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Gefahr, die man nicht sehen kann: Kosmetikprodukte mit mikroplastischen Bestandteilen

13.11.2014 |  Von  |  Beitrag

Alltagsgegenstände aus Plastik sammeln sich täglich an vielen Flussufern, in den Weltmeeren und an den Küsten. Weniger offensichtlich ist es, wenn diese mikroskopisch klein sind. Als Mikroplastik bezeichnen Wissenschaftler und Umweltschützer diese kleinen Kunststoffpartikel bis zu einer Grösse von fünf Millimetern.

Winzige Schleifpartikel aus Kunststoff sind heute in vielen konventionellen Kosmetikprodukten enthalten, weil sie für glatte Haut oder weisse Zähne sorgen. Nach der Anwendung verschwinden sie mit dem Abwasser im Kanalsystem. Das hat jedoch bisweilen dramatische Folgen.

Mikroplastik und Umweltgifte

Meereslebewesen fressen diese Partikel – danach lassen sie sich aus der Umwelt nicht mehr entfernen. In Fachkreisen wird zwischen zwei Arten von Mikroplastik unterschieden: Es gibt primäres und sekundäres Mikroplastik.

Die primäre Variante sind von der Industrie für Kosmetikartikel hergestellte Kunststoffpartikel, die sich oft in Massage-Perlen für Duschgel, als Rubbelelemente im Peeling oder als Schleifmittel in Zahnpasta finden. Klärwerke können diese Rückstände nicht vollständig aus den Haushaltsabwässern herausfiltern, sodass sie ungehindert in die Gewässer gelangen.

Aus dem Zerfall massiver Kunststoffteile entsteht sekundäres Mikroplastik. Plastikmüll, der im offenen Meer schwimmt, zerfällt im Laufe der Jahrzehnte wieder in seine ursprüngliche Form und wird zu Granulat.

Plastik hat die Eigenschaft, dass es Umweltgifte magnetisch anzieht. Im Meer schwimmende Plastikpartikel weisen eine hundertmal höhere Schadstoffkonzentration als das Wasser selbst auf – das haben Wissenschaftler festgestellt. Und genau da liegt das Problem: Diese mit Schadstoffen angereicherten Partikel werden von im Wasser lebenden Tieren gefressen und gelangen so durch den Verlauf der Nahrungskette von einem Tier ins nächste. Daher werden jetzt Organismen von Schnecken bis Seehunden von Meeresbiologen im Hinblick auf die genannten Schadstoffe untersucht und es zeigt sich bereits im Ansatz, dass entsprechende Zusammenhänge nicht von der Hand zu weisen sind.

In Gefahr sind jedoch nicht nur die Meere. Auch Flüsse und Seen werden durch Klärschlamm damit belastet. Mikroplastik-Partikel wurden sogar in Leitungswasser, Honig und Bier nachgewiesen. Ausserdem steht zumeist der Mensch am Ende der Nahrungskette, wobei noch nicht klar ist, welche Auswirkungen das beschriebene Problem auf unsere Gesundheit, auf unsere Körper hat. Soweit ist die Forschung noch nicht.

Ersatzstoffe gibt es

Da es heftige Kritik für Kosmetikhersteller diesbezüglich gegeben hat, wird in dieser Branche gerade umgedacht. Grosse Konzerne wollen ihre Peelings und Zahncremes demnächst mit Ersatzmaterialien versetzen. Die sind nämlich schon vorhanden. Alternativen aus Bienenwachs oder Candelilla sind denkbar.


Gute Alternative: Kosmetik aus der Natur (Bild: © fotoknips - shutterstock.com)

Gute Alternative: Kosmetik aus der Natur (Bild: © fotoknips – shutterstock.com)


Naturkosmetik

Die genannten Stoffe sind den Verwendern von Naturkosmetik bereits bekannt. Durch die bereits genannten Stoffe wie das südamerikanische Wachs Candelilla  wird Beauty-Produkten zu mehr Haftung oder Wasserfestigkeit verholfen. Das Carnauba-Wachs hat eine ähnliche Wirkung: entsteht auf den Blättern einer brasilianischen Palmenart und findet sich hierzulande vor allem in Wimperntusche oder Lippenstift wieder. In vielen Lotions und Cremes findet sich der Verbraucher auch mit Bienenwachs konfrontiert. Immer mehr Bio-Peelings enthalten einen dieser drei Stoffe, wobei diese ausserdem den Vorteil besitzen, dass sie keine scharfen Kanten haben und so die Hautoberfläche auch schonend behandeln. Beim Rubbeln überziehen sie die Haut mit einer zusätzlichen Pflegeschicht.

Im Naturkosmetik-Regal finden sich noch weitere ökologisch vertretbare Putzhilfen:

  • Bambuspulver
  • Maismehl
  • Tonerde
  • Sand von Nord- und Ostsee
  • Trauben- und Olivenkerne in gemahlener Form
  • Mandelkleie
  • Kieselsäure
  • Meersalz
  • Kokosraspeln

Masse ersetzt die Klasse nicht

Sogar in Zahnpasta finden manche dieser Stoffe Verwendung, denn sie putzen hervorragend. Andere kommen eher in Gesichtspeelings vor. Eine Gemeinsamkeit haben aber alle diese Partikel: In ihrer Herstellung bieten sie neue Möglichkeiten. Bio-Wachse seien als Beispiel genannt: Sie werden zunächst geschmolzen und anschliessend mit Kohlendioxid versetzt. Dann werden sie mit hohem Druck durch sehr feine Düsen gepresst. So lassen sich grosse Mengen in kurzer Zeit herstellen. Das ist insofern von Vorteil, als das es jährlich mehrere Tausend Tonnen Mikroplastik weltweit (allein in Kosmetikprodukten) zu ersetzen gilt. Ein weiterer Pluspunkt auf der Liste ist, dass diese Bio-Teilchen sich technisch gut beeinflussen lassen und man so die gewünschte Grösse für jeden Zweck herstellen kann.

Was man selbst tun kann

Eigentlich ist es bekannt: Körbe und Stoffbeutel statt Plastiktüten, Einkäufe von Produkten, die ohne Folie auskommen, Wollkleidung statt Fleece. Das sind erste gute Schritte, um umweltbewusst zu handeln. Letztendlich kommt es auch unserer Gesundheit zugute. Dasselbe gilt für die Verwendung von Kosmetikartikeln, die ohne Mikroplastik auskommen. Das können Sie dem Etikett oft ganz einfach entnehmen. Zur Not kann man nachfragen. Wer sich breiter mit dem Thema auseinandersetzen will, findet online Petitionen, die versuchen, ein generelles Verbot von Mikroplastik durchzusetzen. Oder unterstützen Sie Projekte, die Plastikmüll aus dem Meer fischen wollen. Darüber lohnt es sich auf jeden Fall nachzudenken.

 

Oberstes Bild: © kubais – shutterstock.com

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