Tschêl blov: Hochdruckwetter, Nebel und Sonnenschein zum Jahresausklang

Zum ruhigen Hochdruckwetter des letzten Samstags des Jahres 2024 übersetzen wir den rätoromanischen Song „Tschêl blov“ von Gianni Tschenett.

Denn das Lied passt perfekt zur aktuellen Wetter- und Stimmungslage.

Lange ist es her seit dem letzten Meteoblog „in rumauntsch“. Die ersten beiden Ausgaben finden Sie hier:




Heute bleiben wir aber zweisprachig, damit sowohl die romanischen als auch die deutschsprachigen Leserinnen und Leser etwas verstehen.

Das Lied „Tschêl blov“ als Hintergrundmusik zur Lektüre finden Sie unter Spotify oder als Live-Version auf Play RTR. Viel Spass!

Tschiera perseveranta – zäher Nebel

Wettermässig ist vor allem der erste Satz spannend: „ed eau guard our da la fnestra, a Turich es darcho tuot grisch“: Der Nebel bzw. tiefe Hochnebel hielt sich im Mittelland und in den Tälern der Voralpen auch heute wieder zäh. Mit fortschreitender Subsidenz (absinkenden Luftmassen) und ausgeglichenen Druckverhältnissen mitten im Hochdruckgebiet sank die Obergrenze auf heute gegen 700 bis 800 Meter. Und abseits vom Nebel? „tschêl blov e sulagl“ oder auf Deutsch: Blauer Himmel und Sonne soweit das Auge reicht.


Das Satellitenbild zeigt die Nebel- und Hochnebelverteilung über Mitteleuropa. Schneebedeckte Flächen erscheinen auf dem Komposit bläulich. (EUMETSAT, MeteoSchweiz)

Der restliche Teil der ersten Strophe hat mit Wetter nicht mehr viel zu tun, widerspiegelt aber gut die heutige Gemütslage des Blogschreibers (und wohl auch diejenige von anderen „Heimweh-Engadinern“).




Ajer fras-ch, o plütost fraid: aber nicht überall!

Widmen wir uns der «l’ajer fras-ch», also der frischen, kühlen Luft: Hier bezieht sich der Autor wohl auf die meist kühle und erfrischende Luft des Engadins. So war auch der heutige Morgen im Engadin „frisch“, oder besser gesagt kalt: Das Minimum lag in Samedan bei -15.2 Grad. Aber auch in anderen Regionen, beispielsweise in den Tälern des Mittel- und Südtessins, war es heute kalt: In Stabio und auch in der Magadino Ebene wurden Minima um -5 Grad registriert. Tiefstwerte im deutlich negativen Bereich gab es grundsätzlich überall dort, wo sich dank der windschwachen und klaren Nacht Kaltluftseen ausbilden oder weiter verstärken konnten:



„L’ajer fras-ch“ fand man heute aber auch in „Turich“. Mit einer Höchsttemperatur um 0 Grad sowie einer Luftfeuchtigkeit nahe 100% war hier die Winterjacke genauso angebracht wie im Engadin. Interessant ist dabei, dass die Temperatur im Mittelland kaum Schwankungen unterworfen war, da die Nebeldecke isolierend wirkt: In der Nacht verhindert die Nebeldecke die langwellige Abstrahlung und damit die Abkühlung, tagsüber hält sie einen grossen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung zurück und verhindert damit eine Erwärmung.

Entsprechend gering fällt der Tagesgang der Temperatur aus. Folgende Karte zeigt den Unterschied der Temperatur zwischen dem Minimum und dem Maximum der vergangenen 24 Stunden.



Während die Temperatur unter dem Nebel um nur 1-2 Grad variierte, lag der Tagesgang in den sonnigen und wolkenlosen Gebieten bei gut 10 Grad. Spitzenreiter waren Stabio im Südtessin und Samedan im Engadin mit über 16 Grad. Welche weiteren Faktoren den Tagesgang der Temperatur beeinflussen, erfahren Sie übrigens in diesem (sommerlichen) Blogbeitrag: Tagesgang der Temperatur

Ausserordentlich mild war es heute erneut in den mittleren Lagen oberhalb der starken Inversion.




Il temp e l’ora as müdan

„Quel temp, quel as müda“ und damit auch das Wetter. Dies aber erst im neuen Jahr, denn bis mindestens Mittwoch bleibt uns das Hochdruckwetter mit „unten blau, oben grau“ erhalten. Damit wünschen wir allen „Flachländern“, welche unter dem Nebel ausharren müssen, nehmts „patchific“. Kein Grund zur schlechten Laune, es kommen wieder andere Zeiten!

„Buna glüna“ hatte heute wohl unser Kollege D. Gerstgrasser: Dank dem Absinken der Nebelobergrenze konnte er in den Nebelrandzonen schönstes „Rauseis“ fotografieren. Dieses wuchs in den vergangenen Tagen an windexponierten Lagen zum Teil gegen 8 cm an, wie hier auf der Hirzelhöchi:





Foto: Raueis auf der Hirzelhöhe (D. Gerstgrasser)

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Tschêl blov
Bildquellen: Bild 1: =>  D. Gerstgrasser; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden

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