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Konsumenten – Mündige Bürger oder schutzbedürftige Personen?

15.09.2014 |  Von  |  Beitrag

Wir alle sind Konsumenten. Wir verrichten unsere täglichen Einkäufe, sind Ziel von Marketingkampagnen und treffen regelmässig Entscheidungen über Produkte. Als Konsumenten sind wir aber auch Ursache für den ewigen Zwist zwischen Gewerbeverband und Konsumentenschutz. Bei diesem Streit geht es immer wieder um die Frage: Sind Konsumenten mündige Bürger oder schutzbedürftige Personen?

Gründe für den öffentlichen Zwist zwischen der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) und dem Gewerbeverband sind vor allem politischer Natur. Zudem spielen unterschiedliche Ansichten über Konsumenteninformationen und vor allem Geld eine wichtige Rolle.

Politik des Konsumentenschutzes in der Kritik

Der Streit um die Mündigkeit des Konsumenten ist zwar nicht neu, allerdings hat er durch die neuesten Anfeindungen zwischen der SKS und dem Gewerbeverband wieder an Bedeutung gewonnen. Ulrich Bigler, der Direktor des Verbands für Gewerbe, brachte den Stein ins Rollen, indem er die linksorientierte Politik der Konsumentenschützer kritisierte. Diese würden die Subventionen der Regierung mit offenen Händen empfangen und dann für „wirtschaftsferne“ Interessen verwenden. Sara Stalder von der SKS lässt sich diesen Vorwurf nicht gefallen. Sie will sich für die Rechte der Konsumenten einsetzen und wehrt sich daher gegen diese „Hetzkampagne“, wie kürzlich in einer Verlautbarung der SKS zu lesen war.

Der Gewerbeverband hat die SKS derzeit im Visier, da sich diese für eine Revision des Kartellgesetzes einsetzt. Aus diesem Grund befürchtet der Verband, dass vonseiten der SKS eine immer stärker werdende „ideologisch gefärbte“ Einflussname auf den Konsumenten stattfinden wird. Als illustrierendes Beispiel führt Bigler die Broschüre über das Einkaufen im grenznahen Ausland an. Diese wäre von der SKS veröffentlicht worden, kurz nachdem das Gewerbe im Jahr 2012 eine aufwendige Kampagne organisiert hatte, die das Einkaufen in der Schweiz für Kunden attraktiver machen sollte.

Nach Aussage von Bigler würde der Gewerbeverband keine „Hetzkampagne“ gegen die SKS betreiben. Ihm gehe es alleine um den Umgang mit den Subventionen. Seiner Meinung nach dürfe sich die SKS nicht aktiv in die Politik einmischen, da sie Bundesgelder bezieht. Zudem müssten Konsumenten in der heutigen Informationsgesellschaft nicht mehr unter Schutz gestellt werden, da sie sich frei im Internet informieren könnten.

Subventionen in Millionenhöhe

Eine Million Franken werden jährlich „zum Schutze der Konsumentinnen und Konsumenten“, wie es in der Verfassung heisst, an die vier Konsumentenorganisationen der Schweiz ausgeschüttet. Nach Aussage von Michel Rudin, dem Geschäftsführer des Konsumentenforums in Bern, würden diese Gelder auch von allen Organisationen sehr effizient zugunsten der Konsumenten verwendet werden.

Inzwischen hat Bigler eingewilligt, sich mit Sara Stalder auszusprechen. Bigler verstehe zwar nicht, welche Probleme der Gewerbeverband zu besprechen habe, sie sei aber trotzdem bereit, augenscheinliche Fehlinformationen im gemeinsamen Gespräch richtigzustellen.

 

Oberstes Bild: © wavebreakmedia – Shutterstock.com

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