Präventionstipps der Kapo St. Gallen - was tun bei Schockanrufen?

Vor allem ältere Menschen werden Opfer sogenannter Schockanrufe. In den letzten fünf Jahren gab es nach Angaben der Organisation Pro Senectute, die sich für die Rechte von Seniorinnen und Senioren einsetzt, mehr als 43.000 Fälle, in denen Unbekannte Notsituationen vortäuschten. Zusammen mit anderen Delikten rund um finanziellen Missbrauch belief sich die Schadenssumme bei Betroffenen über 55 Jahren im Jahr 2023 auf 675 Millionen Euro.

Gemeinsam mit der Schweizerischen Kriminalprävention SKP gibt die Kapo St. Gallen wichtige Tipps im Umgang mit aggressiven Schockanrufen.



Schockanruf – was ist das eigentlich?

Bei einem Schockanruf wird das Opfer telefonisch mit einer erfundenen, schlimmen Nachricht konfrontiert. Der Anrufer behauptet, ein Familienmitglied befinde sich in grosser Gefahr oder in einer extremen Notlage. Durch die Übergabe eines Geldbetrags oder von Wertsachen an einen Boten könne die Gefahr abgewendet werden und dem Familienmitglied geholfen werden. Betroffene sind von dem Anruf geschockt und handeln in dem Moment nicht rational. Es wird Druck ausgeübt, schnell zu handeln. Viele Opfer bemerken erst, dass es sich um einen Betrug handelt, wenn Geld oder Wertgegenstände übergeben wurden.

Welche Anrufer melden sich bei einem Schockanruf?

Die Ideen der Betrüger sind vielfältig. Unter Umständen meldet sich ein angeblicher Arzt, der ein Familienmitglied nach einem Unfall nur behandeln kann, wenn eine Geldsumme gezahlt wird. Oder ein Familienmitglied sitzt laut Anrufer in Untersuchungshaft und wird nur gegen Zahlung eines bestimmten Betrags freigelassen. Unter Umständen treten angebliche Polizisten auf, die dazu raten, Geld und Wertsachen an einen Dritten zu übergeben, damit diese Dinge nicht gestohlen werden, da es in der Gegend vermehrt zu Einbrüchen kommt.

In einigen Fällen kommt es zum sogenannten Enkeltrick, und die Anrufer behaupten, ein Verwandter zu sein. Die Opfer gehen von einer Notlage aus und übergeben Geld an Dritte.


Keinesfalls sollten Betroffene Dritten Geld aushändigen. (Bild:J.M. Image Factory – shutterstock.com)

Berichten zufolge versuchen Kriminelle, Taxiunternehmen zu beauftragen, Opfer zu Bankautomaten zu fahren und diese bei der Einzahlung an Automaten, die Kryptowährungen akzeptieren, zu unterstützen. Die Opfer sind häufig überfordert, daher greifen Kriminelle auf Taxiunternehmen zurück. Denkbar ist auch der Einsatz von Taxifahrern als Kurier. In diesem Fall sollen Geld oder Wertsachen beim Opfer abgeholt und zu einer bestimmten Adresse gefahren werden. Die Polizei weist darauf hin, dass Taxiunternehmen derartige Aufträge unbedingt melden sollten.


Kriminelle setzten Taxiunternehmen ein, die Opfer zum Abheben am Geldautomaten begleiten. (Bild: Dobo Kristian – shutterstock.com)

Schockanrufe erkennen

Anrufende sind nicht unbedingt an der Stimme zu erkennen. Künstliche Intelligenz kann Stimmen inzwischen täuschend echt nachahmen. Auch die Abfrage persönlicher Informationen reicht nicht aus, um einen Anrufer zu erkennen. Heute sind viele Informationen in den sozialen Netzwerken verfügbar, die sich Kriminelle zunutze machen können.

Betroffene erkennen die Anrufer an der Tatsache, dass eine schockierende Nachricht überbracht wird und in diesem Zusammenhang Geld gefordert wird. Nach Angaben der SKP ist das in Kombination mit dem ausgeübten Druck ein sicheres Indiz für einen Betrug.

Gerade bei Telefonbetrug fokussieren Kriminelle auf eine ältere Zielgruppe. Die Täter nutzen die Hilfsbereitschaft der Personen gezielt aus. Oftmals besteht bei Seniorinnen und Senioren sehr grosser Respekt vor Autoritäten wie der Polizei, was den Kriminellen ebenso wie die nachlassende Reaktionsfähigkeit im Alter in die Hände spielt. Laut Pro Senecute sind alleinstehende Seniorinnen und Senioren bei einigen Delikten stärker gefährdet. Wichtig ist daher eine umfassende Information über die möglichen Betrugsfälle.

Was tun bei einem Schockanruf?

Entscheidend ist, dass Betroffene bei einem derartigen Anruf Ruhe bewahren. Am besten legen potenzielle Opfer den Hörer einfach auf. In keinem Fall sollte den Forderungen nachgekommen werden, und es sollte kein Geld übergeben werden. Danach sollte das Familienmitglied, das angeblich in Not geraten ist, kontaktiert werden. Gelingt das nicht, sollten Betroffene eine andere Vertrauensperson oder ein erreichbares Familienmitglied hinzuziehen. Idealerweise nehmen Betroffene Kontakt zu ihrer Polizeidienststelle auf und schildern den Vorfall.

Auch wenn nach dem Anruf eine Person in Uniform erscheint, um Geld in Empfang zu nehmen, sollten Betroffene auf keinen Fall Geld oder Wertsachen aushändigen. Zudem dürfen Dritte keinen Zugang zu Bankdaten erlangen.


Auf keinen Fall sollten Bankdaten am Telefon weitergegeben werden. (Bild: SpeedKingz – shutterstock.com)

Was ist im Falle eines Betrugs zu tun?

Wer Opfer eines Schockanrufs geworden ist, sollte die Polizei einschalten und Anzeige erstatten. Auch wenn es unangenehm ist, sollten Betroffene über den Vorfall sprechen, damit andere Personen gewarnt werden können.

Vorsicht bei Anrufen mit Bandansagen

Neben den Schockanrufen gibt es immer wieder Telefonanrufe mit Bandansagen. In der Regel erklärt eine englischsprachige Computerstimme, dass ein dringendes Problem bestehe, das sofortiges Handeln erfordere. Der Angerufene solle auf seinem Telefon die Ziffer 1 drücken. Danach wird er mit einer realen Person verbunden, die die Übergabe eines Geldbetrags fordert. Oftmals geben sich die Kriminellen als Polizisten oder Mitarbeiter von Interpol aus. Denkbar ist auch, dass das Drücken der Ziffer eine kostenpflichtige Telefonverbindung auslöst.

Wer einen derartigen Anruf erhält, sollte keinesfalls eine Ziffer drücken und das Gespräch direkt beenden. Die Polizeidienststellen weisen immer wieder darauf hin, dass niemals Bandansagen zur Kontaktaufnahme abgespielt werden.

Fazit: Am besten direkt auflegen

Auch wenn der Schreck bei einem Schockanruf gross ist und Betroffene Angst um Familienmitglieder haben – das beste Vorgehen ist, das Gespräch direkt zu beenden und einfach aufzulegen. Auch wenn die Täterschaft wiederholt anruft, sollten die Gespräche nicht angenommen werden.

 

Titelbild: Prostock-studio – shutterstock.com

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