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Ex-Hurrikan „Kirk“ erreicht Westeuropa

08.10.2024 |  Von  |  Schweiz, Wetter

Der Ex-Hurrikan Kirk zieht morgen Mittwoch der Nordküste Iberiens entlang ostwärts und trifft voraussichtlich an der Atlantikküste Frankreichs auf Land.

In der Folge beeinflusst er auch das Wetter bei uns in der Schweiz.

Bevor wir uns den Auswirkungen von Kirk auf unser Wetter zuwenden, wollen wir einen kurzen Blick auf seine Entstehungsgeschichte werfen.

Der lange Weg über den Atlantik

Der Hurrikan „Kirk“ wurde Ende September erstmals als tropischer Sturm eingestuft. Sein Ursprung liegt rund 800 km westlich der Kapverden. Im Zentrum des Atlantiks konnte das tropische Tiefdruckgebiet dem warmen Meerwasser Energie entziehen und sich, ungestört von Landmassen oder störenden Scherwinden, rasch zu einem „Major Hurricane“ der Stufe 4 entwickeln. Dabei sank der Luftdruck im Zentrum zwischenzeitlich unter 940 hPa. Dabei dürften in der Nähe des Auges mittlere Winde mit Geschwindigkeiten von über 200 km/h geweht haben.


Satellitenfilm des Hurrikans Kirk. Die Farben stellen die Temperatur der Wolkenobergrenze dar. Rot bedeutet, dass die Wolken die Tropopause erreichen und sogar überschreiten. Dies ist aufgrund der starken Konvektion rund um Hurrikan Kirk der Fall. (Quelle: Meteosat)


Danach wanderte Kirk nordwärts bis in die mittleren Breiten, wo er in die vorherrschende Westströmung integriert wurde. Nun ist er Temperaturgradienten, Windscherungen und dem Jetstream ausgesetzt. Dadurch verliert er allmählich seine tropischen Eigenschaften (warmer Kern und hohe Symmetrie, siehe auch Infobox). Mittlerweile hat (ex-)Hurrikan Kirk über 4000 km zurückgelegt.


Klimatologische Karte mit der Zugbahn der Tropischen Zyklonen. Ein relativ grosser Anteil der Systeme zieht nordwärts und wird als abgeschwächtes, extratropisches Tief in die Westströmung integriert. In schwarz ist die ungefähre Zugbahn von Kirk eingezeichnet. Quelle: NOAA, Robert Rohde, MeteoSchweiz) (Quelle: NOAA, Robert Rohde)


Übergang von tropischen zu extratropischen Zyklonen

Tropische Zyklone wie „Kirk“, im Nordatlantik als „Hurrikane“ bezeichnet. Sie unterscheiden sich grundlegend von den Tiefdruckgebieten, die bei uns in Europa auftreten. Tropische Zyklone haben einen warmen Kern und eine symmetrische Zirkulation. Extratropische Tiefdruckgebiete haben dagegen einen kalten Kern. Zudem ist die Struktur durch Fronten geprägt und daher immer asymmetrisch.

Wenn ein tropisches Tiefdruckgebiet die mittleren Breiten erreicht, nimmt es allmählich die Eigenschaften eines aussertropischen Tiefdruckgebietes an. In dieser Übergangsphase kann er sowohl tropische als auch außertropische Eigenschaften aufweisen und wird so zu einem Hybridsystem.

Auch das Sturmtief „Kirk“ ist aktuell noch ein Hybridsturm. Er wird bis Morgen Mittwoch noch einen warmen Kern haben, aber seine Struktur ist bereits deutlich asymmetrisch und das Tief hat bereits gut erkennbare Fronten.

Über Westeuropa teils Sturmstärke

Wie die folgende Animation zeigt, wird „Kirk“ morgen Vormittag die Region Galicien erreichen. In der Folge zieht er voraussichtlich über den Golf von Biskaya Richtung Westfrankreich.


Animation mit Zugbahn von „Kirk“ (schwarze Linie), Windpfeile und Böenspitzen (über 60 km/h). (MeteoSchweiz, ECMWF)


„Kirk“ führt sehr viel Feuchtigkeit mit sich und sorgt damit für teils kräftige Niederschläge. Aber auch der Wind wird deutlich auffrischen. Stürmisch dürfte es besonders im Norden der Iberischen Halbinsel werden. Aber auch die östlichen Täler der Pyrenäen (Föhneffekte) und in Westfrankreich dürfte sich „Kirk“ stürmisch zeigen. Bezüglich der Windstärke bestehen aber noch grosse Unsicherheiten. Als Beispiel: Für Santiago de Compostela in Galicien schwanken die erwarteten Windspitzen je nach Modelllösung des IFS zwischen 70 und 140 km/h.

Und in der Schweiz?

Auch das Wetter in der Schweiz wird ab morgen Mittwoch stark von „Kirk“ beeinflusst. Mit seiner Annäherung aus Westen setzt nördlich der Alpen markanter Druckfall ein. Zusammen mit einer sich verstärkenden südwestlichen Höhenströmung kommt es in den Alpentälern zu einem kräftigen Föhnstoss. Dabei sind in den klassischen Föhntälern Böenspitzen über 100 km/h zu erwarten. Gleichzeitig setzen auf der Alpensüdseite wieder Stauniederschläge ein. Die erneut teils intensiven Regenfälle dürften aber nicht so lange wie heute Dienstag anhalten.

In der Nacht auf Donnerstag zieht „Kirk“ knapp nordwestlich der Schweiz durch und lenkt sein Frontensystem einmal über die Alpen. Damit verbunden wird es auch in den übrigen Gebieten der Alpennordseite teils stürmisch. Nach aktuellen Unterlagen dürfte der Wind in den Niederungen der Alpennordseite auf 60 bis 90 km/h auffrischen.

Hinweis: Teile dieses Blogs wurden aus dem MeteoSuisse-Blog Ouragan „Kirk“: impact sur les prévisions pour la semaine prochaine übernommen.


Das Satellitenbild vom 3. Oktober 2024 zeigt den Hurrikan Kirk, als er sich etwa 2.000 km südwestlich des Azoren-Archipels befand.


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Ex-Hurrikan „Kirk“ erreicht Westeuropa – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: European Union, Copernicus Sentinel-3

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