen mit vegetarischer Kost gerne auch mal Abwechslung in ihren Speiseplan.   

Die Fachzeitschrift „Journal of Arachnology“ hat die Resultate publiziert.

Obwohl traditionell als Jäger von Insekten eingestuft, wird immer deutlicher, dass Spinnen sich vielseitiger ernähren als bisher angenommen. Für manche Arten konnte bereits nachgewiesen werden, dass sie ihren Speiseplan mit Beutetieren wie Fischen, Fröschen oder gar Fledermäusen erweitern. Zoologen der Universität Basel sowie der Brandeis University (USA) und der Cardiff University (GB) zeigen nun: Spinnen essen auch Pflanzen.

Vegetarische Kost als Nahrungsergänzung

Für die Studie sammelten und dokumentierten die Forscher zahlreiche Fälle von pflanzenfressenden Spinnen. In einer sogenannten „Systematic Review“ zeigen sie, dass sich Vertreter aus zehn verschiedenen Familien von einer breiten Auswahl an Pflanzen wie Bäumen, Büschen, Gräsern, Farnen oder Orchideen ernähren. Die Tiere beweisen ebenfalls einen abwechslungsreichen Geschmack bezüglich der Art der Pflanzenkost: Nektar, Pflanzensaft, Honigtau, Blattgewebe, Pollen und Samen stehen auf dem Menüplan.

Pflanzenfressende Spinnen scheinen am häufigsten in der Gruppe der Salticidae vorzukommen – eine tagaktive Familie mit charakteristisch grossen vorderen Mittelaugen. Die Studie ordnet bis zu 60 Prozent der verzeichneten Vorfälle diesen sogenannten Springspinnen zu.

Fressverhalten weltweit verbreitet

Dabei handelt es sich um ein globales Phänomen. So zeigten die Forscher auf, dass dieses Fressverhalten auf allen Kontinent mit Ausnahme der Antarktis vorkommt, wenngleich es deutlich häufiger in wärmeren Regionen aufzutreten scheint. Erklärung hierfür könnte sein, dass es sich bei vielen der dokumentierten Fälle um den Verzehr von Nektar handelt. Pflanzen mit hoher Nektarproduktion kommen hauptsächlich in den wärmeren Regionen der Erde vor.



„Die Fähigkeit, Nährstoffe aus Pflanzen zu beziehen, erweitert die Nahrungsgrundlage dieser Tiere. Dies könnte einer ihrer Überlebensmechanismen sein, um Zeiten zu überstehen, in denen Insekten rar sind“, sagt Erstautor Martin Nyffeler von der Universität Basel. „Ausserdem diversifizieren sie dadurch ihren Speiseplan und optimieren die Nährstoffaufnahme – was im Kampf ums Überleben von Vorteil sein dürfte.“ In welchem quantitativen Ausmass die Pflanzenkost Teil der Ernährung der Spinnen bildet, ist jedoch noch weitgehend unerforscht.

Originalbeitrag

Martin Nyffeler, Eric J. Olson, William O.C. Symondson

Plant-eating by spiders

Journal of Arachnology (2016) 44: 15-27 | doi: 10.1636/P15-45.1

 

Artikel von: Universität Basel / unibas.ch
Artikelbild: Springspinne Cosmophasis micarioides und Ameisen der Art Polyrhachis ammon in Queensland, Australien © Andrea Lim, James Cook University

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