Wetter-News: Der Hochnebel kommt aus der falschen Richtung

Der Hochnebel fliesst zurzeit aus Westen, statt wie sonst meistens aus Osten in die Schweiz.

Dadurch wirkt der Jura wie ein Schutzwall und hält den Hochnebel aus vielen Regionen des Mittellandes fern. Aber dieser Wall hat eine Schwachstelle…

Einige aufmerksame Beobachter haben es bereits am Sonntag festgestellt: Der Hochnebel schlich sich für einmal nicht mit der Bise an, sondern mit dem Westwind. Dies kommt eher selten vor.

Aktuell liegt jedoch erstens über grossen Teilen Frankreichs Hochnebel und zweitens verursacht dort ein Hoch mit Kern über dem Südwesten Europas eine Westströmung. Dadurch wird Hochnebel Richtung Schweiz und Deutschland geführt.


Satellitenbild von heute Morgen. Die gleichförmig weisse Fläche über Frankreich ist Hochnebel. (Die Strukturen in der Nähe des Pfeils sind hohe Wolken über dem Hochnebel.) Die Position des gelb dargestellten Hochs verursacht die mit dem Pfeil dargestellte Strömung, welche den Hochnebel Richtung Schweiz transportiert. (EUMETSAT und MeteoSchweiz)

Für einmal hilft der Jura dem Mittelland

Kommt der Hochnebel wie aktuell aus Westen, dann wechselt die Rolle des Juras. Bei Windstille oder bei Bise wirkt er wie eine Staumauer, welche verhindert, dass der Kaltluftsee resp. der Hochnebel aus dem Mittelland wegfliessen kann. Bei Westwind wirkt er jedoch wie ein Schutzwall, welcher verhindert, dass der Hochnebel ins Mittelland gelangen kann.

Der Schutz ist nicht perfekt

Gegen sein östliches Ende hin ist der Jura immer weniger hoch. Im Aargau sind die Hügel so tief, dass der Hochnebel oft über sie hinwegfliessen kann, besonders zwischen Bözberg und Waldshut. Entsprechend war der Hochnebel gestern und heute vor allem Regionen östlich des Aargauer Juras zu sehen.


Blick vom Wasserturm bei Baden Richtung Westen. In der rechten Bildhälfte ist zu sehen, wie der Hochnebel praktisch ungehindert über den Aargauer Jura strömt. Auf der linken Bildhälfte ist im Hintergrund das Mittelland zu sehen, welches im Schutz des weiter westlich gelegenen, höheren Juras liegt. Allerdings sorgte dort der klare Himmel (fehlende Hochnebel) dazu, dass sich in der Nacht Nebelfelder bilden konnte. (Roundshot)

Der Nebel schleicht um die Ecken


Satellitenbild von heute Morgen um 9:30 Uhr: Der Hochnebel von Frankreich zog bis nach Süddeutschland und streift dabei auch den Nordrand Schweiz. Die zum Teil sichtbaren, Nord-Süd-verlaufenden Wellenstrukturen machen dabei die Westströmung sichtbar. Weiter südlich lag in einigen Regionen Nebel. (EUMETSAT und MeteoSchweiz)

Nebst Hochnebel konnten heute auch einige Nebelfelder beobachtet werden. Diese sind quasi die Kinder des Hochnebels. Der Hochnebel, welcher in der Nacht auf Sonntag den tieferen Jura überströmte und bis zu den Voralpen gelangte, verschwand zwar gestern grösstenteils, er liess aber in den untersten Luftschichten Feuchtigkeit zurück, welche in der Nacht als Nebel auskondensierte.

Wie heimlich sich das Nebelgrau in die Schweiz schleichen kann, verrät die Webcam auf dem Weissenstein von heute Morgen.


Blick heute Morgen bei Sonnenaufgang vom Weissenstein Richtung Südosten. Die mit dem Pfeil markierte Dampffahne zieht nach Westen, am Jurasüdfuss herrschte also Ostwind, im Gegensatz zu den meisten Regionen, wo der Wind aus westlichen Richtungen kam oder es windstill war. (Roundshot)

Die von Frankreich kommende Hochnebelluft ist kälter und somit schwerer als die im Mittelland liegende Luft. Nachdem die kältere Luft den Aargauer Jura überquert hat, fliesst sie ähnlich wie Wasser als dünne Schicht in alle Richtungen weiter. Sie machte heute Morgen dabei sogar eine Rechtsumkehr im wahrsten Sinne des Wortes und schlich dem Jurasüdfuss Richtung Biel. So umgeht die Feuchtigkeit des Hochnebels klammheimlich den höheren Jura. Weil die Feuchtigkeit aber nur in den tiefsten Luftschichten einsickert, verursacht sie nur Nebel, nicht Hochnebel.

Die bereits wieder stärkere Sonne macht es dem Nebelgrau allerdings zunehmend schwer, den ganzen Tag zu bleiben. Es läuft also alles gegen den Hochnebel im Mittelland, sowohl die Windrichtung wie auch die Zeit.


Der Hochnebel, hier von Ennenda (GL) Richtung Glärnisch gesehen, strömte nicht wie üblich von Osten, sondern aus Westen in die Schweiz.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Der Hochnebel kommt aus der falschen Richtung – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Meteomeldungen/App

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