Den Sustenpass entdecken – Natur, Aktivitäten und mehr in den Alpen

Der Sustenpass gehört zu den neueren Alpenübergängen der Schweiz. Er verbindet das Haslital im Kanton Bern mit dem Reusstal im Kanton Uri und bietet vielschichtige landschaftliche und kulturelle Eindrücke. Die Strasse führt durch eine abwechslungsreiche Bergwelt, vorbei an mächtigen Gletschern, schroffen Felswänden und sanften Alpweiden. Gleichzeitig ist der Pass Zeuge einer bewegten Geschichte, die von Handel, militärischer Nutzung und ingenieurtechnischen Meisterleistungen geprägt ist.

In diesem Beitrag erfahren Sie Wissenswertes über Natur und Landschaft, die kulturelle Bedeutung, mögliche Aktivitäten sowie wichtige Aspekte der Verkehrssicherheit am Sustenpass.

Natur & Landschaft

Der Sustenpass verbindet das Reusstal im Kanton Uri mit dem Gadmental im Kanton Bern und gilt als einer der landschaftlich eindrucksvollsten Alpenübergänge der Schweiz. Auf einer Scheitelhöhe von 2‘224 Metern über Meer bietet er Ausblicke, die von weiten Alpentälern bis hin zu schroffen Gletscherregionen reichen. Schon bei der Auffahrt fällt die Vielfalt der Vegetationsstufen auf: Unten im Tal dominieren saftige Wiesen, Obstgärten und Mischwälder, während weiter oben Bergahorne, Lärchen und Föhren von niedrigen Sträuchern und alpinen Blumenwiesen abgelöst werden. Im Sommer schmücken sich die Hänge mit Enzian, Alpenrosen und Anemonen, was besonders für Wanderer und Naturfotografen reizvoll ist.



Geologisch befindet sich der Sustenpass in einer Zone, die von mächtigen kristallinen Gesteinen, Gneis- und Granitformationen geprägt ist. Diese Felsarten sind teilweise über 300 Millionen Jahre alt und erzählen von uralten Gebirgsbildungsprozessen. Die imposanten Felswände entlang der Strasse, teils glattgeschliffen durch die einst mächtigen Gletscher, zeigen deutliche Spuren der letzten Eiszeit. Besonders markant ist der Blick auf den Steingletscher, dessen Zunge von der Passstrasse gut sichtbar ist. Der Gletscher speist den Steinsee, ein künstlich aufgestauter See, der sowohl als Speicher für Wasserkraft als auch als landschaftliches Schmuckstück dient.

Die Region um den Sustenpass ist Lebensraum zahlreicher Tierarten, die sich an die unterschiedlichen Höhenstufen angepasst haben. Im unteren Bereich sind Rehe und Füchse anzutreffen, während in den höheren Lagen Steinböcke, Gämsen und Murmeltiere heimisch sind. Wer Geduld mitbringt, kann mit etwas Glück auch Bartgeier oder Steinadler am Himmel kreisen sehen. Diese Arten profitieren von den weitgehend ungestörten Felsregionen und dem Reichtum an Beutetieren. Auch Amphibien wie der Alpensalamander finden in den feuchten, schattigen Bereichen geeignete Lebensbedingungen.

Ein besonderes landschaftliches Highlight ist der Übergang von der subalpinen zur alpinen Zone kurz vor der Passhöhe. Hier öffnet sich ein Panorama, das sowohl die Berner Alpen mit ihren schneebedeckten Gipfeln als auch Teile der Urner Bergwelt umfasst. An klaren Tagen reicht der Blick bis zum Titlis, dem Sustenhorn und über die grünen Täler hinaus. Für Botaniker bietet das Gebiet wertvolle alpine Pflanzenarten, von denen einige endemisch sind und nur in bestimmten Regionen der Schweizer Alpen vorkommen.

Das Klima am Sustenpass ist rau und stark von der Höhenlage geprägt. Selbst im Hochsommer kann es zu raschen Wetterwechseln kommen, mit Nebel, Regen oder sogar Schneeschauern. Der Winter hält hier oft von Oktober bis Mai Einzug, was erklärt, warum die Passstrasse jeweils nur in den Sommermonaten geöffnet ist. Die Schneeschmelze bringt jedes Jahr neue Wasserläufe und kleine Wasserfälle hervor, die sich über Felsstufen ins Tal stürzen. Diese Dynamik trägt dazu bei, dass sich das Landschaftsbild stetig verändert, gleichzeitig aber auch sensibel auf Eingriffe reagiert.



Kulturelle Bedeutung

Obwohl der Sustenpass erst in den 1940er Jahren in seiner heutigen Form vollendet wurde, reicht seine Nutzungsgeschichte weit zurück. Archäologische Hinweise wie Holzreste und Sedimentspuren deuten darauf hin, dass das Gebiet in früheren Zeiten, während gletscherarmer Perioden, bereits begangen oder sogar saisonal genutzt wurde. Der Name «Susten» geht auf das mittelhochdeutsche Wort für Lagerhaus oder Raststätte zurück und verweist auf die Tradition von Alpweiden, Viehtrieb und einfachem Warentransport über die Höhen. Solche «Susten» waren in der mittelalterlichen Alpenwirtschaft wichtige Knotenpunkte, an denen Güter umgeschlagen, Tiere gewechselt und Menschen verpflegt wurden.

Im Mittelalter war der Sustenpass zwar kein Hauptverkehrsweg wie der Gotthard, Grimsel oder Simplon, doch spielte er für den regionalen Austausch zwischen Uri und Bern eine wichtige Rolle. Über den Pass gelangten Waren wie Käse, Wolle, Salz und Werkzeuge von einer Talseite zur anderen, oft getragen oder mit Lasttieren befördert. Besonders während der Villmergerkriege im 17. und frühen 18. Jahrhundert erhielt der Pass strategische Bedeutung. Auf beiden Seiten entstanden militärische Befestigungen wie Schanzen, Gräben und Sperranlagen, um den Übergang zu sichern. Die Guferschanze im Meiental ist ein bekanntes Beispiel solcher Anlagen. Im Jahr 1799, während der Koalitionskriege, kam es in dieser Region zu Gefechten zwischen französischen und österreichischen Truppen, bei denen zahlreiche Soldaten fielen. Nach den Kämpfen wurden Teile der Befestigungen zerstört, Spuren davon sind bis heute im Gelände erkennbar.

Der grosse Entwicklungsschub kam im 20. Jahrhundert. Zwischen 1938 und 1945 entstand die moderne Passstrasse. Die Gründe für den Bau waren sowohl militärischer als auch wirtschaftlicher Natur. Im Zweiten Weltkrieg diente der Sustenpass als strategisch gesicherte Verbindung innerhalb der Schweizer Alpenfestung und sollte im Ernstfall den Transport von Truppen und Material ermöglichen, ohne auf ausländische Transitwege angewiesen zu sein. Ingenieure integrierten den Scheiteltunnel, zahlreiche Viadukte, Stützmauern und Brücken harmonisch in das alpine Umfeld. Dabei wurde erstaunlich früh auf den Heimat- und Naturschutzgedanken geachtet – etwa indem man die Linienführung so wählte, dass sie Aussichtspunkte bewahrte und die Eingriffe in bestehende Vegetation minimierte.

Heute steht der Pass sinnbildlich für die Verbindung von technischer Leistung und landschaftlicher Schönheit. Zudem ist er Teil der touristischen Kultur der Schweiz, da er zu den beliebtesten Sommerpassstrassen gehört und in zahlreichen Reiseberichten, Bildbänden, Dokumentarfilmen und literarischen Werken Erwähnung findet.



Aktivitäten & Erlebnisse

Besonders in den Sommermonaten, wenn die Strasse geöffnet ist, ist der Sustenpass ein beliebtes Ausflugsziel. Wanderer finden hier ein dichtes Netz an Wegen, das von gemütlichen Spaziergängen im Tal bis zu anspruchsvollen Bergtouren reicht. Beliebte Routen führen etwa vom Steingletscher zum Tierbergli oder auf das Sustenhorn, das mit seinen 3‘503 Metern Höhe eine eindrucksvolle Aussicht auf die Berner Alpen bietet. Die gut markierten Pfade erschliessen Gletscherzungen, Bergseen und hochalpine Pässe, sodass sich für jede Konditionsstufe geeignete Touren finden.

Für Kletterfreunde gibt es in der Umgebung des Sustenpasses mehrere ausgewiesene Klettergebiete, die für Einsteiger und erfahrene Alpinisten geeignet sind. Die Felsformationen bieten Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, und in den Sommermonaten finden oft geführte Touren und Kletterkurse statt. Die Nähe zu Gletschern eröffnet zudem Möglichkeiten für Eisklettern und Gletscherwanderungen, die unter fachkundiger Führung sicher durchgeführt werden können.

Radfahrer und insbesondere Rennvelofahrer schätzen die geschwungene Passstrasse mit ihren zahlreichen Kehren und der stetigen Steigung. Die Auffahrt ist sportlich anspruchsvoll und erfordert Ausdauer, wird aber mit spektakulären Ausblicken und der Möglichkeit belohnt, den Pass in einer langen Abfahrt wieder zu verlassen. Auch für Motorradfahrer ist der Sustenpass ein beliebtes Ziel, da die Streckenführung und die wechselnden Landschaftsbilder eine besondere Fahrdynamik bieten.



Naturbegeisterte finden am Sustenpass zahlreiche Fotomotive – vom türkisfarbenen Steinsee über die mächtigen Gletscherabbrüche bis hin zu den Blumenwiesen im Frühsommer. Viele Besucher kombinieren einen Ausflug mit einem Picknick an einem der zahlreichen Rastplätze oder nutzen die Gasthäuser entlang der Strecke, die regionale Spezialitäten anbieten. Für Familien eignen sich kürzere, flache Spazierwege im Bereich der Passhöhe oder im Gadmental, wo Kinder spielerisch die alpine Flora und Fauna entdecken können.

Im Herbst bietet der Sustenpass ein besonders stimmungsvolles Erlebnis, wenn sich die Lärchen goldgelb färben und die klare Luft weite Blicke erlaubt. Für Fotografen ist diese Jahreszeit ebenso lohnend wie für Wildtierbeobachter, die nun vermehrt Steinböcke oder Gämsen in den höhergelegenen Regionen sehen können. Während der Wintermonate ist die Passstrasse gesperrt, dennoch ist das Gebiet für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer zugänglich, die von den umliegenden Tälern aus starten. Hierbei sind jedoch Lawinengefahr und winterliche Wetterverhältnisse zu beachten.

Neben den sportlichen Aktivitäten bietet der Sustenpass auch kulturelle Erlebnisse. Entlang der Strecke informieren Infotafeln über die Geschichte des Strassenbaus, die geologische Entwicklung und die Bedeutung des Passes im regionalen Kontext. Geführte Exkursionen, die von lokalen Tourismusorganisationen angeboten werden, verbinden Wanderungen mit geschichtlichen und naturkundlichen Erläuterungen.



Verkehrssicherheit & Prävention

Die Sustenpassstrasse ist von Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet. In den übrigen Monaten verhindert die Schneemenge eine sichere Passage. Während der offenen Zeit ist die Strasse gut unterhalten, dennoch erfordert sie umsichtiges Verhalten. Die zahlreichen Serpentinen und das wechselhafte Wetter verlangen von allen Verkehrsteilnehmenden volle Aufmerksamkeit.

Für Motorradfahrende besteht die grösste Gefahr in Selbstüberschätzung. Überhöhte Geschwindigkeit in den Kurven oder Unterschätzung der Strassenverhältnisse führen immer wieder zu Unfällen. Präventiv helfen hier angepasste Geschwindigkeit, defensive Fahrweise und geeignete Schutzkleidung. Velofahrende sollten besonders auf den steilen Abfahrten Bremsen und Reifen im Auge behalten und sich vor Antritt der Tour über das Wetter informieren.

Autofahrende müssen vor allem in engen Kurven mit Gegenverkehr rechnen und auf Anzeichen von Müdigkeit achten, denn die Strecke erfordert permanente Konzentration. Nebel und plötzliche Regenschauer können die Sicht erheblich einschränken. Rastplätze und Aussichtspunkte sollten nicht nur für Fotostopps, sondern auch zur Erholung genutzt werden.

Die Behörden setzen auf regelmässige Strassenkontrollen, gut sichtbare Beschilderung und Informationskampagnen. Bei besonderen Wetterlagen oder Ereignissen wird die Strasse zeitweise gesperrt, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. So bleibt der Sustenpass auch bei hohem Verkehrsaufkommen eine weitgehend sichere Route.

Fazit

Der Sustenpass ist ein Paradebeispiel dafür, wie Natur, Geschichte und Technik in den Schweizer Alpen miteinander verschmelzen. Seine landschaftliche Schönheit mit Gletschern, Tälern und imposanten Gipfeln wird ergänzt durch eine reiche historische Vergangenheit und vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Wer ihn befährt oder erwandert, erlebt eine ideale Kombination aus eindrucksvoller Strecke und Schweizer Kulturgeschichte. Damit dieser Genuss sicher bleibt, ist verantwortungsbewusstes Verhalten aller Verkehrsteilnehmenden entscheidend.

 

Quellen:

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Sustenpass
Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Susten_Pass
Historisches Lexikon der Schweiz (HLS): https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008862/2012-05-02/
Alpen-Pässe: https://www.alpen-paesse.ch/alpenpaesse/sustenpass/
Wikivoyage: https://de.wikivoyage.org/wiki/Sustenpass
Andermatt Tourismus: https://www.andermatt-sedrun-disentis.ch/andermatt/de/stories/sustenpass
Andermatt/Wanderportal: https://www.andermatt.swiss/de/region-entdecken/faszination-alpenpaesse-1/susten
Swissinfo.ch: https://www.swissinfo.ch/ger/demografie/sustenpass-strasse-baudenkmal-in-traumlandschaft/33469406
Berner Zeitung: https://www.bernerzeitung.ch/weltkrieg-tobte-waehrend-ein-technisches-meisterwerk-entstand-138714277857

(abgerufen am 14.08.2025)

Bildquellen:

Titelbild: Richard Semik – shutterstock.com
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Bild 3: Sina Ettmer Photography – shutterstock.com
Bild 4: Norbert Aepli, SwitzerlandSusten Pass Strassenschild 22CC BY 2.5

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