Staunen an der Nebelobergrenze: Naturphänomene und Überströmungseffekte
Heute verbringen wir einige Stunden an der Nebelobergrenze und schauen, was wir dort beobachten können.
Einerseits sehen wir verschiedene optische Phänomene, andererseits blicken wir auf Überströmungs- und Welleneffekte.
In den letzten Tagen haben wir in verschiedenen Blogbeiträgen thematisiert, wie wir im Wetterdienst die Obergrenze diagnostizieren und vorhersagen können.
Heute widmen wir uns der Lieblingsbeschäftigung des Blogautors: stundenlang an der Nebelobergrenze herumschlurfen und staunend beobachten, fotografieren und Zeitrafferaufnahmen erstellen.
Die Sonne im Rücken
Zunächst wandern wir mit der Sonne im Rücken einem Grat entlang oder auf einem Hügel. Die Nebelobergrenze liegt knapp unter uns, zwischendurch schwappen Nebelschwaden über uns hinweg. Mit etwas Glück können wir gleichzeitig drei verschiedene optische Phänomene beobachten: das Brockengespenst, die Glorie und den Nebelbogen.
Der Blick in Richtung Sonne
Nun drehen wir uns um und schauen in Richtung der Sonne. Idealerweise stehen hier ein paar Bäume, durch die der Nebel drückt. Dann heisst es Ausschau halten nach Nebelstrahlen oder Schattenstrahlen wie auf unserem Titelbild.
Wenn die Nebelschwaden ein wenig höher steigen und vor der Sonne durchziehen, lohnt es sich den Blick nach oben zu richten. Manchmal erscheint ein Phänomen, welches wir normalerweise von mittelhohen Wolkenfeldern kennen: Ein Hof mit farbigen Kränzen um die Sonne (auch bekannt als Aureole oder Corona mit farbigen Kränzen).
Aufgrund der Blendwirkung ist das Phänomen schwierig zu fotografieren, im Idealfall wird die Sonne von einem Berg knapp verdeckt, dann klappt es problemlos.
Überströmungseffekte und Wellen im Nebelmeer
Nun wird es Zeit für den Pausentee. Wir suchen uns einen schönen Platz mit freiem Blick ins Tal und lassen die Kamera für uns arbeiten, im Idealfall im Zeitraffermodus.
Insbesondere wenn die Nebelobergrenze steigt oder sinkt, werden an den Hügeln und Kreten Überströmungseffekte sichtbar, wie beispielsweise am Morgen des 1. November 2024 auf der Albis-Hochwacht. Die Obergrenze des Hochnebels ist mit aufkommendem Südwestwind von 1000 auf 800-900 Meter gesunken, der Albispass wurde vom Hochnebel überströmt:
Spannend wird es, wenn unmittelbar über dem Nebel oder Hochnebel kräftiger Wind aufkommt. Dieser wühlt das Nebelmeer richtiggehend auf und löst in der Nebelschicht Wellenbewegungen aus. Sehr schön lässt sich das bei aufkommendem Föhn in der Zentralschweiz beobachten, wie beispielsweise am 26. Oktober 2024:
Das Schlussbouquet…
Auf das wohl eindrücklichste optische Phänomen am Nebelrand müssen wir noch ein wenig warten: Eisnebelhalos! Für diese Erscheinung sind die Temperaturen aktuell noch viel zu hoch – es braucht deutliche Minusgrade und in der Luft schwebende Eiskristalle. Wir werden zu gegebener Zeit darauf zurückkommen.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Staunend an der Nebelobergrenze (admin.ch)
Bildquellen: Bild 1: => Archivbild, D. Gerstgrasser; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden