Wetter-News: Es war einmal ein Luftpaket …
… welches über die Alpen reisen wollte. Wir erzählen Ihnen was das Luftpaket heute auf seiner Reise von Süd nach Nord alles erlebte.
Unser Luftpaket startet seine Reise in der Poebene. Es schwebt da mit 6 Grad gemütlich vor sich hin.
Als Gepäck hat es viel Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf eingepackt. Das Luftpaket hat ein Ticket für seine Reise bei Tief „Dorothea“ gekauft. Das Tief ist heute dabei, seinen „Hauptsitz“ von der Bretagne nach Südfrankreich zu verlegen und offeriert eine Südströmung über den Alpen. Das Luftpaket lässt sich von dieser Strömung via Lago Maggiore nach Norden ins Tessin tragen.
Auf der Reise steigt schon bald das Gelände an, und unser Luftpaket ist gezwungen auch nach oben zu steigen. Dabei wird es kälter und somit die relative Luftfeuchtigkeit immer höher. Schon bald liegt diese bei 100% und das Wasser im Gepäck kondensiert zu Wassertröpfchen: Eine Wolke ist entstanden.
Zum Glück ist das Wolken-Gepäck noch immer gleich schwer, denn es geht weiter nach oben und nach Norden. Das Luftpaket hat kurz Zeit, den Kollegen in Locarno Monti „Ciao“ zu rufen. Es wird immer mehr in die Berge hineingetragen und die Temperatur sinkt durch das stetige Aufsteigen. Die Tropfen unterkühlen und einzelne werden auch zu Eiskristallen.
Im Gepäck geht’s turbulent zu und her. Wassertropfen und Eiskristalle kollidieren miteinander, sie brechen wieder auseinander oder schliessen sich zusammen (Koaleszenz, Aggregation, Vergraupelung). Und die Eiskristalle stehlen Wassermoleküle von den unterkühlten, flüssigen Tropfen (Bergeron-Findeisen-Prozess)! Es bilden sich Schneeflocken, und diese werden zunehmend schwerer bis sie herunterfallen. „Oh nein!“, denkt sich das Luftpaket, „ich verliere mein Gepäck“. Doch unablässig geht es weiter hoch zu den Pässen der Alpen.
Oben am Gotthard sieht das kalte Luftpaket nicht viel, alles ist in Wolken und Schnee gehüllt. Doch es spürt wie sich die Reiserichtung ändert. Es geht immer noch nach Norden, zuerst langsam, dann immer schneller nach unten. Und dadurch wird es wärmer. Plötzlich sieht das Luftpaket das Urner Reusstal, die Tropfen und Flocken im Gepäck wurden wieder zu durchsichtigem Wasserdampf. Weiter geht die Fahrt das Tal hinunter, mit einem „Juhuii“ einmal um das Chileli von Wassen.
Zuletzt rast das Luftpaket mit Sturmstärke in Altdorf vorbei auf den Urnersee hinaus. Durch die Achterbahnfahrt wurde es richtig warm. Im Gepäck sind nur noch 30% Luftfeuchtigkeit, dafür wohlige 11 Grad. „Eine tolle Reise“ , meint das Luftpaket und fliesst freudig weiter über den Vierwaldstättersee.
Was physikalisch passiert, wenn ein Luftpaket sinkt oder aufsteigt ist hier erklärt. Mehr Informationen zur aktuellen Südstauphase finden Sie im Blog von gestern. Erklärungen zu Südstau und Föhn gibt es auf unserer Website.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Es war einmal ein Luftpaket … – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: D. Gerstgrasser