Der Splügenpass – Verbindung zwischen Schweiz und Italien

Der Splügenpass ist ein beeindruckender Alpenpass, der die Schweiz mit Italien verbindet. Er liegt auf 2’113 Metern über Meer und verbindet das Rheinwald im Kanton Graubünden mit dem Val San Giacomo in der Lombardei. Mit seiner einzigartigen Natur, tief verwurzelten kulturellen Geschichte, zahlreichen Freizeitmöglichkeiten und seiner Bedeutung für die Verkehrssicherheit zählt er zu den faszinierendsten Pässen der Schweiz.

In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die landschaftliche Schönheit des Passes, seine historische und kulturelle Bedeutung, empfehlenswerte Aktivitäten sowie über sicherheitsrelevante Aspekte und Präventionsmassnahmen.

Natur & Landschaft

Der Splügenpass beeindruckt durch eine abwechslungsreiche und harmonische alpine Landschaft, die von steilen Bergflanken, kristallklaren Bächen und weitläufigen Weiden geprägt ist. Die Passhöhe bietet ein spektakuläres Panorama auf die umliegenden Gipfel der Adula-Alpen. Die Region markiert die Wasserscheide zwischen dem Rhein und dem Po.

Im Norden dominiert das rauere alpine Klima mit typischen Hochgebirgsformationen. Schroffe Felsen, Geröllfelder und Lärchenwälder prägen das Landschaftsbild. Während des Sommers bieten die grünen Alpweiden einen Kontrast zu den teils noch schneebedeckten Bergspitzen. Besonders eindrucksvoll ist das Lichtspiel in den frühen Morgenstunden, wenn die Sonne langsam die steilen Hänge des Rheinwalds berührt.



Südlich des Passes ändert sich die Landschaft spürbar. Hier öffnet sich das Tal hin zum mediterraner geprägten Val San Giacomo. Kastanienhaine, wärmeliebende Pflanzenarten und ein insgesamt milderes Klima deuten bereits auf den Einfluss des Südens hin. Diese klimatische Zweiteilung macht den Splügenpass zu einem interessanten Naturraum, in dem Flora und Fauna aus zwei unterschiedlichen Regionen aufeinandertreffen.

Zahlreiche seltene Pflanzenarten finden sich entlang des Passes, darunter Alpen-Akelei, Enzian und verschiedene Orchideenarten. Auch die Tierwelt ist vielfältig: Murmeltiere, Steinböcke und Adler sind in den felsigen Höhenlagen heimisch, während in den tiefer gelegenen Regionen Hirsche, Füchse und verschiedene Vogelarten anzutreffen sind.

Grosse Bedeutung kommt auch den Gletschern und Gewässern der Umgebung zu. Der Hinterrhein, der unweit des Passes entspringt, zählt zu den wichtigsten Quellflüssen des Rheins. Die Gewässer sind weitgehend unverbaut und bieten wichtigen Lebensraum für Amphibien und Insekten.

Insgesamt ist die Natur am Splügenpass ein Beispiel für alpine Ökosysteme im Wandel. Der Klimawandel zeigt sich hier ebenso wie in anderen Regionen: Die Gletscher schmelzen, Schneefallgrenzen verschieben sich, und wärmeliebende Arten dringen weiter nach oben vor. Umso wichtiger sind Schutzmassnahmen und nachhaltige Nutzungskonzepte, um diesen sensiblen Naturraum für kommende Generationen zu bewahren.



Kulturelle Bedeutung

Der Splügenpass blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits in römischer Zeit wurde er als Übergang zwischen dem römischen Reich und dem Norden genutzt. Archäologische Funde belegen, dass der Pass Teil eines umfangreichen Netzwerks von Saumwegen war, das Handel und Militärtransporte über die Alpen ermöglichte.

Im Mittelalter war der Splügenpass eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen zwischen dem Bodenseeraum und dem italienischen Mailand. Händler, Pilger und Söldner nutzten den beschwerlichen, aber direkten Weg über die Alpen. Besonders das 13. bis 16. Jahrhundert war eine Blütezeit des Passverkehrs. Zahlreiche Zollstationen, Herbergen und Wegkapellen zeugen noch heute von der Bedeutung dieser Route.

Eine herausragende Rolle spielte der Splügenpass im 19. Jahrhundert mit dem Bau der berühmten Splügenstrasse. Zwischen 1818 und 1823 wurde unter der Leitung des Ingenieurs Richard La Nicca eine kunstvoll angelegte Strasse errichtet, die bis heute in weiten Teilen erhalten ist. Die Route mit ihren unzähligen Haarnadelkurven, Trockenmauern und Brücken gilt als Meisterwerk historischer Strassenbaukunst. Sie verbindet nicht nur geografische Punkte, sondern steht auch symbolisch für den Fortschritt und die Ingenieurskunst der damaligen Zeit.

Die Splügenroute verlor zwar mit der Eröffnung des Gotthardtunnels (1882) an wirtschaftlicher Bedeutung, doch ihr kultureller Wert ist ungebrochen. Die Passstrasse wurde mehrfach restauriert und steht heute unter Denkmalschutz. Besonders beliebt ist der historische Wegabschnitt Via Spluga – ein gut erhaltener Saumpfad, der von Thusis nach Chiavenna führt und die kulturellen Highlights der Region miteinander verbindet.

Die Region um den Splügenpass ist von einer lebendigen Mehrsprachigkeit geprägt. In den nördlichen Dörfern wie Splügen und Hinterrhein wird Deutsch gesprochen, im Süden dominiert Italienisch. Der kulturelle Mix zeigt sich auch in der Architektur, der Küche und in den Bräuchen der Bevölkerung. Alte Walserhäuser mit ihren charakteristischen Holzfassaden stehen in direkter Nachbarschaft zu steinernen Häusern lombardischer Bauart.

Traditionen wie das Alpabfahren, der Älplerchilbi oder das Fest zu Ehren des Heiligen Rochus zeigen, wie tief die kulturelle Identität der Region mit dem Pass verbunden ist. Auch in der Literatur und Kunst findet der Splügenpass regelmässig Erwähnung – so unter anderem in den Reiseschilderungen von Johann Wolfgang von Goethe, der den Pass als eine „wildromantische Naturbühne“ beschrieb.

Aktivitäten & Erlebnisse

Der Splügenpass ist ein Paradies für Aktive und Naturliebhaber. Besonders in den schneefreien Monaten von Juni bis Oktober lädt die Region zu vielfältigen Freizeitaktivitäten ein. Zu den beliebtesten zählt das Wandern, vor allem auf dem historischen Weitwanderweg Via Spluga, der rund 65 Kilometer umfasst und eine einmalige Kombination aus Natur, Kultur und alpinem Erlebnis bietet.

Die Via Spluga verläuft von Thusis durch die Viamala-Schlucht, über Splügen und die Passhöhe bis nach Chiavenna in Italien. Entlang des Weges können Sie spektakuläre Landschaften entdecken und in die Geschichte der Alpenübergänge eintauchen. Empfehlenswert ist unter anderem das Dorfmuseums in Splügen.

Für Velofahrer ist der Splügenpass eine sportliche Herausforderung mit Panorama-Garantie. Die Auffahrt von der Schweizer Seite aus ist technisch anspruchsvoll, aber gut ausgebaut und bietet mit 34 Kehren ein echtes Highlight für ambitionierte Rennvelofahrer. Auch E-Biker schätzen die Route, da sie dank elektrischer Unterstützung auch für weniger geübte Fahrer zu bewältigen ist.

Im Winter wird der Pass zwar nicht geräumt, dennoch bietet die Region rund um Splügen zahlreiche Aktivitäten. Das kleine, familiäre Skigebiet Splügen-Tambo ist besonders bei Familien und Genussskifahrern beliebt. Langlaufloipen, Schneeschuhtrails und Winterwanderwege ergänzen das Angebot für Ruhesuchende.



Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch der Viamala-Schlucht, die sich unweit der Passroute befindet. Über Stege und Treppen erschliesst sich Ihnen dort ein tief eingeschnittenes Naturmonument mit eindrucksvoller Geologie und Geschichte. Auch die Festung Crestawald bei Sufers, ein ehemaliger Militärbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, bietet Einblicke in die bewegte Vergangenheit der Region.

Kulinarisch hat die Gegend ebenfalls einiges zu bieten. Die lokalen Restaurants servieren typische Spezialitäten wie Capuns, Pizzoccheri oder Polenta. Besonders empfehlenswert sind die Gasthäuser entlang der Via Spluga, die oft in historischen Gebäuden untergebracht sind und regional produzierte Produkte verwenden.

Wer es ruhiger mag, kann auch einfach die Stille der Berge geniessen. Die Passhöhe ist ein idealer Ort für ein Picknick, einen Fotostopp oder eine kleine Rast. An klaren Tagen reicht der Blick bis tief nach Italien.



Verkehrssicherheit & Prävention

Die Passstrasse über den Splügenpass stellt besondere Anforderungen an die Verkehrssicherheit. Mit ihren engen Kehren, starken Steigungen und der exponierten Höhenlage ist die Strecke nur in den Sommermonaten befahrbar – in der Regel von Juni bis Oktober. Im Winter bleibt der Pass geschlossen und wird nicht geräumt, da die Lawinengefahr zu hoch ist.

Die Strasse ist gut unterhalten, aber technisch anspruchsvoll. Gerade für ungeübte Autofahrer oder Motorradreisende kann die Fahrt herausfordernd sein. Schmale Strassenabschnitte, unübersichtliche Kurven und wechselhafte Wetterbedingungen erfordern höchste Aufmerksamkeit. Besonders bei Nebel, Regen oder Schneefall können Sicht und Fahrverhalten stark beeinträchtigt sein.

Zur Erhöhung der Sicherheit wurden in den letzten Jahren zahlreiche Massnahmen umgesetzt: Sicherheitsgeländer, neue Signalisierungen und regelmässige Wartung der Fahrbahn gehören ebenso dazu wie verstärkte Präsenz von Verkehrskontrollen in den Sommermonaten. Zudem werden bei Bedarf mobile Lawinenverbauungen installiert, um die Strecke bei plötzlichem Wetterumschwung schnell sichern zu können.

Motorradfahrende werden besonders sensibilisiert, da der Splügenpass zu den beliebtesten Alpenpässen unter Bikern zählt. Es gibt eigene Informationskampagnen zur präventiven Unfallvermeidung, etwa über das Tragen geeigneter Schutzkleidung, angepasstes Tempo und die Wichtigkeit vorausschauenden Fahrens. Auch Velofahrer sind aufgerufen, defensiv zu fahren und sich klar sichtbar zu machen.



Für Wandernde gilt: Die Wege entlang des Passes sind gut markiert, aber nicht immer barrierefrei. Trittsicherheit, gute Ausrüstung und ausreichend Proviant sind notwendig – gerade bei grenzüberschreitenden Touren. Notfallnummern und Wetterwarnsysteme sind vor Ort vorhanden und sollten beachtet werden.

Auch im Bereich der Umweltprävention wird viel getan: Informationstafeln sensibilisieren für den Schutz der alpinen Flora und Fauna. Besucherinnen und Besucher werden gebeten, keine Pflanzen zu pflücken, Wildtiere nicht zu stören und den Abfall wieder mitzunehmen. Diese einfachen Massnahmen tragen erheblich zur Erhaltung des Naturraums bei.

Ein weiterer Aspekt ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Schweizer und italienischen Behörden. Bei Unfällen oder Naturereignissen wird eng kooperiert – etwa bei der Alarmierung der Rettungsdienste oder beim Einsatz von Helikoptern zur Bergung.

Nicht zuletzt helfen digitale Technologien bei der Prävention: Aktuelle Strassenzustände, Wetterdaten und Hinweise zu Sperrungen sind online und über mobile Apps abrufbar. Diese Informationen tragen massgeblich zur sicheren Reiseplanung bei.

Fazit

Der Splügenpass ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus Natur, Kultur und Geschichte. Die eindrucksvolle Landschaft mit ihrer Vielfalt an Flora und Fauna, die jahrhundertelange Bedeutung als Verkehrsweg und das reiche kulturelle Erbe machen den Pass zu einem lohnenden Ziel für Entdeckerinnen und Entdecker.

Egal, ob Sie gerne wandern, Velo fahren, historische Pfade erkunden oder einfach die Ruhe der Berge geniessen – am Splügenpass finden Sie genau das Richtige. Die gute Erschliessung in den Sommermonaten sowie das Bewusstsein für Sicherheit und Nachhaltigkeit sorgen dafür, dass der Besuch nicht nur eindrücklich, sondern auch verantwortungsvoll möglich ist.

Besonders die Via Spluga bietet die Möglichkeit, Naturerlebnis und Kulturerbe in einer der ursprünglichsten Regionen der Schweiz zu verbinden. Wer den Splügenpass einmal überquert hat, wird ihn als Ort voller Charakter, Kontraste und Geschichten in Erinnerung behalten.

 

Quellen:

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Spl%C3%BCgenpass
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Via_Spluga
Viamala Tourismus: https://www.viamala.ch/de/ausflugsziele/spluegenpass
Alpen-Pässe: https://www.alpen-paesse.ch/de/alpenpaesse/spluegenpass/
Bergwelten: https://www.bergwelten.com/a/wandern-saumpfad-ueber-den-spluegenpass
Wikivoyage: https://de.wikivoyage.org/wiki/Spl%C3%BCgenpass

(abgerufen am 11.08.2025)

Bildquellen:

Titelbild: Adrian MichaelSplügenpass Nordseite August 2019CC BY-SA 3.0
Bild 1: Adrian MichaelSplügenpass August 2019CC BY-SA 3.0
Bild 2: I, PaebiSplügenpass02CC BY-SA 3.0
Bild 3: Adrian MichaelPasso di SplugaCC BY-SA 3.0
Bild 4: RömertSerpentinen am SplügenpassCC BY-SA 3.0

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