Wetter: Die warme Witterung hält an

Der bisherige noch nicht allzu fortgeschrittene Oktober geizt nicht gerade mit Sonne und Wärme.

Dies trifft auf alle Höhenlagen und Regionen der Schweiz zu. Wir schauen uns die Temperatur der ersten knappen Oktoberdekade an.

Die Schweiz befindet sich seit Tagen oder eher Wochen im Einflussbereich eines Hochdruckgebietes, dessen Kern heute Sonntag mehr oder weniger über dem Alpenraum lag. Einerseits spitzte sich mit dem hochdruckbestimmten Wetter das Niederschlagsdefizit in vielen Regionen der Schweiz weiter zu. Andererseits führte dies zu einer sehr warmen, im September gar zu einer rekordwarmen Witterung.


Blick auf die Tschingelhörner mit dem berühmten Martinsloch und der Glarner Hauptüberschiebung. Das obere, dunklere Gestein hat ein Alter von etwa 260 bis 300 Millionen Jahren, das darunterliegende, hellere Gestein von „lediglich“ 35 bis 50 Millionen Jahren. (Foto: N. Graf)

Temperatur auf dem 850 hPa Niveau

Das sehr warme Herbstwetter setzte sich auch in den bisherigen acht Tagen des Oktobers 2023 nahezu ungebrochen fort. Dasselbe gilt gemäss aktuellen Prognoseunterlagen mit recht grosser Wahrscheinlichkeit auch für die Tage bis nahe der Monatsmitte.


Verlauf der Temperatur auf dem 850 hPa Niveau (ca. 1500 m ü.M.) im Oktober, rot fürs aktuelle Jahr (Prognose bis zur Monatsmitte strichliert) und blau für den Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Daten: Radiosondierung über Payerne seit 1954. (Quelle: MeteoSchweiz)

Normalerweise werden im Oktober (oder auch nur Anfangs Oktober) auf der 850 hPa Fläche (die Höhe des Luftdrucks von 850 hPa, ca. 1500 m ü.M., freie Atmosphäre) um 7 Grad Lufttemperatur gemessen. In den bisherigen acht Oktobertagen waren es im Schnitt knapp 14 Grad! Im ähnlichen Stil geht es bis fast zur Monatsmitte weiter.


Jahresverlauf der mittleren Monatstemperatur auf dem 850 hPa Niveau (ca. 1500 m ü.M.). Daten: Radiosondierung über Payerne ab 1954 (Oktober 2023: nur 1. bis 8.10.23). (Quelle: MeteoSchweiz)

Nullgradgrenze

Die derzeitige Wärme betrifft alle Höhenlagen in der Schweiz. Auch die Höhe der Nullgradgrenze war in den ersten Oktobertagen wieder ausserordentlich hoch. Am 1. Oktober dieses Jahres wurde mit 4618 Metern gar ein neuer Rekord für Oktober gemessen (Daten: Radiosondierung Payerne, ab 1954).


Rekordwerte der höchsten Nullgradgrenze im Oktober. Daten: Radiosondierung über Payerne seit dem Jahr 1954. (Quelle: MeteoSchweiz)

Durchschnittlich lag die Nullgradgrenze in den ersten acht Tagen des aktuellen Monats auf einer Höhe von knapp 4100 Meter. Normalerweise wird sie in der ersten Oktoberdekade bei etwa 3100 Metern gemessen.

Nullgradgrenze

Die Nullgradgrenze in der freien Atmosphäre wird aus dem Temperaturprofil bestimmt, das täglich in Payerne mit Wetterballons gemessen wird.

Jahresverlauf der Nullgradgrenze

Höchsttemperaturen am Boden

Nachdem bereits gestern Samstag in den Niederungen der Alpennord- und Alpensüdseite verbreitet Höchstwerte zwischen 20 und 24 Grad gemessen wurden, legten diese heute nochmals eine Schippe drauf. Dabei registrierten bis Redaktionsschluss um 17 Uhr 13 Stationen im SwissMetNet einen neuen Temperaturrekord für den Monat Oktober oder egalisierten diesen.


Höchsttemperaturen vom Sonntag, 8. Oktober 2023 (bis 17 Uhr). (Quelle: MeteoSchweiz)

Am wärmsten mit 29.4 Grad – dank Nordwind – wurde es in Acquarossa/Comprovasco im Valle di Blenio. Damit wurde an dieser Station der bisherige Rekord vom 1. Oktober 1997 egalisiert.

Die Station Bern/Zollikofen verzeichnete heute Nachmittag maximal 25.8 Grad (bisheriger Oktoberrekord: 25.7 Grad vom 3.10.2023, davor 25.3 Grad vom 4.10.1985), was einem sogenannten Sommertag gleichkommt und gleichzeitig der späteste Termin eines ebensolchen bedeutete seit 1931.

Zum Vergleich: die durchschnittlichen Höchsttemperaturen in den Niederungen der Schweiz liegen für Anfang Oktober bei etwa 15 bis knapp 18 Grad auf der Alpennordseite und zwischen 18 und 19 Grad im Zentralwallis sowie auf der Alpensüdseite. Statistisch betrachtet (Klimanorm 1991-2020) gibt es im Oktober an vielen Mittellandstationen nur etwa alle 2 bis 5 Jahre einen Sommertag.


Waldrappe statteten der Windmessstation am Flughafen Zürich einen Besuch ab. Ob die Vögel die aktuelle Wärme geniessen, ist nicht bekannt, man hat sie nicht gefragt. (Foto: MeteoSchweiz)

Nicht nur die Maximaltemperaturen, sondern auch die Tiefstwerte waren zum Teil aussergewöhnlich hoch. Letztere beziehen sich vor allem auf Gipfelstationen, also auf Orte, die nicht in einem nächtlichen Kaltluftsee lagen. So wurde beispielsweise auf der 1670 Meter hohen La Dôle im Jura nicht nur ein neuer Oktoberrekord von maximal 22.1 Grad gemessen, auch die Nacht auf Sonntag war mit minimal 14.8 Grad sehr mild.


Blick auf die Segnes Ebene mit den Tschingelhörnern im Hintergrund. (Foto: N. Graf)

Die Nadeln der Lärchen beginnen sich allmählich zu verfärben wie hier im Val Roseg (streng genommen ist es eigentlich gar keine „Verfärbung“ der Nadeln). Wegen der anhaltenden Wärme dürfte dies in diesem Jahr in vielen Regionen etwas später als üblich stattfinden.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Die warme Witterung hält an – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Meteomeldung/App

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