Achtung! Online-Anlagebetrug – So werden Kleinanleger abgezockt

In Zeiten allgemein unsicherer Wirtschafts- und Börsenlage ist es schwierig geworden, erworbenes Vermögen zu sichern, geschweige denn zu vermehren.

Viele Anleger/innen suchen deshalb verstärkt nach stabilen (z. B. Gold, Immobilien) und neuartigen Anlageformen, die auch in Krisenzeiten hohe Rendite versprechen, wie z. B. Kryptowährungen. Diese Situation wird gerne von Betrüger(inne)n ausgenutzt, die sich als progressive Finanzdienstleister ausgeben und verunsicherte Kleinanleger zu Investitionen verleiten, bei denen sie nichts gewinnen, aber alles verlieren können. Das nennt man Online-Anlagebetrug (engl. „investment fraud“), und wie er typischerweise abläuft, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.

Ablauf eines typischen Angriffs

Phase 1: Anködern

Der Betrugsangriff startet normalerweise mit breit gestreuten Werbeanzeigen im Internet (Popups, Werbebanner, Spammails etc.) und in Online-Newsportalen, aber auch mit unangeforderten Telefonanrufen und Kontaktversuchen in den sozialen Netzwerken und sogar auf Online-Dating-Plattformen.

Ziel der Betrüger/innen ist dabei zunächst nur, Sie grundsätzlich für die jeweilige neue Anlageform zu interessieren und dazu zu verleiten, Ihre Kontaktdaten zu hinterlassen. Dazu werden Sie – oftmals auch schon dann, wenn Sie auf Ihrer Online-Suche nach Anlagemöglichkeiten einschlägige Suchbegriffe eingeben – auf seriös wirkende (und suchmaschinenoptimierte!) Webseiten der Betrüger/innen gelenkt. Dort gaukelt man Ihnen überzeugende Argumente vor, zuweilen auch mit dem Hinweis auf prominente „Testimonials“, die die angebotene Anlage angeblich ebenfalls mit Erfolg getätigt hätten.

Phase 2: Persönlicher Erstkontakt

Wenn Sie sich dann auf einer solchen Website registriert haben, erhalten Sie kurze Zeit später einen Anruf eines/einer angeblichen Anlageberaters/Anlageberaterin. Da Sie vermutlich noch skeptisch sind, wird diese/r nicht versuchen, Sie schon von Anfang an zu grösseren Investitionen zu überreden, sondern nur zu einer kleinen von vielleicht CHF 250 oder CHF 500, zum „Ausprobieren“. Sie sollen das Gefühl haben, völlig frei zu entscheiden. Danach erhalten Sie einen Zugang zu Ihrem „Account“ auf der Website, damit sie die angebliche Performance Ihrer Anlage verfolgen können, und werden wohl jedesmal, wenn Sie sich einloggen, feststellen, dass Ihr Geld sich vermehrt hat. Das soll und wird Sie überzeugen, mehr zu investieren.

Phase 3: Vertrauensbildung

Infolge der guten Performance schwindet Ihre Skepsis, und Sie freuen sich vielleicht sogar, wenn Ihr/e Berater/in Sie das nächste Mal anruft. Das ist auch im Sinne der Betrüger/innen, denn Sie sollen immer mehr das Gefühl bekommen, bei Ihren weiteren Investitionen ganz per¬sönlich betreut zu werden. Die Betrüger/Betrügerinnen beherrschen das sogenannte „Social Engineering“, sie wissen also, mit ¬welchen zwischenmenschlichen Techniken sie ihr Opfer manipulieren können. Dabei werden Sie anfänglich wohl nicht direkt unter Druck gesetzt, sondern nur indirekt durch angeblich nur begrenzt verfügbare oder zeitlich limitierte Angebote. Ausserdem dient das neue Vertrauensverhältnis dazu, Sie gegen ehemalige Finanzpartner Ihres Vertrauens (z. B. Ihre Hausbank) abzuschirmen. Die Betrüger/innen eröffnen dann z. B. bei echten Händlern von Kryptowährungen ein Konto (Wallet) in Ihrem Namen und mit Ihrer Legitimation, doch die Zugriffsrechte ¬darüber haben nicht Sie allein (wenn überhaupt), immer aber die Betrüger/innen. Es kommt sogar vor, dass sich die Täter/innen über Fernwartungssoftware den Zugang zu Ihrem Computer erschleichen und dann mit Ihrem e-Banking Überweisungen tätigen.

Phase 4: Nachschuss

Wenn Sie dann eine Zeitlang Ihre Gewinnsteigerungen beobachtet haben und aus irgendeinem Grund einen Teil des Geldes abheben wollen, werden Sie feststellen, dass das nicht möglich ist. Ihr/e Berater/in wird Ihnen z. B. erklären, es habe einen plötzlichen Crash gegeben oder Sie müssten zuvor eine hohe Steuerabgabe entrichten. Er/sie wird jetzt – diesmal womöglich auch mit direktem Druck bis hin zur Drohung – versuchen, Sie vom speziellen Charakter der Investition zu überzeugen, der es erfordere, noch mehr Geld nachzuschiessen, um die Gewinne zu sichern. Eventuell wird auch ein angeblicher Vorgesetzter oder sogar der „Chef“ des Unternehmens ins Feld geführt, der mittels seiner behaupteten Autorität beruhigend auf Sie einzuwirken versucht und Ihnen ¬weiterhin finanzielle Erfolge in Aussicht stellt, wenn Sie nur bei der Stange blieben. Wenn Sie immer noch aussteigen wollen, wird Ihnen möglicherweise auch noch eine Versicherung gegen Verluste angeboten; diese hätten Sie angeblich von vornherein abschliessen können, aber aus Kulanz werde man das für Sie auch rückwirkend ermöglichen. Das ist alles nicht wahr. Schliesslich dämmert Ihnen, dass Sie einem Betrug zum Opfer gefallen sein könnten, klammern sich aber irrationalerweise um so mehr an ¬Ihre/n vertraute/n Berater/in: Am Ende behauptet diese/r mög¬licherweise, er/sie könne doch noch einen Weg finden, Ihren Einsatz wieder herauszuholen, dafür sei aber eine Vorabzahlung von Bank-, Rechts- oder Notargebühren erforderlich …

Phase 5: Verlust-Realisierung

Was auch immer Sie versucht haben: Sie erhalten kein Geld ¬zurück ( – ausser evtl. in der Anfangsphase und auch dann nur ¬kleinere Beträge, um Sie in Sicherheit zu wiegen und weiter zu ¬ködern). Jetzt ist Ihnen definitiv klar, dass Sie Opfer eines Betrugs geworden sind.

Was kann ich tun?

Bevor Sie in neue Anlageformen investieren:

  • Vor allem bei hohen Renditeversprechen und komplexen Anlagebereichen wie Kryptowährungen, Forex-Trading und angeblichem Handel mit binären Optionen ist Vorsicht geboten. Nehmen Sie sich Zeit und informieren Sie sich an möglichst vielen verschiedenen Stellen. Lassen Sie sich nie unter Druck setzen, weder von Berater(inne)n, noch von angeblich limitierten Angeboten.
  • Lassen Sie sich von unrealistischen Versprechen nicht blenden. Kein seriöser Finanzdienstleister verspricht überdurchschnittliche Gewinne in kurzer Zeit.
  • Überprüfen Sie, ob der Anbieter/die Anbieterin eine Bewilligung der FINMA hat oder in der FINMA-Warnliste aufgeführt ist. Stossen Sie auf zweifelhafte Angebote, sollten Sie diese der FINMA mittels Meldeformular melden. Solche Hinweise ermöglichen es der FINMA, unerlaubt tätige Anbieter zu entdecken und aus dem Verkehr zu ziehen.
  • Überprüfen Sie den Handelsregisterauszug von Schweizer Anbietern unter www.zefix.ch.
  • Recherchieren Sie im Internet bei aus dem Ausland agierenden Anbietern. Tauchen nur schon vereinzelt Betrugswarnungen auf, lassen Sie die Finger davon.
  • Wenden Sie sich an Ihre/n Kundenberater/in Ihrer Hausbank und an Experten/Expertinnen Ihres Vertrauens für eine fachmännische Einschätzung.

Wenn Sie Opfer eines Online-Anlagebetrugs geworden sind:

  • Informieren Sie umgehend Ihre Polizei und erstatten Sie Anzeige!
  • Informieren Sie sofort Ihre Hausbank, dass die in Frage kommenden Überweisungen betrügerisch waren. Allenfalls können so Geldbeträge noch auf dem Weg zur Täterschaft gestoppt werden.
  • Kontaktiert Sie zu einem späteren Zeitpunkt per Telefon oder Mail ein angeblicher Privatdetektiv, Rechtsanwalt oder Staatsanwalt, so gehört dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit zur selben Betrügerbande. Überweisen Sie auch hier kein Geld.

Generell gilt:

  • Schnelles Geld ohne Verlustrisiko ist eine Illusion!
  • Niemand verrät „Geheimtipps“ öffentlich im Internet. Wer für einen Geheimtipp Werbung machen muss, hat keinen.
  • Niemand teilt ungefragt vielversprechende Anlagestrategien mit völlig unbekannten Personen. Warum sollte er?
  • Anlagetipps, welche mit prominenten Persönlichkeiten ¬beworben werden, sind in aller Regel gefälscht und dienen nur als Köder. Die Prominenten haben meistens keine Ahnung, dass mit ihnen Werbung gemacht wird.
  • Vertrauen Sie nie jemandem Geld an, den Sie nur virtuell ¬kennen.
  • Gewähren Sie nie jemandem, den Sie nur virtuell kennen, einen Fern¬zu¬griff auf ihren Computer (mittels Fernwartungssoftware wie TeamViewer, Anydesk, Supremo etc.)
  • „Nicht gutes Geld dem schlechten nachwerfen!“: Drohende Totalverluste können nicht abgewendet werden, indem man immer neues Geld nachschiesst.

 

Quelle: skppsc.ch
Titelbild: Symbolbild © skppsc.ch

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