Faszinierende Lichtsäulen am Nachthimmel: Eiskristalle schaffen seltenes Naturschauspiel

Schwebenden Eiskristallen in der Luft verursachen oft faszinierende optische Effekte.

Eines davon sind Lichtsäulen, wie sie in der Nacht von Freitag auf Samstag an einigen Orten beobachtet werden konnten.

Zugegeben, man musste eine scharfäugige Nachteule sein, um sie zu sehen. Die Lichtsäulen leuchteten recht subtil und auch nicht sehr lange am sonst oft sternenklaren Nachthimmel. Wer jedoch so aufmerksam wie unser diensthabender Meteorologe während der vergangenen Nacht über das Wetter wachte, dem entgingen sie nicht. Zumal sie nicht ganz unerwartet erschienen.


Lichtsäulen vom Mont Pèlerin aus gesehen. (MeteoSchweiz)

Pendelnde Eiskristalle sind für das Phänomen verantwortlich

Lichtsäulen entstehen an schwebenden Eiskristallen. Von Lichtquellen nahe am Boden können diese die Lichtstrahlen so reflektieren, dass darüber eine leuchtende Säule zu erkennen ist. Voraussetzung ist dabei, dass sich die Eiskristalle um ihre vertikale Achse schwingen. Erst diese Bewegung führt zur Säulenform der Lichterscheinung. Der Prozess ist dabei derselbe wie bei der tiefstehenden Sonne über einer Wasserfläche.


Mit diesem auf den Kopf gedrehten Bild eines Sonnenunterganges am Meer ist die Verwandtschaft zur Lichtsäule erkennbar. Statt der Wasseroberfläche spiegeln in der Luft Eiskristalle das Licht der Sonne. (Pixabay)

Ist die Wasseroberfläche absolut glatt, dann ist auf ihr das Spiegelbild der tiefstehenden Sonne zu erkennen. Hat es jedoch kleine Wellen, dann entsteht über dem Wasser ein leuchtender Streifen zur Sonne hin. Der gleiche Effekt durch die schwingende Bewegung der reflektierenden Wasserfläche entsteht an den pendelnden Eiskristallen.


An diesem Ort in Belarus verursacht ganz leichter Schneefall in Form von Eiskristallen Lichtsäulen über den Lampen. (Wikimedia)

Eiskristalle in der Höhe führten zum raren Phänomen der Höhenlichtsäulen

Die meisten Lichtsäulen beginnen unmittelbar oberhalb der Lichtquelle, so wie im obigen Bild. In seltenen Fällen beginnen sie jedoch erst weit oberhalb und werden Höhenlichtsäulen genannt. Die über der Schweiz beobachteten Erscheinungen in der Nacht von Freitag auf Samstag waren solche Höhenlichtsäulen.

Der Grund war, dass in der Nacht einige Wolken leichten Schneefall brachten. Die Eiskristalle waren dabei so leicht, dass sie nur sehr langsam absanken und deshalb auf ihrem Weg nach unten verdunsteten. Die reflektierenden Eiskristalle waren somit nur in der Höhe vorhanden, weshalb auch die Lichtsäule nur in der Höhe entstand.

Der Effekt, dass der Niederschlag auf dem Weg nach unten verdunstet, kann öfter beobachtet werden. In solchen Fällen sind unterhalb der Wolken Streifen zu erkennen, welche sich nach unten immer mehr auflösen. Diese Streifen werden Virga resp. in der Mehrzahl als Virgen bezeichnet.


Heute Samstag konnten am Morgen die Virgen noch an einigen Standorten beobachtet werden, wie hier beim Uetliberg. Rechts der eingezeichneten Wolke und Virga sind noch weitere zu erkennen. (Roundshot)

Manchmal waren in der vergangenen Nacht die Wolke sogar schon wieder abgezogen, lediglich die Eiskristalle schwebten noch in der Luft. Dies ist zum Beispiel im Titelbild der Fall, wo im Hintergrund die Sterne bereits wieder sichtbar sind.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / In der Nacht erschienen magische Lichtsäulen am Himmel
Bildquellen: Bild 1: => MeteoSchweiz; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden

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