Wetternews: Gewitter im Wonnemonat Mai und im Hochsommer

Viele Leute stellen sich den Mai als sonnigen und warmen Frühlingsmonat vor. An Gewitter wird dagegen wenig gedacht. Und doch kommt es im Mai hin und wieder zu diesem typischen Sommerphänomen.

Im heutigen Blog werfen wir einen Blick auf die örtliche und zeitliche Verteilung der Gewitter in der Schweiz.

Gewitter – ein typisches Sommerphänomen

Die Saison der Gewitter beginnt in der Regel etwa im Mai und endet im September, wobei die Sommermonate Juni, Juli und August mit Abstand am meisten Gewitter bringen.

Die vertikalen Temperaturgradienten sind ein Schlüsselelement für die Gewitter. Wenn die Atmosphäre stabil geschichtet ist, kann keine Konvektion entstehen, was die Gewittertätigkeit unterbindet. So sind der Spätherbst und der Winter praktisch frei von Gewittern, denn bei Hochdruckwetter ist die Atmosphäre dann nicht nur stabil geschichtet, sondern es herrschen sogar oft über mehrere Tage kräftige Inversionslagen vor. Dies aufgrund der insgesamt negativen Strahlungsbilanz besonders in den unteren Atmosphärenschichten.

Anders im Sommer. Die kräftige Sonneneinstrahlung heizt die bodennahen Luftschichten stark auf, so dass besonders tagsüber eine instabile Luftschichtung entsteht. Damit kann in speziellen Fällen Konvektion entstehen. Ist die Atmosphäre genügend feucht, bilden sich Quellwolken, welche gegebenenfalls Gewitter zur Folge haben.


Temperaturgradient zwischen Locarno-Monti und Cimetta. Der Temperaturgradient ist in den Sommermonaten deutlich höher als im Winter. Dabei ist zu erwähnen, dass es sich um Monatsmittel handelt. Tagsüber sind die Werte deutlich höher und erreichen in den Sommermonaten, besonders bei sonnigen Verhältnissen, bis 0.8 Grad/100 Meter. In der freien Atmosphäre wären diese Gradienten noch einmal deutlich höher, denn dort ist es tagsüber 1 bis 2 Grad kühler als auf einer Gipfelstation. Dennoch zeigt diese Abbildung klar auf, dass im Sommer die Atmosphäre weniger stabil geschichtet ist, und Gewitter mindestens bezüglich der Labilität wahrscheinlicher sind. (MeteoSchweiz)

Gewitter sind im Südtessin am häufigsten

Die Häufigkeit von Gewittern ist in der Schweiz unterschiedlich. Am häufigsten entwickeln sich Gewitter im Südtessin. Dort entstehen sie bei unterschiedlichen Wetterlagen. Es sind dies zum einen die Flachdrucklagen, aber auch bei Südstau können Gewitter entstehen. Hie und da bringen auch noch Nordostlagen Gewitter, denn im Südtessin kommt es in solchen Fällen zur Konvergenz zwischen den östlichen Winden über der Poebene und dem Nordföhn, welcher im Nord- und Mitteltessin herrscht.

Bei Südstau tragen eingelagerte Gewitter oft ganz bedeutend zu den hohen Niederschlägen bei, welche in diesen Fällen im westlichen Tessin niedergehen. Die Tagessummen, welche 400 mm deutlich überschreiten können, sind nämlich nicht immer über 24 Stunden gleichmässig verteilt. Vielmehr können zwischen einzelnen Pausen heftige Regengüsse niedergehen, wobei innerhalb einer Stunden bis 100 mm möglich sind.


100-jährliche Widerkehrperiode der 24-stündigen Niederschläge [mm] in der Schweiz. Besonders die Alpensüdseite fällt teilweise durch grosse Mengen von über 300 mm auf. Dabei haben konvektive Prozesse meist einen grossen Einfluss. Auch bei den recht grossen Mengen den östlichen Voralpen entlang sind konvektive Prozesse mitbeteiligt. (MeteoSchweiz)

Nördlich der Alpen liegt der Hotspot der Gewitter im Emmental und Entlebuch

Eine gefürchtete Gewitter- und auch Hagelregion ist die Region Emmental-Entlebuch. Häufig entstehen bei Flachdrucklagen dort Gewitter oder werden von den in den Voralpen oft von Südwesten nach Nordosten verlagernden Gewittern betroffen. Die Folge sind dort hohe Niederschlagsmengen in den Monaten Juni, Juli und August, wobei in diesen drei Monaten durchschnittlich 600 mm gemessen werden.

Noch nasser sind die Sommer indessen in weiten Teilen des Kantons Schwyz, so besonders im Muotatal, aber auch in der March. Auch im Walenseegebiet werden ähnlich hohe Mengen aufgezeichnet. Dort fallen im Durchschnitt um 700 mm. Neben den in diesen Gebieten immer noch häufigen Schauern und Gewittern bewirkt der oft auftretende Nordstau die hohen Niederschlagsmengen.

In den inneren Alpen, wo Gewitter deutlich seltener auftreten, fallen die Sommerniederschläge deutlich bescheidener aus. Im Urner Oberland oder in den Tälern von Nord- und Mittelbünden werden nur wenig mehr als 300 mm aufgezeichnet, im Zentralwallis sind es lokal sogar nur 150 mm.


Anzahl Blitze pro Jahr und Quadratkilometer in den Jahren 2000-2022. Die Alpensüdseite weist eindeutig am meisten Blitze auf, besonders das Mittel- und Südtessin. Nördlich des Alpenkammes sind Biltze vor allem im Jura und längs der Voralpen häufig, so besonders auch in der Gegend Emmental-Entlebuch. (Meteoschweiz)

100-jährliche Widerkehrperiode der 1-stündigen Niederschläge [mm] in der Schweiz. Die 1-stündigen Spitzenwerte treten weitaus am häufigsten bei Gewittern auf. Die grössten Stundensummen mit über 100 mm können dabei im Südtessin erwartet werden, also in jenem Gebiet, in welchem auch die Gewitterhäufigkeit am höchsten ist. (MeteoSchweiz)

Auch heute gab es den Voralpen entlang Gewitter, wie man bei Hirzwangen gut erkennen konnte. Denn der Blick ging zum Zugersee und Richtung Voralpen, wo der dunkle Himmel deutlich auf die Gewitter hinwies.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz /Gewitter im Wonnemonat Mai und im Hochsommer – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Nicole Graf

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