Wetternews: Im Januar von warm zu kalt
Der Januar verlief bis zur Monatsmitte ausgesprochen mild. In den Alpen herrschte bis in die mittleren Lagen Schneemangel. Die zweite Monatshälfte brachte eine markante Abkühlung. Beidseits der Alpen fiel etwas Schnee bis in tiefe Lagen.
Im letzten Monatsdrittel gab es im Norden zähen Hochnebel, im Süden reichlich Sonnenschein.
Die grosse Wärme in der ersten Monatshälfte wurde durch die anschliessende kräftige Abkühlung zu einem rechten Teil wieder ausgeglichen. Im landesweiten Mittel lag die Januartemperatur 0,7 °C über der Norm 1991–2020. Es gab jedoch grosse regionale Unterschiede.
In den tiefen Lagen beidseits der Alpen stieg die Januartemperatur regional 1 bis 2 °C über die Norm. Lugano verzeichnete den drittwärmsten, Genf den siebentwärmsten Januar seit Messbeginn. An den Messstandorten in hohen Lagen der Alpen sank die Januartemperatur hingegen 0,4 bis 0,7 °C unter die Norm 1991–2020.
Lange Wärmewelle
Wie bereits im letzten Dezemberdrittel 2022 flossen in der ersten Januarhälfte 2023 aus Westen und Südwesten anhaltend milde oder sehr milde Luftmassen zur Schweiz. Bis am 7. Januar waren Tagesmittelwerte von mindesten 5 °C über der Norm an der Tagesordnung. Vom 11. bis am 14. Januar stieg die Tagesmitteltemperatur nördlich der Alpen erneut vielerorts 5 bis 7 °C über die Norm 1991–2020.
Extrem mild
In den ersten beiden Januartagen lag die Tagesmitteltemperatur gebietsweise 10 bis 13 °C, lokal mit Unterstützung von Föhneffekten auch 14 bis 16 °C über der Norm 1991–2020. Einige Messstandorte registrierten am 1. oder 2. Januar den mildesten Januartag seit Messbeginn.
Neuer Landesrekord
Die höchsten Werte der Tagesmitteltemperatur gab es in Delémont und in Vaduz. In Delémont lag der neue Rekord mit 18,1 °C fast 3 °C über dem bisherigen Höchstwert vom Januar 1991. Vaduz meldete mit 17,4 °C mehr als 2 °C über dem bisherigen Rekord vom Januar 1975. Zum Vergleich: Eine Tagesmitteltemperatur um 18 °C ist in Delémont typisch für Ende Juni Anfang Juli.
Die 18.1 °C in Delémont und die 17,4 °C in Vaduz waren die höchsten Januar-Tagesmittel, die in der Schweiz seit Messbeginn 1864 gemessen wurden. Knapp darunter folgen die 17,3 °C in Locarno Monti vom Januar 2013.
Bei der Tagesmaximumtemperatur gab es für den Januar zwar einige Stationsrekorde, aber keinen neuen Landesrekord. Die Höchstwerte kamen wiederum aus Delémont mit 20,2 °C und aus Vaduz mit 20,0 °C am 1. Januar. Für die Alpennordseite waren das die höchsten gemessenen Januar-Tagesmaxima seit Messbeginn. Deutlich höhere Tagesmaxima gab es auf der Alpensüdseite im Januar 2007 und 1944 mit 22 bis 24 °C.
Wenig Schnee
Zum Monatsbeginn lag auch in mittleren Lagen regional kein Schnee, zum Beispiel in Grächen im Wallis (1550 m), in Andermatt in den Zentralalpen (1440 m) und in Bivio im Bündnerland (1770 m). Eine Schneedecke gab es erst auf das zweite Monatsdrittel. Auf dem Weissfluhjoch in 2540 m Höhe blieb die Schneedecke seit dem Beginn der Winterperiode deutlich unterdurchschnittlich.
In mittleren Lagen war der Januar regional extrem schneearm. In Davos erreichte die durchschnittliche Schneehöhe 20 cm, in Arosa 30 cm. In Arosa gab es nur im Jahr 1990 eine deutlich geringere Januarschneehöhe. Beide Messstandorte zeigten damals einen Januardurchschnitt von 19 cm. Für Davos sind Schneehöhendaten ab 1931, für Arosa ab 1949 verfügbar.
Winterliche Kälte mit Schnee
Ab dem 16. Januar floss zunächst feuchte Polarluft aus dem Nordatlantik nach Mitteleuropa. Sie brachte beidseits der Alpen Schnee bis in tiefe Lagen. Anschliessend führten Strömungen aus Nordwest bis Nordost zunehmend kältere Luft zur Schweiz. Vom 19. bis am 21. Januar bewegten sich die Tiefstwerte im Messnetz der MeteoSchweiz in den Alpen und im Jura gebietsweise zwischen -20 und -25 °C. Dank der Kälte konnte sich in den Niederungen der Alpennordseite regional eine dünne Schneedecke 10 Tage oder länger halten.
Viel Sonne im Süden, Hochnebel im Norden
Auf der Alpensüdseite gab es ab dem 18. Januar meist reichlich Sonnenschein, der sich auch im Wallis und im Engadin und ab dem 24. Januar auch in den übrigen Berglagen ausgiebig bemerkbar machte. Dazu trieb der Nordföhn im Süden die Höchstwerte auf 9 bis 11 °C.
Nördlich der Alpen breitete sich ab dem 22. Januar eine zähe Hochnebeldecke aus, die auch in die Alpentäler hineinreichte. In den tiefen Lagen schwankte die Temperatur um den Gefrierpunkt und es wehte oft eine schwache bis mässige Bise. Erst eine Strömungsumstellung auf Nordwest brachte im Norden für die letzten beiden Januartage wieder mehrere Sonnenstunden.
Wenig Niederschlag
Die Schweiz erhielt im Januar verbreitet deutlich unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Vor allem in einem grossen Gebiet vom Wallis über die Zentralalpen und dem Tessin bis nach Graubünden blieben die Werte unter 50 %, lokal auch unter 30 % der Norm 1991–2020. Einzig zwischen dem Genfersee und der Region Bern wurden überdurchschnittliche Mengen verzeichnet.
Weniger Heizgradtage
Die winterliche Wärme, die im letzten Dezemberdrittel 2022 und in der ersten Januarhälfte 2023 die Schweiz erfasste, trug im laufenden Winterhalbjahr zu einer Reduktion der Heizgradtage bei. Auf der Alpennordseite liegt die Reduktion zwischen 22 und 27 %, im Wallis und auf der Alpensüdseite knapp unter 20 % im Vergleich zur Norm 1991–2020 (Stand 24.01.2023). Mehr Informationen dazu werden im regelmässig aktualisierten Spezialbulletin für das Energiemanagement von MeteoSchweiz publiziert.
Sehr frühe Blüte der Haselsträucher
Die frühesten Meldungen zum Blühbeginn der Haselsträucher kamen Ende Dezember aus der Nordwestschweiz. In den ersten Januartagen trafen weitere Beobachtungen aus der ganzen Alpennordseite ein. Interessant ist, dass die erste Beobachtung aus dem Tessin erst später, am 9. Januar gemacht wurde. Das wird auch durch die Messung des Haselpollenflugs unterstützt, bei der die Konzentrationen auf der Alpennordseite früher anstiegen als im Tessin. Der Grund dafür ist, dass die Temperatur währen der sehr milden Phase ab dem 20. Dezember auf der Alpennordseite teilweise höher war als im Tessin.
Fast gleichzeitig mit dem Blühbeginn wurde auch das vollständige Aufblühen der Haselsträucher gemeldet. Die Blüte dieser Haselsträucher fand rund 40 Tage früher statt als im Mittel der langjährigen Beobachtungen von 1991-2020. Einen Blühbeginn der Hasel Ende Dezember und Anfang Januar gab es auch in den Jahren 2016, 2018 und 2020.
Ab Mitte Januar verhinderten tiefe Temperaturen und Schneefall die Weiterentwicklung der Haselsträucher. Die ersten Haseln waren zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits verblüht. Haselsträucher mit noch geschlossenen Blütenkätzchen werden bei wieder steigenden Temperaturen ihre Blüte fortsetzen.
Der definitive Bericht zum Januar 2023 ist ab dem 10. Februar 2023 in der Rubrik Publikationen verfügbar.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Im Januar von warm zu kalt – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Regula Gehrig