Geburt als Event - nur ein Trend oder sinnvoller Ansatz?
von Agentur belmedia
Die Aufregung um den eigenen Nachwuchs ist verständlich, gerade in Zeiten, in denen immer weniger Babys geboren werden. Und so geben sich die Geburtsstationen in den Krankenhäusern viel Mühe, dass der Aufenthalt so angenehm und erinnerungsreich wie möglich wird. Oftmals ist es möglich, dass die werdenden Eltern bereits vor der Geburt die Kliniken besichtigen und sich mit dem zu erwartenden Umfeld vertraut machen. Dies soll ihnen die Vorbereitung erleichtern und Vertrauen schaffen. Einige Spitäler gehen aber noch viel weiter. Um ihre Auslastung zu verbessern und Paaren die Entscheidung für die jeweilige Einrichtung schmackhaft zu machen, werden ganze Rahmenprogramme um die Geburt angeboten. Die Geburt wird damit zum Event.
Eine Idee ist dabei zum Beispiel das Filmen der Geburt aus verschiedenen Winkeln und Perspektiven. Der Film wird mit stimmungsvoller Musik untermalt und lässt nicht nur die Eltern, sondern auch Freunde und Bekannte teilhaben. Aber warum wollen die Leute so weit gehen?
Extreme Eventing
Je intensiver die Vorbereitung auf ein Ereignis, umso überzeugter ist man heutzutage, dass eine gute Planung und Organisation zu optimalen Ergebnissen führt. Hochzeiten sind ein Beispiel dafür. Vielleicht rührt der Hang zur Eventplanung aus diesem Planungsenthusiasmus her. Aber auch wenn eine Planung der Geburt sinnvoll ist, so muss es doch immer noch Grenzen geben und die Hochzeitsplanung sollte bei der Geburtsvorbereitung nicht 1:1 fortgesetzt werden, auch wenn das Ereignis sicher ein unvergessliches Erlebnis werden wird.
Paare, die zu einer solchen Perfektion tendieren, sollten sich klar machen, dass die Geburt trotz aller medizinischen und technischen Möglichkeiten von Zufällen begleitet wird. Dafür hat man früher das Wort Schicksal verwendet. Daher kann die perfekte Geburt nicht geplant werden.
Kameras, Checklisten und Geburtsstress
Lange Zeit war das Kinderkriegen reine Frauensache. Erst in den letzten Jahren wollten und konnten auch die Männer bei der Geburt dabei sein und diesen unvergesslichen Moment mit Frau und Kind teilen. Es wird auch von ärztlicher Seite als sinnvoll angesehen, wenn der Mann beruhigend und unterstützend auf die werdende Mutter einwirkt und damit den Vorgang erleichtert. Doch auch die werdenden Väter sind gestresst und in Sorge. Durch das Suchen der perfekten Kameraeinstellung die Arbeit der Ärzte und Hebammen zu behindern, erhöht nur den Stress aller Anwesenden und ist daher nur störend und nicht sinnvoll.
Geburt als Event- ist das möglich?
Diese Frage lässt sich ganz eindeutig mit Nein beantworten. Zu viele Zufälle und Risiken spielen eine Rolle. Das Kind kann falsch herum liegen, die Nabelschnur kann sich verdrehen, andere Komplikationen können eintreten. Eine Geburt ist für Mutter und Kind ebenso wie Ärzte und Hebammen Schwerstarbeit. Dass sie als Event zelebriert werden kann, ist eine Illusion.
Eine Geburt ist ein einschneidendes und unvergessliches Ereignis für die Eltern. Eine spezielle Ausleuchtung, Dekoration oder Musik sind eigentlich nicht notwendig, um das Erlebnis noch besser zu machen. Wer sich aber vorher darauf eingeschossen hat, sie als Event zu begehen, kann eigentlich nur enttäuscht werden.
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