Warum regnet es so oft?

Für Montagabend und die Nacht auf Dienstag sind mit einer Kaltfront heftige Gewitter und damit verbunden auch teils wieder kräftiger Regen angesagt.

Allgemein scheint die erste Hälfte des Sommers 2024 von häufigem Regen geprägt zu sein.

  • Was ist der Grund für dieses nasse Sommerwetter?

Für den heutigen Montagabend und die Nacht zum Dienstag sind kräftige Gewitter mit Starkregen angesagt, zum Teil sind auch Sturmböen und Hagelschlag möglich. Hintergründe zur erwarteten Wetterlage sind im gestern an dieser Stelle publizierten Blogbeitrag zu finden, stets aktualisierte Warnungen wie gewohnt in der MeteoSchweiz App oder auf der Webseite von MeteoSchweiz.

Niederschläge sind im Sommer 2024 wahrlich keine Seltenheit. Die Niederschläge seit Beginn des Sommers sind häufig. Im Juni waren die Regensummen über den ganzen Monat im Schweizer Durchschnitt zwar nicht ausserordentlich hoch (regional waren sie sogar defizitär), doch die Tatsache, dass es häufig (und vor allem an den Wochenenden) regnete, hinterlässt einen bleibenden Eindruck.


Abbildung 2: Blitzeinschlag in der Region Locarno von Brione aus gesehen am 12. Juli 2024. (Quelle: Meteomeldung / App MeteoSchweiz)

Wie lassen sich diese häufigen Niederschläge erklären?

Die Karte in Abbildung 3 zeigt die Abweichung des Drucks (genauer gesagt: der Höhe des Geopotentials auf 500 hPa) des diesjährigen Junis gegenüber dem langjährigen Durchschnitt (Referenzperiode: Monate Juni der Jahre 1991-2020). Das Azorenhoch lag dieses Jahr generell weiter nordwestlich als im Durchschnitt und auch der Luftdruck über Osteuropa, Russland, Griechenland oder auch der Türkei war höher als die Norm.

Zwischen diesen beiden Hochdruckgebieten wurden die vom Nordatlantik kommenden Tiefdruckgebiete gezwungen, sich in Richtung Westeuropa zu bewegen. So herrschte über Grossbritannien, Frankreich und auch über der Iberischen Halbinsel mehrheitlich tieferer Druck.

Als Folge dieser Konstellation befand sich die Schweiz oft in einer feuchten Südwestströmung. Diese Situation hat sich im Juli bislang nur wenig verändert.


Abbildung 3. Geopotentialanomalie (in Dekametern) vom 1. bis 30. Juni 2024 im Vergleich zum Durchschnitt der Monate Juni 1991-2020. (Quelle : NCEP–NOAA; https://psl.noaa.gov/data/histdata/)

Ausgesprochen wechselhaftes und häufig nasses Wetter führte bisher auch zu einem Defizit bei der Sonnenscheindauer. Die Durchschnittstemperatur blieb dahingegen innerhalb der Norm. Während die erste Sommerhälfte (1. Juli bis 14. Juli) somit als regnerisch und sonnenarm deklariert werden kann, ist sie nicht als kühl zu bezeichnen (wenn man sich auf den Durchschnitt 1991-2020 bezieht).

Nicht erst seit dem Frühsommer, sondern bereits seit dem letzten Herbst kommt es häufig zu Niederschlägen. Abbildung 4 zeigt die Druckanomalie vom 1. Oktober 2023 bis zum 12. Juli 2024. Im Durchschnitt über diesen gesamten Zeitraum war der Druck von den Britischen Inseln bis Skandinavien tiefer als die Norm 1991-2020, während er über dem gesamten Mittelmeerraum höher war. Dadurch wurde die vorherrschende Westströmung über der Schweiz verstärkt, mit der Folge, dass häufig Störungen vom Atlantik über unser Land zogen. Eine Ursache dafür könnte das El-Niño-Phänomen sein, das die Westströmung zwischen dem Spätwinter und dem Frühling in Europa tendenziell verstärkt (wissenschaftlicher Artikel zu diesem Thema).


Abbildung 4. Geopotentialanomalie (in Dekametern) vom 1. Oktober 2023 bis zum 12. Juli 2024 im Vergleich zum Durchschnitt der Monate Juni 1991-2020 (Quelle: NCEP–NOAA; https://psl.noaa.gov/data/histdata/)

Im Schweizer Durchschnitt betrug die Niederschlagssumme der letzten 12 Monate 1723 mm. Dies ist einer der höchsten Werte seit Beginn der Messungen im Jahr 1864.


Abbildung 5: Gleitende 12-Monats-Niederschlagssummen (in mm) im Schweizer Durchschnitt von 1864 bis Juni 2024. (Quelle: MeteoSchweiz)

Was die Intensität der Niederschläge betrifft, so nimmt mit dem Klimawandel der Starkniederschlag zu, sowohl in Bezug auf die Intensität als auch auf die Häufigkeit. Je wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf kann sie enthalten, was die Wahrscheinlichkeit von Starkniederschlägen in einem sich erwärmenden Klima erhöht. Vor einigen Jahrzehnten, als die Durchschnittstemperatur etwa 2 °C tiefer war als heute, hätte eine ähnliche Situation wie in den letzten Wochen wahrscheinlich nicht zu so intensiven und häufigen Niederschlagsereignissen geführt.

Hitzewelle in Osteuropa

Diese oben beschriebene Situation gilt für Westeuropa. Weiter östlich sieht der aktuelle Sommer ganz anders aus. Die Tiefdruckgebiete über Westeuropa steuern sehr warme Luft nach Osteuropa. Rumänien zum Beispiel erlebt derzeit die dritte Hitzewelle seit Anfang Juni mit Höchsttemperaturen, die an mehreren Tagen hintereinander die 40 °C-Marke überschreiten liess.

Und wie sieht es in den folgenden Tagen in der Schweiz aus?

Hinter der eingangs erwähnten Kaltfront erfolgt in der Schweiz am Dienstag eine Stabilisierung und Abtrocknung. Und mit Zufuhr von warmer Luft aus Südwesten steigen die Temperaturen von Tag zu Tag wieder an. Gegen Ende der Woche dürfte die 30 °C Marke verbreitet überschritten werden.


Abbildung 7. Anomalie der Durchschnittstemperatur (in °C) vom 15. bis 22. Juli 2024. Die Temperaturen liegen diese Woche in den rot markierten Regionen über der Norm und in den blau markierten Regionen unter der Norm. (Quelle: ECMWF)

Abbildung 8. Anomalie der Durchschnittstemperatur (in °C) vom 22. bis 29. Juli 2024. Die Temperaturen liegen diese Woche in den rot markierten Regionen über der Norm und in den blau markierten Regionen unter der Norm. (Quelle: ECMWF)

Abbildung 1: Regenschauer in der Region Schachen LU am 6. Juli 2024.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Warum regnet es so oft? – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Meteomeldung / App MeteoSchweiz

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