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Michael Schumacher verunglückt – Profitgeier möchten auf Facebook davon profitieren

31.12.2013 |  Von  |  News

Das ist schon makaber. Nach seinem Skiunfall am 29.12. schwebt der siebenmalige Formel-1-Weltmeister in Lebensgefahr.

Unterdessen erklären ihn gewissenlose Geschäftemacher auf Facebook für tot – um besonders viele „Likes“ abzugreifen.

Schumacher verunglückte gestern beim Skifahren im französischen Méribel. Dabei stürzte er auf den Kopf und zog sich ein schweres Schädel-Hirntrauma zu. Nach Aussagen der Ärzte in Grenoble, wo Schumacher behandelt wird, ist seine Lage „äusserst ernst“. Die ganze Welt liegt im Schock, von überall her ertönen Solidaritätsbekundungen. Besonders die Deutschen bangen um ihren „Schumi“, der längst eine lebende Legende ist.

Auf Facebook sind derweil makabre Seiten wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sie hören auf Titel wie „R.I.P. Michael Schumacher“ oder „RIP Michael Schumacher“. Einige davon sind mit Trauerschleife versehen, andere zeigen Schumacher bei einer Skiabfahrt. Allen ist gemein, dass sie wohl möglichst viele „Gefällt mir“-Klicks bekommen wollen, um eine riesige Fan-Community aufzubauen. Um Schumi-Fans miteinzubeziehen, wird auch mit der Formel „1 Like = 1 Respect“ geworben.

Die Netzgemeinschaft ist entsetzt. „Geht es noch?“ echauffiert sich Mobilegeeks.de-Gründer Sascha Pallenberg und bezeichnet die Verantwortlichen als „emotionslose Amöben“. Wer hinter den Seiten steckt, ist indes unklar; von Facebook war keine ernstzunehmende Stellungnahme zu erhalten. Das soziale Netzwerk wies lediglich darauf hin, dass man die Seiten nicht löschen könne, weil sie nicht gegen die Gemeinschaftsstandards verstiessen.

Das ist schon traurig

Da fragt man sich doch, was für „Gemeinschaftsstandards“ hat Facebook da eigentlich? Die Suche danach führt auf eine Seite, auf der Facebook seinen Ethos erklärt. Nicht erwünscht sind neben Gewalt und Pornographie auch die Missachtung geistigen Eigentums sowie Phishing und Spam. Wie wäre es mit einer Verbannung von „Falschaussagen über Personen“ oder „Geschmacklosigkeiten gegen die Menschenwürde“? Hassreden sind bei Facebook ja auch verboten. Es ist ein Armutszeugnis, dass sich Facebook hier selbst die Hände bindet.

Denn natürlich sind solche Eskapaden im Netz zu erwarten. Skrupellose Menschen haben im Internet ja generell grössere Handlungsfreiheit als in der Offline-Welt. Es bräuchte einfach eine Handhabe, um dagegen vorzugehen. Doch hierfür mangelt es an manchen Stellen offenbar am moralischen Rückgrat dafür. Als wüssten sie es schon, schreiben die Facebook-Macher auf ihrer Regelseite: „‎Aufgrund der Vielfalt unter unseren Mitgliedern ist es möglich, dass du Inhalte als beunruhigend empfindest, diese aber gleichzeitig nicht unter unsere Kriterien für Inhalte, die entfernt oder blockiert werden, fallen.“

Schumi – ein Sklave der Geschwindigkeit?

Wieder zurück zu dem, um den es eigentlich gehen sollte. Michael Schumacher muss mit hoher Geschwindigkeit gegen den Felsbrocken geprallt sein. Helfer berichten, sein Helm sei gespalten gewesen – das setzt eine enorme Aufprallwucht voraus. Tatsächlich bestätigen mehrere Quellen, dass Schumacher, der seine Formel-1-Karriere 2012 beendete, auch abseits der Rennstrecke den Nervenkitzel suchte. So zum Beispiel Alain Prost. Die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ geht sogar soweit, Schumacher als „Sklaven der Geschwindigkeit“ zu bezeichnen.

Tatsächlich hatte Michael Schumacher Probleme, vom Geschwindigkeitsrausch zu lassen. Nachdem er sich bereits als erfolgreichster Rennfahrer überhaupt verewigt hatte, machte er einen Rückzieher vom Karriereende und feierte sein Comeback – wenn man von feiern sprechen kann. Er fuhr nur hinterher, musste endgültig den Generationswechsel in der Formel 1 anerkennen. Das hat seinem Legenden-Image nicht unbedingt gut getan. Und nun der schwere Skiunfall. Auch wenn dessen genaue Umstände noch geklärt werden müssen: ganz unschuldig war Schumacher daran wohl nicht. Denn es gibt abgesperrte Pisten ohne Felsbrocken, und wer sich mit halbwegs normaler Geschwindigkeit bewegt, kann einen solchen Aufprall in aller Regel vermeiden. Anscheinend trieb ihn eine innere Rastlosigkeit immer weiter zum Geschwindigkeits-Adrenalinkick.
Doch jetzt ist das Wichtigste nur, dass er wieder gesund wird. Dahin gehen unsere Hoffnungen und Gebete.
Titelbild: Screenshot Facebook