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Bio – der neue Renner

10.04.2014 |  Von  |  Beitrag

Die Konsumenten mögen es gemeinhin preiswert, aber vor allem auch hochwertig in der Qualität. Die Rede ist von Bio-Produkten, nicht nur im Nahrungsmittelhandel.

Bio erreicht mittlerweile unter anderen Labels auch die Bekleidung und geht bis in den Bausektor. Der Drang nach ökologisch einwandfrei erzeugten Produkten macht auch vor der Schweiz nicht halt.

Bei Coop und vielen Detail-Händlern ist Bio der neue Inbegriff für Qualität, Reinheit und eine insgesamt gesündere Lebensweise. Dabei greifen die Schweizer nicht nur nach Produkten aus dem europäischen Ausland. Auch die Eidgenossen selbst produzieren und verkaufen zunehmend mehr Bio-Produkte.

Schöne, heile Welt

Sattgrüne Wiesen, glückliche Kühe und fröhlich gackernde Hühner neben zufrieden grunzenden Schweinen, eingerahmt von schadstofffrei gewachsenen Obstbäumen. So sieht der moderne Bauernhof in den Augen vieler Verbraucher aus, die zunehmend nach Bio-Produkten Ausschau halten. Wenngleich das Bild von der ökologischen Landwirtschaft nicht ganz so idyllisch ist, kommt es doch der Realität relativ nahe. Bio-Produkte werden meist in kleineren wirtschaftlichen Einheiten produziert. Der Verzicht auf unterschiedlichste chemische Mittelchen sorgt für eine grössere Reinheit der Produkte und die Tiere haben mehr Platz für ein artgerechtes Leben bis zum Schlachter. Das und viele andere Faktoren machen die höhere Qualität der Bio-Lebensmittel aus.

Klischees bedienen und kräftig abkassieren

Klar werden bei den Discountern die Klischees glücklicher Tiere und idyllischer Landschaften zum Marketing rund um Bio-Produkte gern eingesetzt. Bei Coop geht diese Strategie auf und so verbuchte der Discounter im Jahr 2013 erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde Franken nur aus dem Verkauf von Bio-Produkten. Damit ist Coop jetzt Marktführer in diesem Segment und freut sich über 15 % Zuwachs aus dem vergangenen Jahr. Die Zielrichtung ist klar, der Abverkauf von Bio-Produkten soll auch in diesem Jahr ähnlich erfolgreich laufen, wünschenswert ist natürlich ein weiteres Umsatzplus in diesem Segment.

Wo sind die Grenzen?

Tatsächlich steigt die Nachfrage der Schweizer nach den „grünen Produkten“ stetig weiter. Teils kommt die Produktion nicht mehr nach, da Öko eben auch gewisse natürliche Grenzen hat. Da bleibt letztlich nur der Weg über Importe aus dem Ausland, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Selbst wenn immer mehr Bio-Produkte in der Schweiz selbst angebaut, gezüchtet und hergestellt werden reicht das doch nicht, um die steigende Nachfrage nachhaltig zu decken. Eine wünschenswert positive Entwicklung im Verbraucherverhalten scheint hier langsam an die Grenzen des Machbaren zu stossen.

Um den Wunsch nach Bio-Produkten zu decken und bei geringerem Angebot die Gewinnmargen dennoch erreichen zu können, sehen viele Experten nur einen Weg: Die Preise müssen wieder hoch. Zumindest für qualitativ hochwertige Lebensmittel aus der Bio-Sparte. Ob sich dann ein Teil der Käufer wieder abwendet bleibt offen.

Immerhin hat Coop schon vor zwanzig Jahren mit dem Verkauf von Bio-Produkten begonnen. Damals waren die Preise dafür signifikant höher als für konventionell hergestellte Lebensmittel. Heute sind die Preisunterschiede längst nicht mehr so hoch, was sicherlich auch Auswirkungen auf die Nachfrage hat. Ob jetzt eine neuerliche Hochpreisrunde für Bio-Produkte sinnvoll ist, darf hinterfragt werden. Auf jeden Fall lassen sich so Angebot und vor allem die Nachfrage regulieren.

Gute Lebensmittel nur für Reiche?

Wirtschaftlich schwache Konsumenten greifen deutlich seltener nach den teureren Bio-Produkten als die besser Betuchten. Das war schon immer so. Angesichts der Tatsche, dass eine ökologisch einwandfreie Lebensmittelproduktion mehr Platz braucht und auch teurer ist, werden die Preise für Bio-Nahrungsmittel langfristig gesehen nicht weiter sinken können. Land ist in Europa begrenzt und gute Produkte haben eben ihren Preis. Heisst das, dass gesunde Kost nur noch für Reiche erschwinglich ist?

Davon wollen Coop und die anderen Grossanbieter von Bio-Produkten nichts wissen. Die Tendenz jedoch scheint klar. Vermögende Schweizer kaufen auch gern mal direkt beim Bio-Bauern, was sich ärmere Schichten ohnehin kaum leisten können. Hier müssen allerdings andere Lösungen her.


Mehr Bauern für Bio gewinnen.

Mehr Bauern für Bio gewinnen. (Bild: Visionsi / Shutterstock.com)


Mehr Bauern für Bio gewinnen

Coop arbeitet in Kooperation mit Biosuisse und dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau daran, noch mehr Bauern für die Produktion von Bio-Nahrungsmitteln zu gewinnen. Immerhin sind Öko-Produkte au der Schweiz schon wegen der kürzeren Handelswege vom Prinzip her billiger. Sollte dann wirklich das Angebot an Bio-Produkten grösser und stabiler werden, könnten auch die Preise niedrig gehalten werden. Dabei ist „niedrig“ noch immer deutlich über den Durchschnittspreisen für vergleichbare konventionell hergestellte Lebensmittel.

Die Branche der Bio-Anbieter und Vermarkter bleibt gelassen optimistisch. Die Kombination von höherer Eigenproduktion und einem bedarfsgerechten Import wird dazu führen, dass Bio-Lebensmittel zunehmend mehr das Sortiment im Lebensmittelhandel bestimmen. Die Bio-Bauern freut’s genauso wie die erfolgreichen Händler, die für 2014 vor allem eines erwarten: Einen weiteren Umsatzanstieg im Segment der Bio-Lebensmittel.

Zurück zur Natur

Der Weg zurück zur Natur hat allerdings auch einen Preis. Der offeriert sich nicht erst an der Kasse beim Bio-Händler. Mehr Bio-Produkte bedeuten letztlich auch Einschnitte für die konventionelle Landwirtschaft, die sich letztlich dann auch mehr an Bio orientieren muss. Wie schon bereits bemerkt sind aber auch dafür die Kapazitäten begrenzt. Und wenn eines Tages alles Bio ist, bleibt die Frage, welcher neue Hype dann den Umsatz im Lebensmittelhandel ankurbeln soll. Vielleicht hat dann die Massenproduktion wieder eine neue Berechtigung, eben nur in einem grüneren Gewand.

 

Oberstes Bild: © Wiktoria Pawlak – Shutterstock

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