Gefrierender Regen im Anmarsch: Glatte Strassen in der Nacht auf Sonntag erwartet

Am Wochenende erreicht uns eine Warmfront und bringt teils gefrierenden Regen, welcher in der Nacht auf Sonntag für teils glatte Verhältnisse auf den Strassen und Wegen führen könnte. Wir schauen uns die Wetterlage im Detail an.

Bevor wir auf das anstehende, eher seltene meteorologische Phänomen des gefrierenden Regens eingehen, ziehen wir wie gestern versprochen kurz, Bilanz zu den Schneefällen von gestern: Das Tief „Ginette“, dessen Kern mittlerweile weit weg über Nordrussland liegt, bescherte uns mit einer schleifenden Kaltfront teils stürmischen Wind und besonders am Alpennordhang eine gute Portion Neuschnee:



Am Alpennordhang sowie in den westlichen Walliser Alpen durfte man sich oberhalb von 1000 Metern verbreitet über 20 bis 40 cm Pulverschnee freuen. In Lagen unterhalb 1000 Metern gab es den Voralpen entlang oft 5 bis 20 cm. Auch im zentralen und östlichen Flachland wurden die Wiesen mit wenigen cm Neuschnee angezuckert.

Neben den oben dargestellten, manuellen Neuschneemessungen kann man die Neuschneemengen mit Hilfe von Radardaten auch flächig abschätzen:



Auf Son Benedetg oberhalb von Sumvitg reichte es im Schutz des nördlichen Alpenhauptkamms nur für wenige cm Neuschnee. (Meteomeldung/App)

Voraussetzungen für gefrierenden Regen

Widmen wir uns nun aber dem bevorstehenden Wetter, welches nicht minder spannend ist: Am Samstagabend bahnt sich in Teilen des Mittellands eine Unwetterlage mit gefrierendem Regen an. Damit es zu diesem eher seltenen, aber potentiell gefährlichen Phänomen kommt, braucht es neben Niederschlag…

1. eine Luftschicht in mittleren Höhen mit positiven Temperaturen von deutlich über 0 Grad, in denen der Niederschlag schmilzt. Dieser Bereich befindet sich meist im Bereich von etwa 800 bis 1600 Metern.

2. ein Kaltluftsee am Boden, in dem sich die fallenden Regentropfen wieder abkühlen und beim Kontakt mit der kalten Bodenoberfläche sofort zu Eis gefrieren.

Kalter Samstag

Für die zweite Bedingung sind die kommenden Stunden entscheidend. Aktuell liegt der Alpenraum am südöstlichen Rand eines Hochs mit Kern über den Brittischen Inseln. Dieses sorgt dafür, dass sich die Luft rasch abtrocknet und der Wind rasch nachlässt. Die Folge davon ist eine meist klare Nacht, bei der die bodennahe Luft polaren Ursprungs in der Nacht durch langwellige Abstrahlung rasch abkühlt. Bis am Samstagmorgen liegt dann unterhalb 800 bis 1000 Meter ein markanter Kaltluftsee.

Aufgrund der tiefstehenden Sonne und einigen Nebelfeldern erwärmt sich die Luft in den Niederungen kaum. Verbreitet dürfte es für einen Eistag reichen (=Höchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt).




Warmfront in der Nacht auf Sonntag

Mit der aufziehenden Warmfront nimmt in der zweiten Tageshälfte die Bewölkung aus Westen rasch zu und schon am späten Nachmittag fallen gebietsweise erste Schneeflocken. Im Laufe des Abends führt die Warmfront mit einer kräftigen Südwestströmung nach und nach mildere und feuchtere Luft zur Alpennordseite, welche auf den oben erwähnten Kaltluftsee aufgleitet. Die aus Westen aufkommenden Niederschläge gehen damit zunehmend in Regen über, bis am Sonntag steigt die Schneefallgrenze auf über 2000 Meter.

Gleichzeitig verharrt in den Niederungen zunächst noch der Kaltluftsee mit negativen Temperaturen. Fällt nun der Regen in diese kalte Grundschicht, so kühlen sich die Tröpfchen ab und erreichen dann in unterkühlter Form den Boden. Da dieser ebenfalls eine Temperatur unter 0 Grad aufweisen wird, gefrieren die Wassertröpfchen beim Kontakt mit dem Boden sofort zu Klareis.



Modellierte Sondierung für einen Gitterpunkt im zentralen Mittelland für den 5. Januar, 2025 um 1 Uhr. Die rote Linie zeigt die Temperatur, die blau gestrichelte den Taupunkt. Ganz rechts ist an den Windfiedern der kräftige West- bis Südwestwind in der Höhe erkennbar. Dazwischen ist mit Symbolen die Niederschlagsform in jeweiliger Höhe erkennbar.


Animation des stündlichen Niederschlags (blau) sowie des gefrierenden Regens (rot) für morgen Samstag, prognostiziert durch das IFS-Model (06 UTC). (ECMWF, MeteoSchweiz)

Im Laufe der Nacht hält die Warmluftzufuhr weiter an und der Kaltluftsee wird allmählich abgebaut. Damit dürfte der vereiste Niederschlag am Boden rasch schmelzen und sich die Situation entsprechen entspannen. Am Sonntag stellt sich bei milden Temperaturen eine Föhnlage ein.


Aktuelle Warnkarte: In den zur Warnung angrezenden Regionen wie der Nordwestschweiz und den Alpentälern ist zum Teil auch mit gefrierendem Regen zu rechnen, jedoch nicht verbreitet und bei geringerer Intensität. Entsprechend ist in diesen Regionen eine Stufe 2 Warnung möglich, eine Neubeurteilung der Warnlage erfolgt morgen Samstag. (MeteoSchweiz)

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / In der Nacht auf Sonntag besteht die Gefahr vor gefrierendem Regen
Bildquellen: Bild 1: => MeteoSchweiz; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden

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