Kanton Jura: Auf der Strasse - entweder Sie fahren oder Sie fahren

Abgelenktes Fahren ist Jahr für Jahr die Hauptursache für Verkehrsunfälle. Smartphones sind eine der potenziell gefährlichsten Ablenkungen.

Die Kantonspolizei und das Strassenverkehrsamt haben eine Sensibilisierungskampagne gestartet.

Unaufmerksamkeit am Steuer ist die Ursache für die meisten Verkehrsunfälle. Zwischen 2011 und 2020 wurden im Kanton Jura 658 Unfälle durch mangelnde Aufmerksamkeit im Verkehr verursacht. Dieses Phänomen tritt häufiger auf als Probleme im Zusammenhang mit der körperlichen Verfassung (Alkohol, Drogen, Medikamente, Müdigkeit), der Geschwindigkeit, der Vorfahrt, dem Überholen und anderen Ursachen. Die potenziell gefährlichsten Quellen für abgelenktes Fahren, d. h. diejenigen, die die meisten Ressourcen mobilisieren und eine häufige Interaktion erfordern, stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Endgeräte, angefangen bei Smartphones.

Das Hantieren mit Gegenständen, digitalen Endgeräten, das Lesen von Nachrichten und das Führen von Gesprächen führen zu Ablenkungen, die den Fahrer daran hindern, Informationen über die Straße und andere Verkehrsteilnehmer angemessen wahrzunehmen und/oder zu verarbeiten. Visuelle, auditive, motorische und kognitive Ressourcen sind gestört und führen zu Unaufmerksamkeit. Dieser Zustand erhöht das Unfallrisiko durch Fahrfehler (Abweichen von der Fahrbahn, zu spätes Bremsen), aber auch durch Nichtbeachtung von Verkehrsschildern und Vorfahrtsregeln sowie durch Nichtanzeige von Richtungsänderungen drastisch. Es dauert „nur wenige Augenblicke“, bis ein Auto ausfährt, ein Kind auf einen Fußgängerüberweg tritt oder ein Radfahrer abbiegt.

Die Kantonspolizei und das Strassenverkehrsamt werden ab Mitte September 2021 eine Sensibilisierungskampagne durchführen. Entlang der Hauptstrassen des Kantons werden Plakate mit der Aufschrift „On the road, either you drive or you drive“ aufgehängt. Der Bildschirm eines Smartphones auf gelbem Hintergrund gibt die Kernbotschaft dieser Kampagne wieder. Die polizeiliche Sicht auf diese Straftaten wird sich in der ersten Phase nicht ändern. Dennoch werden aufgedeckte Verstöße geahndet. Ab Anfang Oktober wird ein besonderes Augenmerk auf diese gefährlichen Verhaltensweisen gelegt.

Ordnungsgeld

Das Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung wird mit einer Busse von 100 Franken geahndet. Seit Anfang 2021 wurden bereits nicht weniger als 250 solcher Bußgelder verhängt. In den Jahren 2020 und 2019 wurden 269 bzw. 301 Fahrer wegen eines solchen Verhaltens mit einem Bußgeld belegt.

Andere Situation, andere Konsequenzen

Das Hantieren mit einem digitalen Endgerät, das Schreiben und Lesen einer Nachricht darauf, sind Verstöße gegen die Verkehrsregeln. Diese Verstöße werden bei der Staatsanwaltschaft des Ortes, an dem der Verstoß begangen wurde, und beim Kraftfahrzeugamt des Wohnsitzes des Fahrers angezeigt.

Die strafrechtliche Sanktion ohne Unfall und ohne erschwerende Umstände ist eine Geldstrafe von 300 Franken, die sich je nach Schwere der Tat, ihrer strafrechtlichen Einstufung und den Folgen (Verletzung, Tod) erhöht. Sie kann bis zu einer Freiheitsstrafe führen.

Der Führerschein ist von einer Verwaltungssanktion betroffen. Bei einem Fall ohne Unfall und ohne erschwerende Umstände wird eine Verwarnung ausgesprochen. Je nach Schwere des Verstoßes und der damit verbundenen Gefahr kann jedoch auch der Führerschein entzogen werden (mindestens 1 Monat).

Hinzu kommen die Kosten für das Gericht, die Polizei, den Bescheid und die Verwaltungsgebühren. Die Mindestkosten für den Betrieb eines digitalen Endgeräts während der Fahrt betragen 555 Franken. Die Kantonspolizei Jura hat zwischen Anfang 2019 und Ende August 2021 15 Meldungen über solche schwerwiegenden Übertretungen erstellt, von denen 5 bereits im laufenden Jahr gemeldet wurden.

Zivilrechtliche Folgen

Was die Sanktionen betrifft, so kann die Versicherungsentschädigung bei grober Fahrlässigkeit bei einem Unfall gekürzt werden. Auch Personen, die durch die Folgen eines in diesem Zusammenhang verursachten Unfalls geschädigt werden, können eine Entschädigung erhalten.

Um sich nicht von diesen Ablenkungen verleiten zu lassen, wird folgendes geraten

  • Legen Sie Ihr Telefon weg. Schalten Sie es aus oder stellen Sie es in den „Flugzeugmodus“.
  • Legen Sie das Telefon an einen unzugänglichen Ort, weit weg von Ihnen.
  • Antizipieren Sie wichtige Anrufe. Machen Sie sie, bevor Sie fahren.
  • Delegieren Sie. Ihr Begleiter oder Beifahrer kann es tun.
  • Machen Sie eine Pause. Bleiben Sie stehen und nehmen Sie sich Zeit für ein sicheres Gespräch.
  • Denken Sie an die möglichen Sanktionen und wenden Sie die oben genannten Tipps an.

Laut Gesetz muss der Fahrer jederzeit die Kontrolle über sein Fahrzeug haben, um seine Sorgfaltspflicht zu erfüllen. Darüber hinaus ist der Fahrer verpflichtet, auf die Straße und den Verkehr zu achten. Er darf nichts tun, was das Fahren des Fahrzeugs gefährlicher macht. So können neben digitalen Endgeräten auch das Lesen eines Dokuments, das An- oder Ausziehen eines Kleidungsstücks, das Öffnen einer Verpackung (z. B. einer Zigarettenschachtel oder eines Lebensmittels), das Essen und Rauchen oder das Aufheben eines Gegenstands als riskante Ablenkungen gelten und daher mit ähnlichen Strafen belegt werden.

 

Quelle: Kapo Jura
Titelbild: Symbolbild (© NDAB Creativity – shutterstock.com)

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