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Erst kommen die Kinder, dann die Arbeit – sagen viele Mütter und Väter

19.11.2014 |  Von  |  Beitrag

Wie sollen Beruf und Familie in Einklang gebracht werden? Die berufliche Karriere soll nicht im Weg stehen, wenn sich zukünftige Eltern dafür entscheiden, Kinder zu bekommen und grosszuziehen – das zumindest will der Bundesrat in den nächsten Jahren erleichtern.

Auf lange Sicht wird die Bevölkerung der Schweiz immer älter. Und auch gut ausgebildete Spezialisten kommen immer weniger ins Land und fehlen dem Arbeitsmarkt – wie in den meisten Industrieländern. Der Bund will nun Gegenmassnahmen ergreifen und den Familien Hilfsmassnahmen anbieten. Allerdings will ein Grossteil der Mütter und Väter gar keine Arbeit aufnehmen und entscheidet sich bewusst für die Erziehung der Kinder.

Das ergab eine Untersuchung des Schweizer Bundesamt für Statistik, nach der von den fast 5 Millionen erwerbsfähigen Schweizern nur etwa ein Drittel der Menschen, die sich im Moment um ihre Kinder kümmern und dabei nicht arbeiten, wieder eine Arbeit aufnehmen will. Dabei handelt es sich nur um etwas mehr als 125.000 Menschen, die aber nur knapp 3 Prozent der erwerbsberechtigten Bevölkerung ausmachen. Dabei stellt sich die Frage, ob diese geringe Zahl an potenziellen Arbeitskräften den Mangel an Fachkräften ausgleichen kann und ob überhaupt die Mütter und Väter die angebotenen Hilfen auch über einen längeren Zeitraum annehmen.

Doch auch andere Lebensmodelle sind durchaus denkbar: Das statistische Bundesamt weist darauf hin, dass fast ein Viertel der arbeitenden Bevölkerung auch mehr arbeiten würde, wenn Arbeit und Familie zusammen gut organisiert werden könnten. Das sagen besonders die Mütter, wohingegen sich die Männer gut vorstellen könnten, mehr für die Familie zu tun und auf die Karriere für eine gewisse Zeit zu verzichten. Allerdings müsste bei all diesen Modellen gewährleistet sein, dass die Kinder gut und ausreichend betreut werden. Nur dann könnten sich die Eltern vorstellen, wieder etwas mehr zu arbeiten und die Kinder für eine gewisse Zeit aus der eigenen Obhut zu entlassen.

Das kann nur durch eine flexiblere Ausgestaltung der vorgeschlagenen Angebote gelöst werden. Das sieht auch der Bundesrat so. Immerhin fast drei Viertel der arbeitenden Eltern könnten ihre Arbeitszeit um 60 Minuten reduzieren, der Rest kann aus verschiedensten Gründen nur weiter Vollzeit arbeiten. Die Frage bleibt, ob diese Maßnahmen ausreichen, den Mangel an fachlich qualifizierten Arbeitskräften deutlich zu minimieren. Und die meisten Eltern wollen sich eben doch intensiv um ihre Kinder kümmern, und das Erwerbsleben und die Karriere kommen erst an zweiter Stelle.

 

Oberstes Bild: © Poznyakov – shutterstock.com

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