Wie steht es um das Tierwohl im Detailhandel?
Glücklicherweise achten immer mehr Schweizer beim Kauf tierischer Produkte darauf, dass die Tiere aus einer artgerechten Haltung stammen.
Wie der aktuelle Report „Tierwohl im Detailhandel 2015/2016“ des Schweizer Tierschutz STS zeigt, wirkt sich das auch auf den Detailhandel positiv aus. Denn: Es konnten erneut mehr Schweizer Labelprodukte verkauft werden.
Der Detailhandel stellt beim Tierwohl nebst der Agrarpolitik und der Tierschutzgesetzgebung den grössten Einflussfaktor dar. Für den Tierschutz in den Ställen, auf Transporten und in Schlachthöfen ist es von entscheidender Bedeutung, ob und wie ein Unternehmen seine Verantwortung für das Tierwohl – auch beim Import tierischer Produkte – wahrnimmt und ob es seine geschäftliche Tätigkeit auch in diese Richtung ausdehnt.
Zum fünften Mal seit 2005 stellt der Schweizer Tierschutz STS die Frage nach dem Stellenwert des Tierschutzes im Lebensmittelhandel. Die nun publizierten Ergebnisse beziehen sich auf eine STS-Umfrage bei Schweizer Detaillisten im Winter 2015/2016.
Migros und Coop machen es vor
Mengenmässig mit Abstand am meisten Labelfleisch setzen die beiden Grossverteiler Migros und Coop um, bei denen heute rund die Hälfte der Hauptfleischarten (Kalb, Rind, Schwein und Geflügel) Labelherkünfte sind.
Das Beispiel der beiden Grossen und die zunehmende Nachfrage nach Produkten aus tierfreundlicher Haltung haben auch andere Detaillisten motiviert, verstärkt auf Labelprodukte zu setzen. Sehr konsequent haben dies Volg und Manor in den letzten Jahren getan. Sie weisen bei den vier Hauptfleischarten den schweizweit höchsten Anteil aller Detaillisten auf, nämlich stolze 66 Prozent.
Aber auch Spar, Lidl und Aldi zeigen entsprechende Anstrengungen. Selbst die Migros-Tochter Denner, welche in der vorliegenden Auswertung das Tierwohl-Schlusslicht bildet, hat überraschend im September 2016 eine Kooperation mit IP-Suisse angekündigt.
Bei Freiland- und Bioeiern setzen Coop (mit 65 Prozent) und Migros (mit 60 Prozent) am meisten um, erfreulicherweise alles Schweizer Herkünfte. Bei Coop stammen auch 82 Prozent der Bodenhaltungseier aus der Schweiz.
Für mehr Tierwohl bei der Milcherzeugung haben jahrzehntelang ausschliesslich Biobetriebe gesorgt. Coop hat die Anstrengungen dieser Bauern am konsequentesten unterstützt und setzt schweizweit am meisten Biomilch und Bio-Milchprodukte ab.
Ist das Angebot „schweizerisch“?
Bei den vier Hauptfleischarten, welche mengenmässig beim Pro-Kopf-Konsum rund 94 Prozent abdecken, verteidigt Volg mit 98 Prozent Inlandanteil die Spitzenposition, gefolgt von Migros mit einem Inlandanteil von 94 Prozent und Coop mit 89 Prozent.
Klare Spitzenreiter beim Inlandanteil Schaleneier sind Manor und Coop, gefolgt von Volg. Enttäuschend tiefe Anteile an Schweizer Eiern führen Migros (79 Prozent) sowie – völlig abgeschlagen – Aldi und Denner. Beim Inlandanteil Kuhmilchkäse sind Volg (90 Prozent) und Manor (85 Prozent) Spitzenreiter. Auf den letzten Rängen auch hier Denner und Aldi.
Pro Kopf der Bevölkerung ist die Schweiz einer der weltweit grössten Lebensmittelimporteure. Die beiden Grossverteiler Migros und Coop versprechen ihren Kunden bis 2020 die Einhaltung von Schweizer Tierschutzstandards auch bei Importprodukten.
Bei Coop entsprechen mittlerweile 50 Prozent der Importpoulets und zwischen 97 und 100 Prozent des importierten Truten-, Gänse- und Entenfleisches inländischen Produktionsstandards. Bei Migros gilt dies für 63 Prozent der Importpoulets und den gesamten Import von Trutenfleisch und Geflügel-Charcuterie.
Artikel von: Schweizer Tierschutz STS
Artikelbild: spiro – shutterstock.com