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„Bienen. Bedrohte Wunderwelt“ – unser Ausstellungstipp

27.05.2015 |  Von  |  Beitrag

Den meisten Menschen ist bekannt, dass Bienen stechen, fliegen und natürlich Honig erzeugen.

Bienen können jedoch noch sehr viel mehr als das. Eine bereits seit Ende April 2015 laufende Sonderausstellung im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen zeigt das unter dem Titel „Bienen. Bedrohte Wunderwelt“.

Die Exposition ist interdisziplinär angelegt und beleuchtet auf einer Ausstellungsfläche von 800 Quadratmetern die Kulturgeschichte und die Biologie der Honigbienen sowie die Vielfalt und Bedeutung der Wildbienen in der Schweiz.

Schweizer Bienen

Die Honigbiene ist nur eine von mehr als 600 Bienenarten, die in der Schweiz leben. Obschon Bienen winzig sind, haben die kleinen Arbeiterinnen einen enormen Wert. So liefern sie neben Wachs und Honig durch ihre ausserordentliche Bestäubungsleistung auch einen unschätzbaren Beitrag für das Ökosystem und die globale Wirtschaft. Insgesamt – so lauten die Schätzungen – hängt etwa ein Drittel der Nahrung des Menschen von der Bestäubung durch Bienen ab. Dies ist nicht verwunderlich, verfügen Honigbienen doch über ein perfekt organisiertes Staatswesen sowie eine kollektive Intelligenz und eine einzigartige Wabenbauarchitektur. So birgt der Superorganismus Bienenstaat, der sogenannte Bien, auch heute noch zahlreiche Geheimnisse, die trotz der Tatsache, dass sich zahlreiche Wissenschaftler seit Jahren intensiv mit diesem Phänomen auseinandersetzen, noch nicht gelüftet werden konnten.


Die Honigbiene ist nur eine von mehr als 600 Bienenarten, die in der Schweiz leben. (Bild: © hikrcn - fotolia.com)

Die Honigbiene ist nur eine von mehr als 600 Bienenarten, die in der Schweiz leben. (Bild: © hikrcn – fotolia.com)


Wissenswertes rund um die Ausstellung

Die Ausstellung „Bienen. Bedrohte Wunderwelt“ vermittelt Interessierten Basiswissen zum Leben von Bienen und thematisiert ihren grossen Artenreichtum. So werden die Lebenszyklen und Fortpflanzungsstrategien der Bienen mithilfe neuester Forschungsergebnisse eindrucksvoll und spannend visualisiert. Dabei richtet sich die Ausstellung nicht nur an interessierte Laien, sondern auch an diejenigen, die meinen, bereits alles über „Bienchen und Blümchen“ zu wissen, denn schnell wird deutlich, wie komplex die Beziehungen zwischen Pflanzen und Tieren tatsächlich sind.

Die Exposition bietet beispielsweise Antworten auf folgende Fragen: Wie genau ist ein Bienenstaat organisiert und wie funktioniert der faszinierende Bien? Wie muss man sich die unterschiedlichen Nistplätze von Wildbienen vorstellen? Wie gelingt es schwärmenden Honigbienen, ein neues Nest zu finden? Neben diesen Fragen werden natürlich noch weitere im Rahmen der Ausstellung beantwortet.

Daneben fokussiert die Exposition auf die Biologie der Bienen. Deshalb wird anhand ausgewählter Objekte, die Interessierte mit auf eine Zeitreise zurück bis in die Antike nehmen, gezeigt, wie eng die Kulturgeschichte der Menschheit mit den Bienen verknüpft ist. Zudem können Imkerutensilien und Bienenkörbe bestaunt werden, die Aufschluss über die Entwicklung der Honiggewinnung und der Bienenzucht geben, und wunderbar illustrierte, alte Bücher aus Klosterbibliotheken fungieren als Artefakte der wirtschaftlichen und religiösen Rolle der Bienen in der Schweizer Klosterkultur. So kam der Biene in den Klöstern nicht nur die Aufgabe zu, grosse Mengen von Kerzenwachs, welches dringend benötigt wurde, zu liefern; darüber hinaus galt sie auch, und zwar schon seit der Antike, als religiöses Symbol mit mannigfaltiger Bedeutung.

Die Ausstellung im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen greift all diese Themen auf und illustriert sie mithilfe von Modellen, Präparaten sowie Filmen und Animationen. Daneben kommen Toninstallationen, Duftessenzen, ja sogar lebendige Bienenvölker zum Einsatz, um die Emotionen der Interessierten zu wecken und ihnen detaillierte Einblicke in die Welt der Bienen zu gewähren. Und dies natürlich auch dann, wenn es einmal nicht um die in den Medien viel beachtete Thematik des Bienensterbens geht. 


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Die Bienen in unserem Ökosystem

Es ist bekannt, dass Bienen und anderen Bestäubungsinsekten eine tragende Rolle im Ökosystem zukommt, denn etwa 90 % aller Pflanzenarten müssen bestäubt werden. Zudem ist in etwa ein Drittel der weltweiten Produktion von Nahrungsmitteln von Bienen sowie anderen Insekten abhängig. Bienen bestäuben 71 der 100 Nutzpflanzen, mit denen 90 % der weltweiten Nahrungsmittelproduktion erfolgen. Europaweit leisten Bienen beispielsweise einen massgeblichen Beitrag zum Anbau von mehr als 4000 Gemüsesorten.

Sicher ist: Würde es keine Bienen mehr geben, hätte dies verheerende Folgen für die Produktion von Nahrungsmitteln. Wie sollten dann alle Pflanzen rund um den Globus bestäubt werden? In China gab es bereits Versuche, eine Bestäubung per Hand durchzuführen. Allerdings gestaltete sich diese Vorgehensweise nicht nur als extrem zeitraubend und wahnsinnig arbeitsintensiv, sondern auch als enorm kostspielig. Könnten es sich Europa und die Schweiz leisten, wenn vitaminreiche und gesunde Lebensmittel wie beispielsweise Mandeln, Himbeeren, Tomaten oder Äpfel nicht nur seltener, sondern auch um ein Vielfaches teurer würden? In Zahlen bedeutet dies: Der tatsächliche ökonomische Wert der Bestäubung durch Bienen beträgt global rund 260 Milliarden Euro. Entsprechend zahlt sich Bienenschutz sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht aus. 

Das Bienensterben in der Schweiz und der EU

Auf der ganzen Welt berichten Imker bereits seit Ende der 1990er-Jahre von einem ebenso plötzlichen wie unerklärlichen Rückgang der Bienenpopulationen. Zudem wird eine aussergewöhnlich hohe Sterberate von Honigbienenvölkern beobachtet. Davon ist neben zahlreichen Ländern der Europäischen Union auch die Schweiz stark betroffen. Entsprechend bereitet das Bienensterben auch den Schweizer Behörden massive Sorgen. Das derzeit grösste Problem und damit die wichtigste Herausforderung für die Bienenforscher ist die Klärung der Ursachen für das Sterben, denn diese sind bis dato unklar.


Mitverantwortlich für das Bienensterben sind wohl auch der Klimawandel sowie der Einsatz von Pestiziden. (Bild: © bienenschutz.org)

Mitverantwortlich für das Bienensterben sind wohl auch der Klimawandel sowie der Einsatz von Pestiziden. (Bild: © bienenschutz.org)


So wird seit Langem darüber spekuliert, ob möglicherweise Parasiten wie beispielsweise die eingeschleppte Varroamilbe für das Bienensterben verantwortlich sind und/oder ob andere Krankheitserreger wie beispielsweise Viren eine akute Gefahr darstellen. Mitverantwortlich sind wohl auch der Klimawandel sowie der Einsatz von Pestiziden. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission bereits vor zwei Jahren ein Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel erlassen. Sicher scheint zu sein, dass das Bienensterben multifaktoriell bedingt ist und dass die Ursachen von Land zu Land und von Region zu Region variieren. 

Bienen sterben durch Insektizide

Eine sehr grosse und zudem direkte Gefahr für Bienenvölker stellen Insektizide dar. Bei ihnen handelt es sich – wie der Name schon vermuten lässt – um chemische Stoffe zur Abtötung von Insekten. Heute werden Insektizide vor allem im Umfeld von Kulturflächen in grossem Masse eingesetzt. In welchem Umfang diese chemischen Stoffe de facto für den Rückgang von Bestäubern verantwortlich sind, darüber liegen nur wenige Daten vor. Diese lassen jedoch vermuten, dass die in chemieintensiven Agrarsystemen zum Einsatz kommenden Konzentrationen bestimmter Insektizide einen äusserst negativen Einfluss auf die Gesundheit sowohl der einzelnen Bestäuber als auch ganzer Bestäubervölker haben. Und auch die subletalen Wirkungen geringerer Dosen von Insektiziden auf Bienen sind mannigfaltig und divergieren.

Abhilfe schaffen – aber wie?

Albert Einstein soll gesagt haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Zweifelsohne wollte er mit diesen Worten auf die enorme Wichtigkeit dieser Tiere für das Leben auf der Erde aufmerksam machen. Wie problematisch eine Welt ohne Bienen ist, kann heute schon in Teilen Chinas beobachtet werden. Um das Bienensterben zu vermindern, ja bestenfalls sogar zu stoppen, ist die Umwandlung chemieintensiver und destruktiver Landwirtschaftssysteme in ökologische Agrarsysteme notwendig. Dies würde sich nicht nur positiv auf die weltweite Bestäubergesundheit auswirken, sondern wäre auch von Vorteil für die Ernährungssicherheit von Mensch und Tier. Der Nutzen einer derartigen Umstrukturierung würde unmittelbar sichtbar werden.



Alle Interessierten, die sich tiefergreifend über die Bienen und ihre bedrohte Wunderwelt informieren möchten, können dies noch bis zum 20. September dienstags bis sonntags im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen tun. Weiterführende Informationen sind auf der Internetpräsenz des Museums zu finden.

 

Oberstes Bild: © luigipinna – fotolia.com
Gallerie-Bilder: © bienenschutz.org

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