Verschnaufpause für die Landwirtschaft

Schlechte Zeiten für die Landwirtschaft – selbst Innovationskraft und hohes Engagement sind keine Mittel gegen die niedrigen Einkommen in diesem Sektor. Schuld daran haben die Preise auf dem Markt.

Um 6,1 Prozent auf 61.400 Franken sanken die Einkommen 2015 gegenüber 2014, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope unlängst mitteilte. Da begrüsste der Bauernverband die Entscheidung des Nationalrats, den Zahlungsrahmen 2018-21 für die Landwirtschaft nicht zu kürzen.

Die Eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope veröffentlichte am 15. September die Einkommenszahlen 2015 für die Landwirtschaft. Gemäss diesen sank das landwirtschaftliche Einkommen im letzten Jahr um 6,1 Prozent auf 61.400 Franken.

Diese Zahlen geben Anlass zur Sorge, denn die Einkommen liegen bereits rund ein Drittel unter jenen von vergleichbaren Berufen. Im Berggebiet erreicht die Landwirtschaft knapp die Hälfte, im Talgebiet 70 Prozent der Vergleichseinkommen – und dies bei überdurchschnittlich langen Arbeitszeiten.

Der Schweizer Bauernverband (SBV) hielt deshalb auf seiner Medienkonferenz fest, dass es so nicht weitergehen kann. Der Markterlös sank seit Beginn der Agrarreformen massiv: 1990 konnte die Landwirtschaft noch 13,7 Mia. Franken aus dem Verkauf der Produkte erzielen. 2015 betrug dieser Anteil noch 9,6 Mia. Franken. Dieser Rückgang ist primär auf sinkende Produzentenpreise zurückzuführen.

Mit auf einem Wagen aufgebauten Säulen aus Harassen stellte der SBV die Entwicklung auch bildlich dar. Viele Bauernfamilien leben heute von der Substanz – eine denkbar ungünstige Perspektive für junge Bauernfamilien.


Landwirte erleichtert – Kürzungen des Zahlungsrahmens 2018-21 finden nicht statt. (Bild: © igorstevanovic – shutterstock.com)

Und das alles bei steigenden Auflagen und Leistungen, welche die Bäuerinnen und Bauern zu erfüllen haben. Mit der Einführung der Agrarpolitik 2014-17 erhielt die Schweizer Landwirtschaft einen umfassenden, langfristigen öffentlichen Leistungsauftrag. Dafür legte der Bundesrat einen Zahlungsrahmen fest und versprach, diesen einzuhalten.

Mit dem Stabilisierungsprogramm 2017-19 und beim Zahlungsrahmen 2018-21 wollte er die Mittel dafür schon wieder kürzen und die „bestellten Leistungen“ nicht mehr vollumfänglich bezahlen – obwohl die Landwirtschaft nicht verantwortlich für steigende Bundesausgaben ist. Denn im Gegensatz zu anderen Budgetposten blieb jener für die Landwirtschaft stabil.

Gemessen an den gestiegenen Gesamtausgaben gingen die Zahlungen für die Landwirtschaft anteilsmässig gar zurück. Junge Bauernfamilien im Speziellen müssen sich darauf verlassen können, dass der Bund Wort hält und die verlangten Leistungen angemessen entschädigt.

Am 15. September nun folgte der Nationalrat dem Entscheid seiner vorberatenden Kommissionen, den Zahlungsrahmen 2018-21 für die Landwirtschaft nicht zu kürzen. Der Nationalrat hat erkannt, dass der Zeitpunkt, um in der Landwirtschaft sparen zu wollen, denkbar schlecht ist. Es ist zu hoffen, dass der Ständerat dem Nationalrat folgt und beide Räte auch im Budget 2017 und beim Stabilisierungsprogramm 2017-19 auf Einsparungen bei der Land- und Ernährungswirtschaft verzichten.

 

Artikel von: Schweizer Bauernverband
Artikelbild: © Stockr – shutterstock.com

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