Faszinierendes Naturphänomen – so entstehen farbige Kränze um Sonne und Mond

Heute widmen wir uns einem optischen Phänomen, welches relativ häufig an mittelhohen Wolkenfeldern vorkommt.

Es kann aber auch an Pollen entstehen, sodass wir es in den nächsten Tagen möglicherweise beobachten können.

Ein Phänomen mit vielen Namen

Wenn dünne mittelhohe Wolkenfelder durchziehen, lohnt sich ein Blick zur Sonne oder zum Mond. Häufig sind dann konzentrische farbige Ringe am Himmel zu sehen. Wegen der geringeren Blendwirkung lässt sich das Phänomen am besten nachts bei möglichst vollem Mond beobachten.

Dieses beeindruckende optische Phänomen ist unter verschiedenen Namen bekannt:

  • Hof mit farbigen Kränzen
  • Korona
  • Aureole

Ein wenig (vereinfachte) Physik

Da wir es mit kleinen Wolkentropfen zu tun haben, müssen wir bei der Beschreibung die Wellennatur des Lichts berücksichtigen. Das Licht dringt nicht wie bei der Entstehung des Regenbogens in die Regentropfen ein, sondern es wird um die Wolkentropfen herum abgelenkt. In der Folge überlagern sich die verschiedenen Wellen und es können Interferenzeffekte auftreten (ein Muster mit hellen und dunklen Zonen). Die Farben entstehen dadurch, weil die Stärke der Beugung von der Wellenlänge des Lichts abhängt. Eine etwas fundiertere Beschreibung zum Thema Beugung des Lichts ist hier zu finden.


Welche Grösse haben Wolkentröpfchen?

Die typische Grösse von Wassertröpfchen in den Wolken beträgt etwa 20 µm (= 0.02 mm). Bei dieser Grösse genügen schon kleinste Aufwinde, damit sie in der Luft schweben.


Häufig an Wolkentröpfchen

Wie eingangs erwähnt, tritt der Hof mit farbigen Kränzen häufig und typischerweise an dünnen mittelhohen Wolkenfeldern auf (Altostratus, Altocumulus). Das Phänomen kann aber auch am Nebel- oder Hochnebelrand beobachtet werden.


Hof mit farbigen Kränzen an dünnen mittelhohen Wolkenfeldern mit Wellenstrukturen. (Archivbild 22.5.2021, D. Gerstgrasser)

Hof mit farbigen Kränzen am Nebelrand im Wald. (Archivbild 5.6.2022, D. Gerstgrasser)

Seltener an Pollen

Mit den steigenden Temperaturen erwarten wir in den kommenden Tagen zeitweise einen sehr markanten Pollenflug. Insbesondere die Hasel- und Erlenpollen dürften in hohen bis sehr hohen Konzentrationen auftreten.


Welche Grösse haben Pollen?

Die Grösse von Pollen ist sehr variabel und liegt im Bereich von 15 bis 100 µm (= 0.015 bis 0.1 mm). Die aktuell häufig vorkommenden Haselpollen haben typischerweise einen Durchmesser von 25 bis 30 µm.

Der grösste Unterschied zu den Wolkentröpfchen: Pollen weisen keine symmetrische Kugelform auf, teils sind sie elliptisch oder weisen sonstige Asymmetrien auf. Verschiedenste, durch das Rasterelektronenmikroskop fotografierte Pollen sind hier zu sehen.


Pollen weisen eine sehr ähnliche Grösse wie Wolkentröpfchen auf. Damit ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass im Laufe der kommenden Woche dezente farbige Ringe am Himmel erscheinen, welche durch den Pollenflug ausgelöst werden. Das Phänomen wird in diesem Fall als Pollenkorona bezeichnet.

Allerdings muss man genau hinschauen und die Sonne durch eine Hausecke, Strassenlaterne oder einen sonstigen Gegenstand abdecken.

Da Pollen mehr oder weniger stark von der Kugelform abweichen, sind Pollenkoronen nicht zwingend kreisrund. Sie können auch ovale (z.B. bei Birkenpollen) oder karoartige (z.B. bei Kieferpollen) Formen annehmen.


Pollenkorona an Haselpollen bei Lumino, an der Kantonsgrenze TI/GR. (Archivbild 25.1.2024, D. Gerstgrasser)

Pollenkorona über Thalwil (Archivbild 10.3.2017, D. Gerstgrasser)

Falls Sie eine Pollenkorona beobachten und fotografieren, würden wir uns natürlich über eine Mitteilung via Wettermeldung auf der App oder via Kontaktformular freuen!


Wann ist das Phänomen besonders farbintensiv?

Besonders farbintensive Koronen entstehen, wenn die in der Luft schwebenden Tropfen oder Pollen eine möglichst einheitliche Grösse aufweisen. Dabei gilt: je kleiner die Tropfen, umso grösser sind die farbigen Ringe.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Wenn Wolkentröpfchen oder Pollen Farbe an den Himmel zaubern
Bildquellen: Bild 1: => Archivbild 9.11.2017, D. Gerstgrasser; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden

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