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Nulltoleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung

05.02.2016 |  Von  |  News

Allein in der Schweiz geht man von rund 15 000 Frauen und Mädchen aus, die von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen sind oder in Gefahr leben, beschnitten zu werden.

Terre des Femmes Schweiz und Caritas Schweiz organisieren mit der Unterstützung von Amnesty International Schweiz am morgigen «Internationalen Tag der Nulltoleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung» eine Mahnwache auf dem Bahnhofplatz Bern, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Weltweit leben derzeit mehr als 125 Millionen Frauen mit den Folgen ihrer Genitalbeschneidung (Female Genital Mutilation/Cutting, FGM/C). Allein in der Schweiz leben 15 000 Frauen und Mädchen, die betroffen sind oder in Gefahr leben, beschnitten zu werden. Viele von ihnen brauchen Schutz und Unterstützung von spezialisierten Fachpersonen. Der Bundesrat hat letzten Herbst entschieden, ein Netzwerk gegen weibliche Genitalbeschneidung in der Schweiz zu finanzieren. Dies ist ein wichtiger und begrüssenswerter Schritt. Es fehlt jedoch noch immer an einer nationalen FGM-Strategie sowie kantonalen Programmen. Diese sind unabdingbar, um weibliche Genitalbeschneidung in der Schweiz nachhaltig überwinden zu können.

Fehlendes Wissen bei Institutionen und Fachpersonen

Weibliche Genitalbeschneidung ist eine Form von Kindesmissbrauch und häuslicher Gewalt. Sie ist weltweit als Menschenrechtsverletzung anerkannt, in der Schweiz und in vielen anderen Staaten gesetzlich verboten und gilt hierzulande als Offizialdelikt. Zudem ist weibliche Genitalbeschneidung zwar als Fluchtgrund anerkannt, in der Praxis kommt diese Regelung jedoch nur selten zur Anwendung. Oftmals fehlt den Fachpersonen, die mit betroffenen oder gefährdeten Frauen und Mädchen konfrontiert sind, das nötige Spezialwissen. Es gilt, Personen aus den Bereichen Gesundheit, Asyl, Integration, Kinderbetreuung, Bildung und Kindesschutz gezielt zu schulen. Nur so kann gewährleistet werden, dass Betroffene die dringend benötigte Unterstützung erhalten.



Ein Verbot allein schützt die Mädchen nicht, es braucht Präventionsmassnahmen in den Gemeinschaften. Für diese Arbeit in den Gemeinschaften setzt Caritas Schweiz Migrantinnen und Migranten ein. Mit viel Geduld und Respekt für Traditionen schaffen sie bei den betroffenen Müttern, Vätern, Mädchen und Jungen die notwendige Vertrauensbasis für das Gespräch über Kultur, Traditionen, Menschenrechte und die dramatischen Folgen der weiblichen Genitalbeschneidung.

 

Artikel von: terres-des-femmes.ch
Artikelbild: © Hector Conesa – shutterstock.com