GmbH kaufen oder gründen? So gelingt der Start in der Schweiz

Viele Unternehmer aus Deutschland und Oesterreich überlegen, geschäftlich in die Schweiz zu expandieren. Die Gründe sind vielfältig: stabile Rechtslage, attraktive Steürn, unternehmensfreundliches Klima. Doch schon am Anfang steht eine zentrale Frage: Firma gründen oder lieber eine bestehende GmbH kaufen oder AG kaufen?

In diesem Artikel zeigen wir, was den Unterschied macht – und worauf es ausserdem ankommt: von der Buchhaltung über die Lohnabrechnung bis hin zu regulatorischen Aspekten wie FINMA oder weniger bekannten Punkten wie SERAFE.

AG oder GmbH kaufen: Wenn es schnell gehen muss

Der Kauf einer Vorratsgesellschaft spart Zeit. Wer eine GmbH kauft oder AG kauft, kann oft innerhalb von 48 Stunden operativ starten – inklusive Handelsregistereintrag, UID-Nummer und teils sogar mit Bankkonto. Besonders attraktiv ist dieser Weg für Unternehmer, die:

– sofort Verträge unterzeichnen müssen

– eine Gesellschaft mit Gründungsjahr vor 2024 benoetigen

– Investoren oder Banken schnelle Handlungsfähigkeit nachweisen wollen

Wichtig: Auch Mantelgesellschaften sollten sorgfältig geprüft und anschliessend angepasst werden (Name, Zweck, Sitz, Organe).

Firmengründung: mehr Freiheit, mehr Kontrolle

Wer langfristig plant und keine Eile hat, kann seine Firma auch selbst gründen – mit individüll gestalteter Satzung, angepasstem Kapital und vollem Einfluss auf alle Strukturen. Die Gründung daürt je nach Kanton 7–15 Tage.

Sie lohnt sich vor allem, wenn:

– ein klar definiertes Geschäftsmodell besteht

– die Satzung rechtlich spezifisch sein soll

– internationale Holdingstrukturen aufgebaut werden

Bei der Firmengründung in der Schweiz ist frühzeitige rechtliche Beratung entscheidend, insbesondere bei Themen wie Lizenzen, Sitzwahl oder Sozialversicherungen.

Buchhaltung und Lohnabrechnung: unterschätzte Daürpflichten

Wer eine AG oder GmbH besitzt – ob gekauft oder neu gegründet –, kommt an der Buchführung nicht vorbei. Die Buchhaltung in der Schweiz unterliegt klaren Vorgaben:

– doppelte Buchführung

– periodische MWST-Abrechnungen

– Jahresabschlüsse gemäss OR

– Aufbewahrungspflicht: 10 Jahre

Sobald das Unternehmen Mitarbeiter beschäftigt – auch nur den Geschäftsführer – wird zusätzlich eine Lohnabrechnung noetig:

– Anmeldung bei Sozialversicherungen

– Qüllensteür (bei ausländischen Wohnsitzen)

– monatliche Abrechnungen, jährliche Deklarationen

Ein häufiger Fehler: „Ich zahle mir einfach kein Gehalt.“ Das führt oft zu Konflikten mit den Behoerden – oder zu Nachzahlungen.

FINMA: Ist Ihre Tätigkeit bewilligungspflichtig?

Nicht jede Firma in der Schweiz braucht eine Lizenz. Aber wer im Finanzbereich tätig ist, sollte unbedingt prüfen, ob eine Bewilligung der FINMA erforderlich ist. Beispiele:

– Vermoegensverwaltung

– Zahlungssysteme oder Krypto-Wallets

– Crowd-Lending

– Anlagevermittlung

Die FINMA beurteilt nicht, „was auf der Website steht“, sondern was tatsächlich geschieht. Frühzeitige rechtliche Einordnung ist entscheidend, um Bussgelder oder Betriebsverbote zu vermeiden.

SERAFE: Der unterschätzte Beitrag

Ein typisches Beispiel für die Eigenheiten des Schweizer Systems ist die SERAFE-Gebühr. Sie gilt nicht nur für Haushalte, sondern auch für Unternehmen – unabhängig davon, ob ein Fernseher im Büro steht.

Unternehmen zahlen SERAFE, wenn:

– der Jahresumsatz über CHF 500’000 liegt

– keine Ausnahmegründe vorliegen

Viele Unternehmer sind überrascht, wenn nach wenigen Monaten eine Rechnung kommt – obwohl sie nie einen Sender empfangen haben. SERAFE ist kein echter Steürbescheid, sondern eine gesetzliche Abgabe mit Pflichtcharakter.

Fazit: Kaufen oder gründen – beides braucht Struktur

Der Einstieg in die Schweizer Unternehmenswelt ist einfach, wenn man sich vorbereitet. Die Entscheidung zwischen GmbH kaufen / AG kaufen und Firmengründung ist nur ein Teil der Gleichung. Entscheidend sind:

– saubere Buchhaltung von Anfang an

– korrekt geführte Lohnabrechnungen

– rechtzeitige Prüfung regulatorischer Anforderungen (FINMA etc.)

– Planung der scheinbar „kleinen Dinge“ wie SERAFE, MWST, Sozialabgaben

Wer hier Klarheit schafft, hat nicht nur die Behörden auf seiner Seite – sondern auch eine stabile Basis für geschäftlichen Erfolg.

 

Titelbild: fizkes – shutterstock.com

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