Facebook verliert die Teenies
von Alin Cucu
Facebook ist nach wie vor der unangefochtene Platzhirsch unter den sozialen Netzwerken. Das gilt aber nicht mehr unter Teenagern, wie Zahlen aus den USA und aus Europa belegen.
Wer in seinem Kopf bisher die Gleichung „Soziales Netzwerk = Facebook = Teenager-Tummelplatz“ hatte, muss umdenken: Die Teenies tummeln sich mittlerweile woanders. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Bereits im Januar 2014 erschien eine Statistik, die die Entwicklung der Facebook-Nutzerzahlen nach Altersgruppen beinhaltet. Demnach musste das Zuckerberg-Netzwerk zwischen 2011 und 2014 deutliche Einbussen hinnehmen:
Natürlich bleibt festzuhalten, dass Facebook unter Erwachsenen ab 25 Jahren weiter wächst. Die Entwicklung scheint insgesamt aus Facebook ein soziales Netzwerk für Erwachsene zu machen. Dies belegen auch aktuelle Daten, welche die amerikanische Investmentbank Piper Jaffray erhoben hat. Demnach schauen nur noch 45 % der Jugendlichen regelmässig bei Facebook vorbei; vor einem halben Jahr waren es noch 72 %.
Dass die Teenager völlig Online-Abstinenz pflegen, ist freilich nicht anzunehmen. Einer der grossen Gewinner des Facebook-Exodus ist offenbar WhatsApp.
Mark Zuckerberg dürfte darüber kaum Sorgenfalten bekommen. Seit 2014 gehört WhatsApp zur Facebook.
Facebook zu unpersönlich, zu zeitaufwändig, zu datengierig
Woran liegt die Abwanderung? Der deutsche evangelische Nachrichtendienst IDEA ist dem nachgegangen und hat Jugendliche zu ihrem Facebook-Nutzerverhalten interviewt. So sagt die 15-jährige Annemarie, Facebook sei ihr zu unpersönlich. Sie bekomme ständig Freundschaftsanfragen von „Leuten, die man aus der Schule lediglich vom Sehen kennt, aber dem denen man nie wirklich etwas zu tun hatte.“ Sie telefoniert lieber.
Andere wie die 17-jährige Lea sieht den Nutzungszweck von Facebook für ihre Altersgenossen vor allem im „Stalken“: „Wie sieht der aus? Hat der eine Freundin?“ Auch sie bleibt via Facebook nur mit Freunden aus der physischen Welt in Kontakt. Zudem nervt sie das ständige An- und Abmelden. Insgesamt sei Facebook zu zeitaufwändig.
Unter älteren Nutzern hatten Anfang des Jahres die neuen Nutzungsbedingungen von Facebook für Aufsehen gesorgt. Da wurden sogar Unterschriften gegen die zu datengierigen AGB gesammelt. Den Jugendlichen unterstellte man damals Ignoranz gegenüber dem Thema Datenschutz, weil sie sich so ruhig verhalten haben. Ein Gegenbeispiel ist Dominic (15). Er sagte im IDEA-Interview: „Natürlich interessieren wir uns auch dafür! Facebook müllt einen dauernd mit blöder Werbung zu. Sie versuchen, einem irgendetwas unterzujubeln, ohne zu erklären, was sie genau geändert haben. Man muss dann ewig nach den Häkchen suchen, die man in seinem Profil setzen muss, um ihnen nicht alle Daten zu überlassen.“ Er verwendet am liebsten „9gag“, ein Comedy-Nischennetzwerk.
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